Freitag, 29. März 2024, 11:18:24

Ein Besuch bei der Stauning Distillery – Teil 2: Neu denken…

Die dänische Brennerei geht neue Wege, ohne sich von Traditionen zu entfernen...

Ende Juni hatten wir von Whiskyexperts gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Journalisten und Bloggern die Möglichkeit, auf Einladung des deutschen Importeurs Kirsch Whisky die dänische Brennerei Stauning zu besuchen und über unsere Eindrücke zu berichten. Wir tun das in einem mehrteiligen Beitrag, den wir heute mit dem zweiten Teil über die neue Brennerei fortsetzen.  Teil eins können Sie hier lesen. Viel Vergnügen damit!


Ein Besuch bei der Stauning Distillery – Teil 2: Neu machen

Beim Neubau der Stauning Brennerei hat man sich ganz bewusst nicht auf den behübschenden traditionellen oder einen rein funktionalen Baustil eingelassen. Man versuchte einen Brückenschlag: Die Bauform der alten Gebäude findet sich in den Silhouetten der neuen wieder, ansonsten sollte sich das innovative, experimentelle Denken, das – fast möchte man sagen: notgedrungen – die Geschichte der Brennerei diktiert hatte, Im Neubau zeigen. Und so sind das Alte und das Neue einerseits völlig unterschiedlich, aber dann dennoch irgendwie zusammengehörend:

Wir sind neugierig darauf, was uns in der modernen Brennerei erwartet, die in den Glaselementen die schöne Landschaft der Umgebung widerspiegelt.

Die Glasfassade der neuen Stauning-Brennerei. Bild © Whiskyexperts 2019

Aber schon bevor wir sie betreten, werden wir mit einer weiteren interessanten Idee konfrontiert: Alex Højrup Munch, einer der Gründer von Stauning, der uns über das Gelände führt, zeigt uns die schwarz verkohlte Türe ins Gebäude. Nein, hier hat es nicht gebrannt, meint Alex, man könne aber auf diese Weise bei den Führungen gleich mal auf das Thema der ausgekohlten Fässer kommen und über die Geschmacksbildung im Whisky reden. Und die Türe füge sich so auch perfekt in die schwarze Fassade ein.

Alex vor der verkohlten Eingangstür der Brennerei. Bild © Whiskyexperts 2019
Detail der verkohlten Eingangstür. Bild © Whiskyexperts 2019

Drinnen sieht es zunächst einmal gar nicht nach einer Destillerie aus, eher nach einem seltsamen Hybriden zwischen Reithalle und leerem Kuhstall:

Die langen Bahnen mit Betonboden lassen zunächst einmal nichts über ihren Verwendungszweck erahnen.

In der Stauning-Destillerie. Bild © Whiskyexperts 2019

Aber die Maschine ganz hinten, die kommt uns bekannt vor:

Die Getreidewendemaschine, die man bei Stauning erfunden hat. Bild © Whiskyexperts 2019

Damit wird klar, wo wir hier sind: Diese riesige Halle ist der fast vollständig automatisierte Mälzboden der Brennerei – eine Anlage, wie es sie sonstwo (noch?) nirgends gibt. Hier bringt die Destillerie Stauning im großen Stil das Getreide zum Keimen und damit dazu, in den Körnern Zucker zu bilden, der dann später mit Hefe in den Gärbottichen zu Alkohol umgewandelt werden kann.

Die Bahnen mit dem Getreide sehen gigantisch aus. Momentan sind nur zwei davon benutzt – die Brennerei arbeitet noch weit von der maximalen Kapazitätsgrenze entfernt.

Eine der Bahnen des Mälzbodens. Bild © Whiskyexperts 2019

Langsam und beständig und vor allem leise versieht hier die Getreidewendemaschine ihren Dienst.

Der Mälzboden bei Stauning. Bild © Whiskyexperts 2019

Wenn man die Maschine bei der Arbeit sieht, dann fällt auf, dass sie eine Weiterentwicklung derer ist, die wir in der alten Brennerei gesehen haben. Die „Finger“ sind nun etwas versetzt, weil sie so gleichmäßiger arbeiten können. Und was man nicht sieht: auf einer Seite ist sie leicht erhöht, damit sie nicht im Laufe ihrer Arbeit alles auf eine Seite schiebt, sondern das Getreide gut verteilt bleibt.

Nach einiger Zeit muss die Keimung gestoppt werden – und dazu schaufelt man das Getreide dann in die Kiln, den Ofen. Das geschieht mittels einer archimedischen Schraube, die vom Mälzboden in die Kiln führt:

Das Prinzip dieser Transportschraube in der Stauning-Destillerie ist über 2000 Jahre alt. Bild © Whiskyexperts 2019

Alex erklärt das Prinzip hier – und was die Kiln bei Stauning so einzigartig macht:

Und so sieht das gekeimte Getreide dann aus:

Gekeimtes Getreide bei Stauning. Bild © Whiskyexperts 2019

Wir verlassen nun das erste Gebäude der neuen Stauning Destillerie, das den Mälzboden und die Kiln enthält und schauen uns kurz einmal an der Rückseite der Brennerei um…

[easy_panorama id=“797706″]

Hier finden sich Silos für das Getreide…

Getreidesilos bei Stauning. Bild © Whiskyexperts 2019

…und Landwirte aus der Gegend können sich die nahrhaften Produktionsrückstände für ihr Vieh abholen. Hier soll nichts verschwendet werden – Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind bestimmende Faktoren bei Stauning.

Nun aber betreten wir das zweite Gebäude der neuen Brennerei, dort sind die Maisch- und Gärbottiche sowie die Mühle für das gemälzte Getreide untergebracht.

In der Mitte das Gebäude mit den Maisch- und Gärbottichen sowie der Mühle. Bild © Whiskyexperts 2019

Die Getreidemühle ist wohl das konventionellste Stück der Ausstattung:

Stauning Distillery. Die Getreidemühle. Bild © Whiskyexperts 2019
Die Mühle wurde in einem Unternehmen östlich von Cambridge erzeugt. Bild © Whiskyexperts 2019

Die Maischbottiche sind aus Edelstahl.

Alex zeigt uns die Maischbottiche bei Stauning. Ein Blick in einen leeren Maischbottich. Die Maische wird von unten umgerührt. Bild © Whiskyexperts 2019
Hinter den Maischbottichen sieht man den Würzekühler. Ein Blick in einen leeren Maischbottich. Die Maische wird von unten umgerührt. Bild © Whiskyexperts 2019
Ein Blick in einen leeren Maischbottich. Die Maische wird von unten umgerührt. Bild © Whiskyexperts 2019
Alex hat die Abdeckung vom rotierenden Würzekühler entfernt, damit wir einen Blick darauf werfen können. Bild © Whiskyexperts 2019

Im nächsten Raum, mit einem wunderbaren Ausblick, stehen die Gärbottiche, die ebenfalls in Edelstahl ausgeführt sind. Insgesamt acht davon hat die Brennerei.

Die Gärbottiche von Stauning. Bild © Whiskyexperts 2019

Bei Stauning kann man auch den „Unterbauch“ der Destillerie besuchen – und das tun wir auch. Dort sieht man, wie groß eigentlich diese Gärbottiche sind:

Oben sieht man eigentlich nur den „Deckel“ eines Gärbottichs. Von unten wird seine eigentliche Größe sichtbar. Bild © Whiskyexperts 2019
Im „Unterbauch“ von Stauning. Bild © Whiskyexperts 2019

Bevor es in das Haus mit den Brennblasen geht (davon berichten wir im dritten Teil unseres Reports), machen wir noch einen Abstecher in eines der Lagerhäuser, wo die Sammeltanks für den fertigen Spirit und eine Abfüllanlage für die Flaschen untergebracht sind.

Die Spirittanks bei Stauning. Bild © Whiskyexperts 2019

Die handbetriebene Abfüllanlage für die Flaschen:

Flaschenabfüllanlage bei Stauning. Bild © Whiskyexperts 2019

Während wir uns den Raum ansehen, fällt uns eine bauchige Flasche mit der Beschriftung Devil’s Cut auf. Wir fragen Alex, was es damit auf sich hat. Er erklärt uns, dass dies Reste aus entleerten Fässern sind, die hier gesammelt werden (und nicht dazu, um dann weggeschüttet zu werden).

Das weckt unsere Neugierde. Natürlich wollen wir den Devil’s Cut probieren. Mit seinen 62.4% Alkoholstärke bringt er eine gewaltige Holzfracht – und wenn man die Farbe in der Ballonflasche und im Glas betrachtet, weiß man, woher er sie hat. Ein Erlebnis!

Höchst inoffiziell: Der Devil’s Cut. Bild © Whiskyexperts 2019

Im dritten und vorläufig letzten Teil unseres Reports geht es dann in die „Kathedrale“ der Stauning Destillerie mit ihren 24 Brennblasen. Dort erhalten wir Einblicke, wie sie noch wenige gesehen haben, bevor wir dann in ein Lagerhaus gehen und aus verschiedensten Fässern kosten dürfen. Bis dahin aber noch ein paar Bilder der Brennerei…

Hinter diesem Lagerhaus der Stauning Distillery gibt es noch zusätzliche Getreidespeicher für Notfälle. Bild © Whiskyexperts 2019
Der Stauning-Neubau im Überblick. Bild © Whiskyexperts 2019
Die „Kathedrale“ von Stauning mit den 24 Brennblasen. Bild © Whiskyexperts 2019

Disclaimer im Sinn unserer Redaktionsrichtlinien: Unser Aufenthalt bei Stauning wurde von  Kirsch Whisky, dem deutschen Importeur, organisiert und finanziert. Das Unternehmen hatte keinerlei Einfluss auf die Gestaltung des Beitrags.

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