Dienstag, 23. April 2024, 14:52:21

Secrets of Islay (and Islands) Teil 3 – Nachbericht zum Tasting

Nach zwei Teilen der Verkostungsserie, die sich exklusiv auf die Insel Islay konzentriert hatten, fand die Trilogie „Secrets of Islay“ mit einem Rundflug über die schottischen Whiskyinseln ihren gelungenen Abschluss. In Vertretung von Reinhard Pohorec, der die ersten beiden Teile begleitet hatte, gesellte sich diesmal Bernhard Rems unter die Teilnehmer, um vom Tasting und seinen lukullischen Begleiterscheinungen zu berichten.

Gerhard Petö (links) und Erich  Wassicek begrüßen die Gäste
Gerhard Petö (links) und Erich Wassicek begrüßen die Gäste

Im schon bekannten Extrazimmer der Bar Halbestadt führte Gerald Petö von Whisky Purbach seine Gäste von Norden nach Süden durch die Insellandschaft Schottlands. Der Kurs war nicht nur von geografischen Überlegungen bestimmt, sondern auch von geschmacklichen, startete man doch mit dem Scapa 16yo und zwei Abfüllungen von Highland Park (12yo und Drakkar) die Reise auf den Orkneys mit eher leichten und sehr einfach zugänglichen Whiskys. Der Scapa 16yo hätte es schwer gehabt, sich in einer Blindverkostung als Insulaner zu erkennen zu geben, die ausgeprägten floralen Noten, seine Süße und vor allem das Fehlen jeglicher Anklänge an Meeresluft hätten ihn ebenso leicht als Festlandwhisky durchgehen lassen. Dennoch: Nicht uninteressant, und für den Autor um einiges angenehmer als der Highland Park 12, der vor allem mit Pfeffrigkeit zu punkten versuchte. Der Drakkar hingegen stellte sich eine Stufe über den Zwölfjährigen, kam ausgewogen, wenn auch nicht besonders fordernd daher.

Fast alle Whiskys der Verkostung
Fast alle Whiskys der Verkostung

Auch diesmal wurden die Whiskys wieder von wohlüberlegten und passenden Köstlichkeiten aus der Küche begleitet – mit Können und Einfühlungsvermögen zubereitet und hübsch präsentiert. Die Brotsuppe ohne Suppe, dafür aber mit einem Spiegelei von der Wachtel, war der ideale Gaumenschmaus zu den Whiskys des ersten Flights.

Die Brotsuppe ohne Suppe
Die Brotsuppe ohne Suppe

Weiter ging es mit der Reise, und wir begaben uns auf die Insel Skye. Repräsentiert wurde diese von zwei Abfüllungen der einzigen Destillerie auf der Insel, Talisker. Der absolute Standard, Talisker 10yo, brachte salzige, maritime und rauchige Noten an den Gaumen und zeigte einmal mehr, warum er unter den Standardwhiskys eine durchaus herausragende Rolle einnimmt: Für das Geld bietet er solide Qualität, enttäuscht nie und ist unverkennbar. Die Talisker Distillers Edition, die als Kontrapunkt gereicht wurde, vereint die Vorzüge des Zehnjährigen und rundet sie nach hinten mit einem gelungenen Amoroso-Sherryfinish ab. Hier hat man durchaus den Eindruck, dass das Finish nicht zum Überdecken, sondern zum Erzielen einer gewissen Finesse benutzt wurde.

Südlich von Skye finden wir die Insel Mull, und auf ihr die Destillerie Tobermory, die seit dem vorigen Jahr so wie auch Bunnahabhain und Deanston zur südafrikanischen Distell-Gruppe gehört. Tobermory macht die meiste Zeit des Jahres ungetorften Whisky, wenige Monate aber dann werden sprichwörtlich die Torffeuer angeworfen und ein herrlich torfig rauchiger Whisky erblickt unter dem Namen Ledaig das Licht der Welt. In diesem Flight traten der Tobermory 10yo und der Ledaig 2005 aus dem Hause Carn Mor gegeneinander und miteinander an. Für mich schmeckt Tobermory immer so, als käme der Whisky aus einem algenbesetzen Blecheimer – und das meine ich durchaus positiv. Er hat den Meerescharakter ganz anders als Talisker, deutlich brackiger und nicht vorne aus der Gischt, sondern hinten aus dem Anleger, wo einige Fischkutter vor sich hindümpeln. Der Ledaig von Carn Mor, ein siebenjähriger Jungspund mit einem unglaublich erwachsenen Charakter, begeisterte auch in dieser Verkostung die Teilnehmer mit seiner ausdruckstarken Frische. Schade, dass von dieser Abfüllung kaum noch etwas in den Geschäften zu finden ist – sie ist und bleibt ein wirkliches Highlight in ihrer Preisklasse.

Fachkundige Erklärungen, immer getragen von einer spürbaren Liebe für das Wasser des Lebens: Gerhard Petö
Fachkundige Erklärungen, immer getragen von einer spürbaren Liebe für das Wasser des Lebens: Gerhard Petö

Gastgeber  Erich Wassicek von der Bar Halbestadt öffnete dann zwischendurch seinen Privatschatz um die letzten Schlucke einer alten, ebenfalls siebenjährigen Ledaig-Originalabfüllung auszuschenken – in der Nase milder (auch wohl deshalb, weil die Flasche schon einige Zeit geöffnet war), aber am Gaumen nach wie vor mit viel Kraft und der Ledaig-Charakteristik, die auch den Carn Mor so auszeichnete. Die Originalabfüllung gebärdete sich wie der wohlerzogene Zwillingsbruder der Carn Mor-Abfüllung und wusste ebenfalls zu überzeugen. Dann gab es noch, ebenfalls von Erich zur Verfügung gestellt, einen Ledaig 16yo aus dem Jahr 1990, in der CC-Abfüllung von Gordon & MacPhail. Das Refill Sherrybutt machte ihn elegant und rund, ein schöner, bemerkenswerter Whisky.

Ein alter Ledaig, Originalabfüllung - er hat seinen Zweck bereits erfüllt.
Ein alter Ledaig, Originalabfüllung – er hat seinen Zweck bereits erfüllt.

Immer wieder zwischendurch: kulinarische Akzentuierungen wie ein herrliches Blunzensandwich (Blunze ist Blutwurst, für alle Nichtösterreicher) oder eine Rahmsuppe mit Kartoffelcroutons (auf den Punkt angeknuspert – traumhaft) und Kresse – oder später dann ein Zweierlei an Aufläufen (Schinken und Kräuter, die elegant mit dem Spannungsverhältnis zwischen getorftem und ungetorftem Whisky spielten) sowie ein Scheiterhaufen als Dessert. Eine Verbeugung vor der creativen Küche, die nie den Boden unter den Füßen verlor, ist hier angebracht.

Der vierte Zwischenstopp auf unserer Inselrundreise war Jura, gleich nordöstlich von Islay gelegen – ein relativ menschenleeres Eiland, auf dem man eher einen Hirsch als einen Bewohner sehen wird. Von dort hatte Gerald Petö den Jura Turas Mara und den Jura Prophecy mitgebracht – und es ist durchaus verständlich, warum es eingefleischte Fans dieser Inselwhiskys gibt. Während der Turas Mara gefällig und intensiv schmeckt, hintenraus an gute Bunnahabhains erinnert, ist der Prophecy ein Torfwhisky, der nicht auf brachiale Gewalt, sondern eher auf Eleganz setzt. Auch wenn beide Whiskys nicht zu den hintergründigsten gehören, sind sie schön trinkbar und haben durchaus ihre eigene Note.

Westlich der Halbinsel Kintyre (nicht nur bekannt aus dem Song von Paul McCartney, sondern auch als Heimat der Whiskyregion Campbeltown) liegt die Insel Arran mit der gleichnamigen Destillerie. Arran als Destillerie ist noch sehr jung, an die zwanzig Jahre, und während in der ersten Zeit die Qualität eher mäßig war (was man hinter einer Unzahl von Finishes zu verbergen suchte), hat sie sich in der Zwischenzeit gemausert und präsentiert heute bereits sehr eindrucksvolle Whiskys. Der Arran 10yo und der rauchige Arran Machrie Moor spielen zwar nicht in dieser ersten Liga mit, aber sie zeigen dennoch sehr schön den eher leichten, exotisch fruchtigen Stil dieser Destillerie. Der Machrie Moor selbst ist nur dezent getorft, aber leider drängt sich bei ihm der Alkohol in Form von starker Pfeffrigkeit in den Vordergrund. Runder geht es beim 10yo zu, der wiederum, typisch für Arran, keinerlei Meernoten zeigt.

Fachsimpeleien unter den Gästen
Fachsimpeleien unter den Gästen

Eigentlich wäre mit den beiden Arrans die Verkostung und damit die Trilogie zu Ende gewesen, aber Gerald Petö hatte noch eine Überraschung im Gepäck. Eine Inselgruppe fehlte nämlich in der Rundreise, und das waren die Äußeren Hebriden, die seit einiger Zeit die kleine Destillerie Abhainn Dearg beherbergten, untergebracht in windschiefen Schuppen, mit einem Produktionsvolumen von gerade Mal 15.000 Litern (nein, da fehlt keine Null) jährlich. Der dreijährige Abhainn Dearg 2008 Limited Edition ist dementsprechend selten und teuer – ein halber Liter davon kostet fast 200 Euro. Geschmacklich ist er sein Geld sicher nicht wert – da spürt man hauptsächlich noch Newmake Spirit darin, Getreide, Süße, aber man findet mit etwas Nachschmecken schon die Ansätze in ihm, einmal ein guter Whisky zu werden. Als Whiskyliebhaber konnte man natürlich an so einer Kostprobe trotz des geschmacklichen Defizits (das ja auch zu erwarten war) nicht vorbei gehen.

Junger Tropfen mit viel Potential - Abhainn Dearg 2008 Limited Edition
Junger Tropfen mit viel Potential – Abhainn Dearg 2008 Limited Edition

So endete nicht nur ein interessanter und fachkundig begleiteter Abend, sondern auch die gesamte Trilogie. Themenspezifische Verkostungen sind, vor allem, wenn sie so perfekt vorbereitet und umfassend betreut sind, eine interessante Sache – und die Islay/Islands-Trilogie von Gerhard Petö war sicher jede Minute, die man in ihr verbrachte, wert. Es hat allen Sinnen Spaß gemacht – und man geht mit mehr Wissen, neuen Eindrücken und vor allem von Gerhards Liebe zu Whisky befruchtet hinaus…

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