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Whisky Breton, bretonischer Whisky – Brennmeister streiten sich

von Ernie  – Ernst J. Scheiner,  www.whisky-distilleries.net

Copyright The Gateway to Distilleries 2013.
Copyright The Gateway to Distilleries 2013.

„Unter der Federführung von David Roussier von der Destillerie Warenghem haben sich vier bretonische Whisky-Brennereien zu einem Interessenverband zusammengeschlossen: Menhirs in Plomelin (Finistère), Glann-ar Mor in Pleubian (Côtes-d’Armor), Kaerilis von der Belle-Île (Morbihan) sowie Warenghem (Lannion),“

so war es in der Regionalzeitung Ouest France am Freitag, den 20. Dezember 2013 zu lesen. Autor Jean-Paul LOUÉDOCD berichtete von einem Gespräch mit dem Direktor der Destillerie Warenghem und hatte dabei zwischen Wunschdenken des Interviewten und der Realität nicht unterschieden. Richtig ist vielmehr, das der junge und dynamische David Roussier die Anerkennung der geographischen Herkunftsbezeichnung Whisky Breton für seine Destillerie anstrebe und keinesfalls für die anderen bretonischen Kollegen sprach: „Ohne sein Wissen habe der Redakteur seine Gedanken grundlegend falsch wiedergegeben…As an example I would never tell him that double maturation was about distilling twice.“

Die Stills der Destillerie Warenghem - Copyright Warenghem 2013, mit freundlicher Genehmigung
Die Stills der Destillerie Warenghem – Copyright Warenghem 2013, mit freundlicher Genehmigung

Bereits im September 2013 hat Roussier gegenüber Whiskyexperts von den unterschiedlichen Positionen und des zähen Diskussionsverlaufs seiner drei bretonischen Brennereikollegen berichtet. „Eine Einigung sei derzeit nicht in Sicht,“ so David resignierend.

Roussiers Schwiegervater war der erste bretonische Brennmeister, der 1987 zum ersten Mal einen Blended Whisky WB-Whisky Breton (verschnitten aus 75 % Weizen- und 25% Gerstendestillaten) in die Regale der französischen Lebensmittelketten brachte. 1998 folgte bereits der erste Armorik Single Malt (aus 100% gemälzter Gerste). 85% der jährlichen Warenghem-Abfüllungen werden in Frankreich vermarktet und machen ihn zum dortigen Marktführer.

Die Brennmeister an den zauberhaften Côtes d’Armor mit ihren rosafarbenen Granitfelsen produzieren ihren AMORIK nach hohen Qualitätsmaßstäben: erstklassige lokale Gerste, bestes Malz und frische Hefe, lange Fermentation, schonende doppelte Destillation in zwei zwiebelförmigen kupfernen Brennblasen mit Reflux-Kugeln, wie sie in Schottland heimisch sind. Reifen darf ihr Gersten-Destillat in besten Fässern aus bretonischer Eiche in einem milden nicht trockenen maritimen Klima. Bourbon- und Sherry-Fässer schaffen darüber hinaus eine weitere aromatische und geschmackliche Vielfalt.

Seit kurzem strömt der bretonische Whisky in den Weltmarkt, darunter sind Whiskies der Glann ar Mor Destillerie, der EDDU-Produzenten oder der Warenghem Destillerie.

Die Single Malts Armorik Classic, der Armorik Double Maturation sowie der Blend Breizh Whisky (aus 50% Grain und 50% Single Malt) werden weltweit, aber auch in Deutschland oder Österreich, wahrgenommen.

Internationale Wettbewerbe bestätigen deren außergewöhnliche Qualität, denn der Armorik Double Maturation wurde im März 2013 von den World Whisky Awards zum besten europäischen Single Malt Whisky gekührt. Warenghems Blended Breizh Whisky reihte sich in diese Belobigung ein und wurde von der Jury zum besten Blended Whisky Europas 2013 (ohne Schottland) ernannt.

Mittlerweile wurde es oft bewiesen, guter Whisky kommt nicht nur aus Schottland. Zahlreiche Blindverkostungen belegen die herausragenden Qualitäten der Gerstenbrände aus nicht-schottischen Brennereien.

Die Whiskies der Destillerie Glann ar Mor heimsten ebenfalls viel Lob und Preise ein. Jean Donnays peated Kreationen, die unter dem Label Kornog Single Malt vertrieben werden, erreichen bei Verkostungen eine sehr hohe Wertschätzung. Der Malt Maniac Serge Valentin bewertete kürzlich den Kornog ‚Taouarc’h Kentan 13 BC‘ mit fünf Sternen und gab ihm 90 Punkte, Jim Murray lobpreiste den „Westwind“ so die Übersetzung von Kornog, in seiner Whisky Bible 2014 sogar mit 94,5 Punkten. „It is a superstar whisky that gives us all reason to live,“ meint der selbsternannte Whisky-Papst. Unter dem Glann ar Mor Label füllt Jean übrigens seine nicht-getorften Whiskies ab.

Jean und Martine Donnays idyllisch-romantische Brennerei liegt am Ende der Presqu’ile Sauvage, der wilden Halbinsel, direkt am Atlantik. Sie zählt zu den wenigen Whisky-Brennereien deren kleine kupferne zwiebelförmige Brennblasen noch mit Holz und Kohle von außen beheizt werden. Der bretonisch-gälische Name Glann ar mor lautet übersetzt „beim Meer.“ Das Bauernhaus in dem sich die Brennerei befindet wurde bereits 1668 gebaut. Da früher auf den bretonischen Höfen das Brennen von Destillaten üblich war, könnte Glann Ar Mor eigentlich auf eine lange Tradition zurück blicken. Brennmeister Jean betont gerne diese keltische Tradition mit ihren Legenden und Mythen, die seine Destillerie so einzigartig machten: „Dans ce pays de tradition, hanté par les légendes Bretonnes et Celtes, cette presqu’île extrême des Côtes d’Armor constitue un cadre sortant de l’ordinaire pour l’implantation d’une distillerie unique, dans la plus pure tradition Celte.“

Das außergewöhnlich Klima der Bretagne mit seinen gemäßigten Temperaturen (im Winter fällt das Thermometer kaum unter Null), die relativ hohe Luftfeuchtigkeit und die maritime Exposition der Lagerhäuser lassen nach Meinung Jean Donnays und der anderen Brennmeisterkollegen daher den bretonischen Whisky besonders gut reifen. So staunte Serge Valentin nicht schlecht über den fortgeschrittenen Reifegrad der jungen Donnay-Whiskies.

Avec des températures toujours très douces, le thermomètre ne descendant pratiquement jamais en dessous de zéro l’hiver, et des étés chauds mais tempérés et exempts de grandes chaleurs durables, le climat de la presqu’île permet au whisky d’atteindre sa maturité de façon sensiblement plus rapide que dans des régions aux températures plus basses,“ beschreibt Jean die bretonischen Rahmenbedingungen.

Angesichts der Betonung des Terroirs, des bretonischen Klimas und des dortigen säurearmen Wassers fällt es schwer, den derzeitigen Disput unter den bretonischen Brennmeistern zu verstehen und nachzuvollziehen.

Jean Donnay selbst ist vehement gegen die Verwendung der geschützten geografischen Herkunftsbezeichnung „Whisky Breton.“ Es sei ein schlechter Werbeträger, denn einer der Gründe sei, „one of them although not the only one is that the term „whisky breton“ suffer of what cannot be described otherwise as a quite poor image in France.“ (Ein Interview folgt im Januar)

Einzig David Roussier Warenghem Destillerie bekennt sich zur eindeutig zur Region und nennt seine Single Malts selbstbewusst Whisky Breton, reifen sie doch ebenfalls in Fässern aus bretonischer Eiche.

Die Destillerie Menhirs im Herzen der Bretagne ist bekannt für ihren Whisky aus 100% Buchweizen, der unter dem Label Eddu Silver Pur Blé Noir vertrieben wird. Eddu ist die bretonisch-gälische Bezeichnung für Buchweizen. Die Brennerei hätte damit weltweit fast ein Alleinstellungsmerkmal, wenn da nicht beispielsweise die Schwarzwälder Kleinbrennerei Fitzke wäre, die ebenfalls einen Buchweizen-Whisky produziert.

Aber auf dem EDDU-Etikett steht unübersehbar in großen Lettern zu lesen: Whisky de Bretagne. Und auf der Special Blend EDDU Edition erhält der Kunde folgende Hinweise: „A Base de Whisky de Bretagne au Blé Noir…GREY ROCK…CRÉÉ EN BRETAGNE.“

Der Brennmeister in der fünften Generation Guy Le Lay hatte nämlich nach dem Besuch der Dalwhinnie Distillery den Einfall, auch in der Bretagne Whisky zu destillieren. Der Zufall wollte es, dass er vor einem Buchweizenfeld stehend die Eingebung hatte, einen bretonischen Buchweizen-Whisky zu kreieren. Selbst die jüngste bretonische Kaerilis Brennerei auf der Belle Isle de Mer, westlich vom mondänen Seebad La Baule im Atlantik gelegen, betont ihre geografische Lage mit der Herkunftsbezeichnung „Whisky de Belle-Isle“ und spricht selbst von ihren „Belle-Isle Whisky Specialities.“ Beide geografische Markenbezeichnungen ließ die Kaerilis Destillerie sogar rechtlich schützen.

Angesichts ihrer betont bretonischen-gälischen Namensgebung der Whiskies und der Destillerien sowie die bretonischen Herkunftsbeschreibung ihrer Whiskies mutet die Diskussion der bretonischen Brennmeister doch etwas seltsam wie ein Sturm im Wasserglas an. Sie ist befremdlich zumal alle die Besonderheit ihres Terroirs aus unterschiedlichen Blickwinkeln betonen.

Guy Le Lay von EDDU korrigiert scharf gegenüber David Roussier: „Non, les 3 autres producteurs de whisky opérant en Bretagne ne veulent pas d’une appellation „whisky breton.“ Gründe werden allerdings keine aufgeführt.

Zwei Meinungen zur aktuellen Diskussion in Facebook:

Alex Reid: „Glen Breton is already in Nova Scotia.“

Mark Giesler: „I like ‚Whisky Breton’!

Roland Horn: „Whisky Breton sounds good, but I can’t see the regional specialty and uniqueness.“

Interviews mit Jean Donnay und David Roussier werden im Januar folgen.

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