Donnerstag, 28. März 2024, 23:22:21

Wir verkosten: Benriach 25y Authenticus 46%

It’s that time of the year… Die kalte Jahreszeit und vorweihnachtlich festliche Stimmung laden dazu ein, sich einmal einen etwas ausgefalleneren und vielleicht auch kostspieligeren Whisky zu gönnen, und wenn dann noch ein wärmender, rauchiger Malt ins Glas wandert, ist die Bescherung ganz nahe.

In den letzten Jahren ist es durchaus wieder etwas in Mode gekommen, auch in der Speyside mit getorftem Gerstenmalz zu arbeiten und die Whiskys mit diesem Ausdruck zu präsentieren. Was in früheren Jahrhunderten Gang und Gebe war, geriet mit der Erschließung nördlicher Landesteile durch die Eisenbahn zusehends ins Hintertreffen, Kohle war leichter und weiter verfügbar und der Bedarf für Torf als Brennstoff ging zurück.

Bei Benriach entschied man sich Anfang der 70er Jahre dazu, wieder getorfte Malts zu produzieren, wenn auch nur für einige Wochen im Jahr.

Früher als 21y old verfügbar, komplettiert heute der 25y old Authenticus die Reihe und bietet ein etwas ungewöhnliches aber erstklassiges Speyside-Erlebnis!

brau

Nase: der Beginn ist wunderbar erdig, steinig, mineralisch, Rauchnoten kommen auf, jetzt ist auch die Torfkeule da, rotfruchtig, etwas Apfel, Apfelspalten in Backteig, mit Zimtzucker bestreut, auch rote Beeren, etwas floral unterlegt, ein sehr harmonisches, vielfältig verspieltes Bild, 25y? Es kommen auf einmal jugendlich frische Düfte aus dem Glas, ein wogendes Hin und Her, eine wahre Entdeckungsreise, Sherrynoten, malzig, die Reifekomponenten setzen sich mit mehr Zeit dann doch etwas deutlicher ab, Dörrfrüchte, Datteln, ein etwas „muffiger“ Charakter (positiv…!), wie ein dunkler Keller, der den feinsten Fässern ein Zuhause bietet, Marzipan, Fenchelsamen, über dem Lagerfeuer geröstet

Gaumen: voll, füllig Pfefferwürze, etwas Paprika, gelber zuerst, dann grünlich, Chipotle, Holunderbeeren, Hollerkompott, Sellerie, Ledersattel, Hustenzuckerl, dunkle Nussbrotnoten, Brioche, Vanillehonig, etwas Zitronenzeste, ein kurzer Hauch von frisch maritimen Eindrücken, recht lange hält sich die rauchig torfige Seite im Hintergrund, sehr fein unterlegend nur, nicht dominant, samtig, wie ein gutes altes Möbelstück, rötlicher Apfel, dann etwas Brombeere, Holzkohle auf der schwarze Walnüsse und Haselnüsse geröstet werden, Gänse – und Leberblümchen, wieder dieser leicht florale Schimmer, aber dann auch der volle Gewürzcharakter, etwas erinnert der Malt an Gewürzmischungen aus dem arabischen Raum, raz el hanout?

Finish: er bleibt, und bleibt und bleibt und bleibt… das Spiel aus Süße, den Alterstönen, Frucht, es rollt Hand in Hand den Gaumen hinunter, wärmt den gesamten Körper und ist auch nach einer Viertelstunde ungebrochen da, Brioche getoastet, Bienenwaben, Karamellbonbons, ein Hauch von Torf, ein sanfter Salzton, es will nicht aufhören! Crema Catalana

Alles in allem: Ja, der Whisky ist nicht leicht zu bekommen, und ja, wenn, dann um einen recht stolzen Preis. Aber meine Güte, was für ein Erlebnis. Eines sollte man für diesen Malt haben oder sich nehmen: Zeit, denn was hier im Glas passiert, verdient vollste Aufmerksamkeit für einen langen Zeitraum. Ein grandioses Spiel aus dem ursprünglichen Charakter der Destillerie und des Destillats, gemischt mit schönen Reifetönen und der zusätzlichen Komponente, die der Torfeinsatz birgt. Ich finde es jedes Mal aufs Neue spannend, wenn man torfige Whiskys einzelner Regionen verkostet, es ist eindeutig, dass Highlands, Speyside, Orkney und die anderen Inseln gänzlich unterschiedliche Torfcharakteristika hervorbringen. Der hier entstandene florale, erdig-mineralisch und steinige Touch ist etwas, das man von einem Islay Malt so nicht bekommen würde. Nun denn, alles in allem ein fantastisches Erlebnis und garantiert ein Whisky für die besonderen Momente.

Cheers und mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec

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