Freitag, 29. März 2024, 06:28:58

Wir verkosten: Bowmore 23y Port Cask Matured, 50,8% vol., ncf

In den letzten Wochen und Monaten hat die Ankündigung eines Whiskys aus dem Hause Bowmore, Teil von Morrison Bowmore und somit der japanischen Suntory Gruppe, für Aufsehen gesorgt und den Speichelfluss zahlreicher Whiskyliebhaber und besonders auch der colletors in Schwung gebracht.

23 Jahre auf dem Buckel und ausschließlich in ehemaligen Portwood Casks zur Reife gezogen, hat dieser außergewöhnliche Malt zu Buche stehen, 12.000 Flaschen sollen in den Handel gelangen und das, zu einem nicht unstolzen Preis. (wir berichteten)

Während Fässer, die zuvor fortifizierte Weine unterschiedlicher Provenienzen beheimateten, zumeist für ein sogenanntes finish verwendet werden, wurde der Port Cask Matured ausschließlich in diesem Holz gelagert, was eine wirkliche Seltenheit ist.

Morrison Bowmore Master Blenderin Rachel Barrie und Distillery Manager Eddie MacAffer haben die Fässer aus dem reichen Sortiment der ältesten Islay Destillerie (und mittlerweile auch ältesten noch operierenden schottischen Brennerei) selektioniert, und der Whisky ist auch in seinem packaging sehr edel und exklusiv gestaltet. In einer schlanken roten Box, mit zertifizierter und von Mr MacAffer signierten Plakette versehen, schmückt der Whisky die Regale ausgesuchter Whiskyhändler und wird wohl in kürzester Zeit vergriffen sein.

Ich durfte in London diesen besonderen dram verkosten und meine tasting notes teilen.

bm23

Nase: dunkler Karamell eröffnet, Schokolade, Himbeeren, etwas verbrannter Zucker, Kaffee, Erinnerungen an Rum aus Mittelamerika, anfangs noch etwas „muffig“ dumpf im Hintergrund, Zigarrenkistchen, Mon Cherie, Weichselkompott, Vanille, jetzt langsam entwickeln sich die salzig rauchigen Bowmoretöne, das Getreide zeigt ganz kurz auf, Seetang, Erdbeermarmelade, geröstete Walnüsse, mit Zeit kommen savoury notes zu tragen, Sellerie, etwas Kürbis, Thymian, Schokowürze, Bitterkakao, rauchig speckige Cerealien, Zimt, Feigen, sehr verspielt, langsame aber stete Entwicklung mit Facettenreichtum im Glas

Gaumen: volle Süße, Zigarre, druckvoll cremig rollt die Aromenlawine über den Gaumen, rote Frucht, Vanille, Karamell, Zerdernholz, wenig gerbstoffig, bleibt wunderbar haften, das Tannin spielt eine unterstützende aber nie übertönende Rolle, filigran, Papaya, etwas tropische Früchte, ganz dezent seifig, Ananas, Süße und Frucht tanzen umeinander, der Whisky braucht etwas Zeit um wieder die Salzkomponente aufs Tapet zu bringen, rauchig selchige Getreidenoten mit Gewürzen von Zimt, Koriandersamen und Trockenfrüchten, Tiroler Speck, ein kleines Kohlenfeuer brennt im Hintergrund

Finish: ein ungewöhnlich lang anhaltender Abgang getragen von sweet & sour, savoury, komplexe Dörrobstnoten spielen mit Rauch und salzig selchigen Malzaromen, etwas Möbelpolitur, Mahagoni und Maroni, Pflaumenkompott, entwickelt sich bei jedem Schluck, wird etwas austrocknend gegen Ende, Schokolade, Marzipan, Zimtzucker

Alles in allem: Mag man ob der 23jährigen Reifezeit ausschließlich in Portweinfässern etwas skeptische sein, ob man hier noch „Whisky“ im Glas hat, wird man überwältigt von der subtilen, filigranen und äußerst fein gezeichneten Struktur dieses drams, eine tolle Harmonie aus Tannin, Frucht, Druck und Fülle, Aromen von roten Beeren gehüllt in Schokolade, aber stets konterkariert von salzig würzigen Raucharomen, Komplexität, Länge und Intensität, wie ich sie in dieser Form selten bei einem Bowmore erlebt habe, ein echtes Ausrufezeichen und ein Whisky, dem man sich stundenlang widmen kann (und auch danach wird man ihn lange am Gaumen und in Erinnerung behalten können). Ein stolzer Preis für einen stolzen Whisky, so mancher Sammler wird sich freuen.

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