Freitag, 19. April 2024, 12:12:36

Wir verkosten: The Peat Monster, Blended Malt

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Rund zehn Jahre ist es her, dass man bei Compass Box den Geschmacksnerv der Leute und die Hinwendung zu ausdrucksstarken Torffreunden im Glas erkannte und zu bedienen gedachte. The Peat Monster soll ein klar erkennbarer Compass Box Whisky bleiben und den zitierten House Style durchschimmern lassen – Süße, Reichhaltigkeit, Komplexität und ein deutlicher Holzeinsatz. Durch die Vermählung von torfigen Destillaten unterschiedlicher Provenienzen ist man nicht an ein bestimmtes Aromenspektrum gebunden sondern kann die unterschiedlichen Charakteristika von Laphroaig, Ledaig und Ardmore zu einem Gesamtwerk fügen. Refill American Casks dienen der Reife des Malt Blends (oder Vatted Malt, wie man früher sagte), der mit 46%vol. Alkohol, ohne Karamellzugabe und Kühlfiltration daher kommt.

Nase: gelber Apfel, Quitte und Ringlotten als Einstand, Rauch, na no na… schmalzig, torfige Salzlake, etwas Erinnerungen an pickle brine, in Karamell getränkter, grünlicher frischer Torf,  Seetang, Austernwasser, immer hinterlegt von Süße, Creme, Schokolade, Buttertoffee, dann kommt Zimt ins Spiel, etwas Kümmel, Bananen, eher frisch und unreif, wie Kochbanane, ledrig, schöne Reifetöne, druckvoll, langsam entwickelt sich das Monster im Glas, ein sehr dicht verwobenes, vielschichtiges Spiel von wilden, ungestümen Aromen, dazu charmante Desserttöne

Gaumen: süßlich salzig, Salzkaramell, geröstete Pistazien, Honig, floral, grünlich gemüsig, verbrannte Erde, mineralisch, fast „steinig“, Schokolade, Blauschimmelkäse, Rosmarin, Räucherfisch, smokey barbecue am Meeresufer, rancio, Pumpernickel, süßlich, vollmundig, mit Wasser noch exzentrischer und prägnanter

Finish: sehr lange, süßlich, vollmundig, dann vermehrt kräutrig, geräucherter Thymian,  Salzflocken, Meereslake, wieder die Torfnote, dunkel, „savoury“, gebratene Sellerieknolle, gegen Ende eine schone Orangennote

Alles in allem: faszinierend, wie die einzelnen Komponenten hier zu Tragen kommen, es ist alles für sich erkennbar, typisch und fein gezeichnet, aber dennoch hört man hier ein ganzes Orchester und nicht einfach ein paar zusammengeworfene Soloinstrumente – es ist das große Ganze, ein sehr schönes Beispiel, wie ein Verschnitt verschiedener Malts wirklich Komplexität aufbaut und sie alle schlüssig Hand in Hand gehen.

Wenn Compass Box doch immer einen sehr konsumentenfreundlichen Hausstil verfolgt und mit seiner vielschichtigen Statur dennoch leicht Spaß machen soll, ist Peat Monster sicher die polarisierende Diva im Portfolio. Ein Blended Malt der HIER schreit, laut ist, wild ist und dennoch immer den Spagat schafft, einladend, charmant und süßlich schmelzig aufzutreten.

The Beauty and the Beast…

Verkoster: Reinhard Pohorec, Newcomer 2014 bei den Mixology Bar Awards, dem „Oscar“ der Barszene, arbeitet zur Zeit als Bartender in London und beschreibt sich selbst als leidenschaftlicher Whiskygenießer. Er hat sich in seinem Berufsfeld auf den Purbereich und Whiskys spezialisiert und ist für whiskyexperts als freier Kolumnist tätig.

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