Freitag, 29. März 2024, 08:33:37

Wir verkosten: Tobermory 1995/2015 20yo, 54.5%, whic.de

[alert type=white]Tobermory 20yo, 54.5%, whic.de
Hogshead #1241, 132 Flaschen

Destilliert 18.07.1995
Abgefüllt 17.08.2015
nicht gefärbt , nicht kühlfiltriert
Sample: whic.de 
Verkoster: Reinhard Pohorec[/alert]

Nicht nur über Tobermory’s bewegte Vergangenheit sondern auch des Autors Affinität für Mull’s Single Malt Preziosen war an dieser Stelle schon des Öfteren zu lesen.  Ein ganz eigener Charakter wohnt den Destillaten der Brennerei inne, als recht schwach getorfte Version glänzt Tobermory oft mit einer Vielzahl von Aromen, Fülle und Eleganz.

Seit 1993 leitet Burn Stewart die Geschicke des Hauses, die hier vorliegende, zwanzigjährige und auf 132 Flaschen limitierte „whic“-Abfüllung stellt somit eine der ältesten der Company dar.

Nase: ein sehr elegantes, fein gezeichnetes Opening, wohlbalancierte Reife, dunkler Mokka und erdige Akzente, dahinter etwas gedörrte Feige und Dattel, im Dialog mit grünlicher Würze, Kräutersträußchen von Estragon, Liebstöckel und etwas herber Minze, auch Zigarrendüfte einer vollmundigen Habano, untermalt wird der erwachsene Ausdruck von frisch, saftiger Frucht, roter Apfel, Quittengelee und in Salz gewälzte Zitrone, etwas Moschus, Tannennadel und frisches Moos, nebst süßlicher Vanillecreme und hellem Karamell, subtil graziler Duft, sehr komplex und fein verwoben, mit Zeit kommen noch gelbfruchtige Assoziationen, überreifer Weingartenpfirsich, dazu ein Anflug von Honigmelone

Gaumen: auch am Gaumen mit harmonischen Reifetönen, impulsiv und kraftvoll, cremig weiche Vanille, sehr ölig und fett ist das Mundgefühl, dazu wiederum die Herbe von schwarzen Oliven, Kardamom, etwas Lemon Sherbet, Kokosraspel, aber ohne die Süße und exotische Anmutung, Waldboden, thick cut Orangemarmelade, etwas brackig, Salzlake, auch pickle brine, balanciert von fülligem Karamell, etwas getreidige Erinnerungen, gekleidet in Pfefferminze, Zimt und getoastete Eichenspäne, English Breakfast Tee nur von einer Idee Obers gekrönt, ein Schmeichler vor dem Herrn

Finish: es setzen sich wieder die fruchtigen Noten durch, ein ungemein schmelziger, weicher und feinfühliger Touch von Creme Caramel, Sandelholz, Quitte und Zedernholz, auch etwas Zibet ist dabei, der Malt bleibt und bleibt und bleibt, minutenlang kaut man an der fetten Signatur des Tobermory, der den Gaumen frohlocken lässt, gegen Ende sogar Passionsfrucht, Gelbwurz und etwas Balsamico

Alles in allem: so geht understatement, hier muss nicht vor PPM Zahlen gebrüllt werden, hier ist kein über-fancy-chichi und bedeutungsschwangeres Schönschreiben eines Malts zu sehen, der seinen großen Destillerie Namen als qualitatives Hauptargument zu Felde führt. So simpel, so einfach (wenngleich ungemein komplex) so gut. Zwanzig Jahre, Fassstärke, nicht kühlfiltriert. Willkommen! Hier und Jetzt! In meinem Glas.

Was zählt sind Komplexität, Eleganz, Länge, Tiefe – wie ein gutes Buch, das man immer und immer wieder lesen muss, ein alter Freund, mit dem man jahrelang plaudern könnte, ein Vertrauter Gefährte am Weg des Glücks. Ein Sehr Gut, und was für eines!

Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec

toberwhic

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