Am Morgen vor der Whisky Fair Rhein Ruhr erreichte uns die spontane Einladung von Marco Bonn, bei dem zur Eröffnung des neuen Tasting Rooms des Brühler Whiskyhauses angesetzen Sternstunden-Tastings dabei zu sein. So ging es für uns am frühen Abend von Düsseldorf in Richtung Köln – mit der Vorfreude auf ein besonderes Line Up. Sieben Whiskys standen auf der Liste, und alle sieben versprachen ein besonderes Erlebnis am Gaumen.
Genauso gespannt wie auf die Abfüllungen waren wir natürlich auf die Räumlichkeiten, die Marco und sein Team einige Stockwerke über den Verkaufsräumen eingerichtet hatten. Die umgebaute Wohnung mit Dachterrasse, die übrigens erst am Tag vor dem Einweihungstasting fertig wurde, bietet ca. 40 Whiskybegeisterten Platz – und einen schönen Rundumblick auf Brühl. Zwischen Regalen voller Whiskyraritäten und Sammlerstücken rund um Whisky, an einem Kamin und auf einer schönen Sitzgruppe fühlt man sich mehr als wohl.
Zu den einzelnen Abfüllungen: Wir starteten mit dem Ardmore 1977, einem sehr eleganten und dennoch durchsetzungsfähigen Whisky im klassischen Stil, der mit leichter Rauchigkeit viel Komplexität bot. Der Macallan 12yo aus den 80ern war genau das, was man sich von ihm erwartete: ein Sherrywhisky, wie man ihn heute mit den präparierten Sherryfässern nicht mehr schmecken kann. Auf Abfüllungen wie diesen, die ja damals Standard waren, hat Macallan seinen legendären Ruf begründet.
Der Invergordon 43yo zeigte, was für eine geschmackliche Wucht alte Grains sein können. Leiser, aber nicht weniger eindrucksvoll kam dann der Tomatin 1968 daher – eine bezaubernde Fruchtigkeit und die runde Ausgewogenheit eines Old Style Whiskys machen ihn zu einem der herausragenden Whiskys des Abends. Mit Kraft und schönen Bourbonfass-Noten setzte der Glen Ord 23 aus der Rare Malts Serie einen Akzent als geradlinigster Whisky der Verkostung. Subtiler, verspielter und mehr zum Hineinhören war dann der Glenglassaugh 1973 aus einem Fass aus den Privatbeständen des ehemaligen Distillery Managers Stuart Nickerson. Glenglassaugh aus dieser Periode ist einfach eine Freude!
Über 6000 Euro muss man in Auktionen für den Bowmore 1967 bezahlen, den die knapp 40 Gäste zum Abschluss des Tastings verkosteten. An ihm war gut zu sehen, dass die Destillerie auch heute noch dem damaligen Stil treu bleibt: Exotische Früchte, schön eingebundener Rauch und in der Regel Eleganz vor Wuchtigkeit. Ein Schluck Destilleriegeschichte, der schon alleine seiner Seltenheit wegen etwas Besonderes war.
Am Sonntag, dem Tag nach dem gelungenen Einstandstasting, das sich danach noch in den Verkaufsräumen des Brühler Whiskyhauses fortsetzte, nutzen wir auf der Whisky Fair Rhein Ruhr in Düsseldorf die Gelegenheit, nochmals mit Marco Bonn über den Tasting Raum und seine Entstehung zu sprechen. Das Videointerview finden Sie am Anfang des Artikels.