Sonntag, 06. April 2025, 04:01:56

Rye Whisky Made in Europe?

Ein vergessenes EU-Abkommen verbietet europäischen Whisky-Produzenten, ihren Rye Whisky „Rye Whisky“ zu nennen

Ein am 17. November 2003 zwischen Kanada und der Europäischen Union geschlossenes Handelsabkommen wird zur Zeit von einigen EU-Ländern dahingehend interpretiert, dass der Begriff „Rye Whisky“ für inländisch hergestellten Rye Whisky nicht verwendet werden darf.

Mehr hierzu, wie die europäischen Rye Whisky Produzenten dazu stehen, und welche Forderungen sie gemeinsam an die Europäische Union stellen, lesen Sie in der folgende Presseaussendung:

PresseartikelFür den Inhalt ist das Unternehmen verantwortlich

RYE WHISKY MADE IN EUROPE?

Ein vergessenes EU-Abkommen verbietet europäischen Whisky-Produzenten, ihren Rye Whisky „Rye Whisky“ zu nennen

Österreich, [1. April 2025] – In einigen Ländern stehen europäische Whiskyproduzenten vor neuen Herausforderungen, denn die nationalen Behörden wollen eine wenig bekannte Bestimmung eines vor fast zwei Jahrzehnten unterzeichneten Handelsabkommens durchsetzen. Demnach ist die Verwendung des Begriffs „Rye Whisky“ auf europäischen Etiketten verboten. Die Durchsetzung hindert europäische Brennereien daran, „Rye Whisky“ als Beschreibung auf ihren Produkten zu verwenden, obwohl bereits seit drei Jahrzehnten Roggenwhisky in Europa fixer Bestandteil der Whiskytradition ist.

Die Neuauslegung des Handelsabkommens, zwischen Kanada und der Europäischen Union, das bereits am 17. September 2003 unterzeichnet wurde, hat nun in verschiedenen EU-Ländern zu extremen Einschränkungen geführt. In Finnland etwa haben die Behörden nicht nur den Begriff „Rye Whisky“ verboten, sondern auch die gemeinsame Verwendung der Wörter „Rye“ und „Whisky“ auf demselben Etikett. Dänemark ging sogar noch weiter und verbannte die Bezeichnung „Rye“ vollständig von Whisky-Etiketten.

Als Folge kann dem Konsumenten die Hauptzutat der Spirituose nicht mehr genannt werden, was wiederrum anderen geltenden Regulatorien widerspricht.

Österreichs 1. Whiskydestillerie, die Destillerie Haider in Niederösterreich, setzt seit 30 Jahren auf Rye Whisky und prägt damit die heimische, und folglich auch europäische, Whiskykultur.

Jasmin Haider-Stadler von der Destillerie und Vorsitzende der Austrian Whisky Association, dazu:

„Wir produzieren in Österreich seit über 30 Jahren Whisky – lange bevor das Abkommen in Kraft getreten ist. Dieses Stück Whiskygeschichte lassen wir uns nicht nehmen – und auch nicht unsere Tradition.“

Sie zeigt sich kämpferisch:

„Es wird Zeit Europäischen Roggenwhisky zu definieren, und ihn nicht unter einem Abkommen, das so nicht gerechtfertigt ist, untergehen zu lassen“.

In Vergessenheit geraten: CETA Handelsabkommen

Der Ursprung des Problems reicht bis in die frühen 2000er Jahre zurück. Zwischen der EU und Kanada wurde ein Handelsabkommen zum Schutz geografischer Angaben für Weine und Spirituosen aushandelten. Im Rahmen dieser Verhandlungen versuchte die EU, Begriffe wie Champagner, Cognac und Ouzo zu schützen. Im Gegenzug erhielt Kanada die Exklusivrechte an der Bezeichnung „Rye Whisky“.

Diese Einschränkung wurde erstmals in Abkommen Anfang der 2000er Jahre eingeführt, blieb aber von den europäischen Whiskyproduzenten damals weitgehend unbemerkt, da sie nicht aktiv durchgesetzt wurde. Viele Brennereien bezeichneten ihre Produkte über Jahrzehnte lang problemlos als das, was es ist: Rye Whisky. Seit diesem Jahr gehen die Behörden jedoch härter gegen die Verwendung des Begriffs vor, was in der Branche europaweit für Verwirrung und Unsicherheit sorgt.

Europäische Rye-Whiskyproduzenten fordern konkrete Handlungen

Die Durchsetzung dieser Regel ist irreführend für Verbraucher und benachteiligt europäische Whiskyproduzenten.

Die EU ist aufgefordert rasch zu handeln, um dieses Ungleichgewicht zu beheben. Das CETA-Handelsabkommen sollte neu verhandelt werden. Der Begriff ‚Rye Whisky‘ muss für europäische Hersteller ebenso als legitime Kategorie anerkannt werden, wie für kanadische Brennereien.

Europäische Whiskyproduzenten fordern daher politische Entscheidungsträger, Handels- und Branchenvertreter dringend auf, sich für eine faire Überarbeitung des Handelsabkommens einzusetzen. Die derzeitige Durchsetzung schadet europäischen Destillerien unverhältnismäßig, schränkt die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher ein und schafft ungleiche Wettbewerbsbedingungen auf dem globalen Whiskymarkt.

Die EU setzt sich seit langem für fairen Wettbewerb und Transparenz bei der Kennzeichnung ein. Nun muss sie diese Grundsätze auch für ihre eigenen Whiskyproduzenten einhalten.

Weitere internationale Stimmen:

Mikko Koskinen, Mitgründer der Kyrö Distillery, äußerte sich frustriert:

„Wir haben die Kyrö Distillery 2014 mit der Idee gegründet, Single Malt Rye Whisky herzustellen. 2019 war der Begriff Single Malt noch Gerstenbränden vorbehalten, und nun stellen wir fest, dass wir unseren Whisky nicht mehr Rye Whisky nennen dürfen. Das ist, als würde man extra natives Olivenöl herstellen und es plötzlich weder ‚extra nativ‘ noch ‚Olivenöl‘ nennen dürfen.“

Bastian Heuser, Mitgründer der deutschen STORK CLUB Rye Whiskey Destillerie erklärt:

„Das Absurde daran ist: entgegen dem entsprechenden Namen muss kanadischer „Rye Whisky“ überhaupt keinen Roggen enthalten! Europäische Rye Whisky-Produzenten hingegen verwenden mindestens einen erheblichen Anteil an Roggen (Min. 51%), oder sogar wie wir ausschließlich Roggen ohne jede Beimischung anderer Getreide. Aber wir sind diejenigen, die jetzt nicht mehr von Rye Whiskey sprechen sollen.“.

Alex Munch von der dänischen Destillerie Stauning Whisky äußerte sich ungläubig:

„Als wir das zum ersten Mal hörten, dachten wir, es sei ein Scherz. Jetzt befinden wir uns in der Situation, dass wir in Europa nicht mehr ‚Rye‘ auf unser Etikett schreiben dürfen, aber die Zutaten angeben müssen. Und in den USA muss unser Etikett dagegen zwingend die Worte ‚Rye Whisky‘ tragen.“.

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