Um unseren kleinen Ausflug in die Lowlands weiterzuführen und einen tieferen Schluck der Vielfalt der Region zu nehmen, folgt hier eine Zusammenstellung der bekanntesten und wichtigsten Destillerien – ausdrücklich sei erwähnt, dass kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird, da die Unmengen an Kleinstdestillerien, die im 18. & 19. Jahrhundert alleine in Glasgow und Edinburgh operiert haben, heute nicht mehr eindeutig zu recherchieren sind.
Fakt ist und bleibt: ähnlich wie in Irland, hat sich auch im südlichsten Teil Schottlands eine einst beträchtliche Zahl von über 100 aktiven Brennereien zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf gerade mal drei Stück reduziert, mit denen wir unsere kleine Tour beginnen wollen…
Hier nun also die drei (bis vor kurzem) „last men standing“ – die „Bekannten“:
Auchentoshan wurde 1823 gegründet, obwohl es um 1800 erste Hinweise auf eine Duntocher distillery gibt (vermutlich ident mit Auchentoshan). Mit der Übernahme durch Suntory bekommt die Destillerie 1994 ihren heutigen Marken-Papa und zehn Jahre später ein 1 Million Pfund teures Besucherzentrum.
Ausschließlich triple distilled fließen nun knappe 1,75 Millionen Liter Alkohol jährlich durch den spirit safe, die höchste Ausbringungsmenge in den letzten Jahrzehnten. Ein äußerst knapp bemessener middle cut (in anderen Sprachen als coeur, Herzstück, Mittellauf, … bezeichnet) mit vergleichbar sehr hohem Alkohol resultiert in einem sehr fruchtig klaren, sauberen und leicht grasigen Destillat, das in verschiedensten Fasstypen zur Reife gebracht wird.
Einer recht breitgefächerten Ansammlung von Abfüllungen stehen Classic, 12y, 18y, 21y und Three Wood als so genannte „core range“ vor, Valich, 2011 eingeführt, ist eine nicht kühlfiltrierte Fassstärkeversion des Classic, die jedes Jahr neu aufgelegt wird und dem Konsumentengeschmack Richtung ausdrucksstärkerer, charaktervollerer Malts Rechnung trägt.
Etwas überspitzt gesagt: was manch andere Destillerie pro Tag produziert, läuft bei Raymond Armstrong jährlich aus den Brennblasen. Bladnoch, die südlichste Brennanlage Schottlands knapp außerhalb von Wigtown besteht seit 1817 und blickt – besonders im 20. Jahrhundert – auf ein Achterbahn-Auf-und-Ab – und sogar eine Stilllegung 1993 durch die damaligen Besitzer United Distillers (Diageo Vorläufer).
Ein Jahr später will der findige Unternehmer Raymond Armstrong aus Nordirland ein Schnäppchen machen, Ferienwohnungen schaffen und kauft das Kleinod, allerdings mit der Auflage keinen Whisky zu produzieren, nach langem Tauziehen willigt Diageo dann doch ein, der neu gefundenen Leidenschaft des Nordiren nachzugeben. Im Dezember 2000 fließt wieder flüssiges Gold aus den stills.
Elf warehouses befinden sich auf dem Areal, nur eines davon beheimatet eigene Destillate, der Rest wird äußerst lukrativ an andere Produzenten vermietet, ca 50.000 Fässer schlummern hier friedlich.
Fast alle Abfüllungen unter Armstrongs Führung werden mit mindestens 46% vol. Alkohol, nonchillfiltered und ohne Farbzugabe auf die Flasche gezogen.
Mit Bladnoch lassen sich die Lowlands durch eine craft-orientated, handwerklich leidenschaftliche Kleinbrennerei erkunden und zeigen, dass Finesse und feine Brände nicht zwangsläufig „Schwachmatiker“ oder seichte Wässer sind.
Glenkinchie
1837 wird den Rate Brothers eine Lizenz für die Whiskyproduktion in der Glenkinchie Destillerie zugesprochen. Als eine der wenigen Ausnahmen, produziert Glenkinchie auch während des Kriegs weiter.
1988 wird der 10y Teil der sechsköpfigen Classic Malt Serie von United Distillers und somit Lowland Vertreter dieses verflüssigten Schottland-round ups, das unbestritten großen Anteil an der zunehmenden Popularität der Single Malt Kategorie hatte und hat.
In der Destillerie gibt es nur ein still pair, dafür die größte wash still Schottlands mit knapp 31000 Litern, dazu gusseiserne worm tub condensers, resultierend in einer Kapazität von 2,5 Millionen Litern Alkohol im Jahr.
Wenn Auchentoshan als Glasgow Malt bezeichnet werden kann, dann ist Glenkinchie das Endiburgh Pendant. Regelmäßige offizielle Abfüllungen gibt es nur zwei, 12y und die Distiller’s Edition 14y. Dafür füttert die Destillerie auch die zahlreichen Blends von Diageo, und damit ist nicht nur Johnnie Walker gemeint, sondern gleich ganze ZEHN Stück an der Zahl.