Whisky und Zigarren, zwei Genussmittel die zusammen passen? Dieser Frage geht heute Benjamin Roscher in einem Gastbeitrag nach und testest die Kombination beider Produkte. Hier nun exklusiv seine zweite Verkostung – die erste ist auf seinem Blog www.notesofmalt.de zu finden.
Die Open Master ist eine Robusto im 50er Ringmaß aus dem Hause Monetcristo und stammt aus Kuba. Mit einer Länge von 124 mm wird die Rauchdauer mit 60 Minuten angegeben. Die Zigarre riecht süß und leicht hölzern, erinnert an eine Pralinenschachtel. Beim Anrauchen bemerkt man sofort die mild holzigen Aromen, mit Leder und Kaffee sowie einer Spur von Nüssen. Das Ganze wirkt sehr cremig und leicht. Also mal sehen, wie die ausgewählten Whisk(e)ys dazu passen.
Whiskey No. 1: Knappogue Castle, 40% Alkohol (Single Malt aus Irland)
Der Ire zeigt sich trotz des Zigarrenrauches sehr fruchtig und lebendig mit vielen süßen Aromen. Auf dem Gaumen gewinnen die holzigen Noten der Zigarre, die Frucht des Whiskeys gerät stark in den Hintergrund. Dazu kommen pfeffrige Gewürze auf. Der Abgang gehört dann wieder dem Single Malt: tropische Früchte, süßer Honig und etwas Vanille. Die Open Master unterstreicht mit Holz, Leder und Bitterschokolade.
Die Aromen sind sehr gegensätzlich, wissen aber besonders im Abgang zu überzeugen. Beide Produkte verlieren zwar ein wenig ihres jeweiligen Profils, dennoch kann man beide gemeinsam gut genießen. Insbesondere dann, wenn man das Wechselspiel der verschiedenen Eindrücke mag. 3/5 Sterne
Whiskey No. 2: Yellowstone Bourbon 40% Alkohol (Bourbon aus Kentucky, USA)
Die Nase bleibt erst einmal erstaunlich zurückbleibend, entfernter sind Karamell und Vanille wahrnehmbar. Der Zigarrenrauch beeinflusst den Whisky sehr stark, obwohl sie knapp 40cm weg liegt. Auf dem Gaumen vereint sich dann das gemeinsame Holzaroma, es entwickeln sich Tannine und Bitterkaramell. Zudem kribbelt die gemeinsame Würze im gesamten Mundraum, von der Süße ist gar nichts mehr zu spüren. Der Abgang ist geprägt von Pfeffer und Gewürznelken, auch hier scheint wieder die Bitterkeit durch.
Dieser Bourbon ist nicht der optimale Begleiter zur Open Master, die Bitterkeit verdrängt die wirklich schönen Aromen beider Produkte. 1/5 Sterne
Whisky No. 3: Glendronach 8 Jahre, 43% Alkohol, Whisky Manufaktur (Single Malt aus der schottischen Speyside)
In der Nase sind die Früchte sowie die würzigen Aromen des Single Malt weiterhin gut wahrnehmbar. Es erscheinen Milchschokolade und milder Kaffee, daneben frisch geerntete Tabakblätter. Auf dem Gaumen folgen Brombeeren und getrocknete Früchte, Nüsse, Tabak, Zimt und Espresso. Die Aromen der Open Master stehen diesem Whisky sehr gut und locken zudem trockene Holznoten hervor, ohne jedoch wirklich bitter zu wirken. Der Abgang ist relativ kurz und steht im Fokus von Gewürzen, eine leichte Süße hält sich im Hintergrund.
Der Glendronach harmoniert mit der Zigarre, beide Aromenprofile stehen für sich und ergänzen sich gegenseitig. Der Genuss ist einfach und schön. 4/5 Sterne
Whisky No. 4: Glen Grant 22 Jahre, 50% Alkohol, Signatory Vintage (Single Malt aus der schottischen Speyside)
In der Nase erscheint der Whisky cremig und fruchtig, mit Zedernholz, frischen Äpfeln, Pfirsichen und leichten Zitrusfrüchten. Nach einer Weile gewinnt die Pfirsichnote die Oberhand. Auf dem Gaumen zeigt sich der Alkoholgehalt des Whiskys, er behauptet sich dadurch sehr gut gegen die Zigarre. Die Früchte spiegeln sich auch auf dem Gaumen wieder, allerdings ohne Süße, eher als würden sie in Holzfässern aufbewahrt. Daneben zeigen sich Vanille und milde Karamellbonbons, Tabak und Mandeln. Das Mundgefühl ist ziemlich trocken und angenehm würzig, der Abgang zeigt sich kräftig mit vielen Gewürzen, Nüssen, Malz und den Früchten der Nase. Das Holz der Zigarre unterstreicht den Abgang und verlängert ihn ein wenig.
Der Glen Grant passt wunderbar zur Open Master. Beide Produkte verlieren nicht zu sehr an Profil, ergänzen und harmonisieren. Sehr stark! 5/5 Sterne
Whisky No. 5: Glenfarclas 105, 10 Jahre, 60 % Alkohol (Single Malt aus der schottischen Speyside)
Die Nase zeigt vor allem Frucht und Süße, darunter Beerenfrüchte (Johannisbeeren, Brombeeren, Cranberrys). Daneben etwas Wiese im Morgentau und Getreide. Auf dem Gaumen entfalten sich diese Früchte vollkommen, die Zigarre steuert Zartbitterschokolade und Nüsse bei. Zusammen wirkt das, als ob getrocknete Beeren in hochwertiger Schokolade verarbeitet worden sind. Dahinter kommt ein zartes Zimtaroma, etwas Landbrot sowie Eichenholz. Im Abgang sind die Gewürze deutlich kräftiger, der Alkohol scheint durch und die Tannine wirken leicht bitter.
Nase und Gaumen zeigen sich hier gemeinsam sehr gut, der Abgang hingegen wirkt etwas alkoholisch, holzig und bitter. 3/5 Sterne
Whisky No. 6: Benromach Peat Smoke, 46 % Alkohol (rauchiger Single Malt aus der schottischen Speyside)
Zuerst Vanille und viele helle Früchte in der Nase, danach Honig und getrockneter Schinken, der Torfrauch hält sich dezent im Hintergrund und vereint sich dort mit dem Tabak. Auf dem Gaumen kommt dieser dann stärker durch, trotzdem sind vor allem Aromen von Vanille, Malz, Heu und Birnen spürbar. Daneben tauchen Karamell und Toffee auf. Tabak- und Torfrauch sind beide nur sehr leicht und schmecken wie getoastetes Weißbrot. Der Abgang dagegen wirkt deutlich phenolischer und leicht teerig, auch hier steuert die Zigarre einiges an Holz bei und verlängert damit den Abgang noch ein Stückchen. Dazu zeigen sich Aromen von Paranüssen, Kakao, Tabak und Muskat.
Der Benromach Peat Smoke verliert zwar ein wenig an Profil, wird aber an anderen Stellen wiederum vom Tabak unterstützt. Dieser rauchige Single Malt empfiehlt sich zur Open Master. 4/5 Sterne
Im Fazit passt die Montecristo Open Master zu Whiskys mit höherer Alkoholstärke, besonders überraschend war die Harmonie des getorften Benromach mit der Zigarre. Single Malts aus einem Sherryfass können harmonieren, bei zu starker Aromenähnlichkeit können allerdings bittere Fehlnoten aufkommen. Der Test war auf jeden Fall eine spannende Erfahrung!