(Den ersten Teil unseres Reiseberichts können Sie hier nachlesen)
Nachdem wir im Inneren des Gebäudes die Pot Stills und die Column Stills der James Sedgwick Distillery gesehen haben, wird es klar, warum die Destillerie einen so hohen Turm mit Pagodendach besitzt: Den braucht man einfach für die hohen Brennsäulen zur Grain-Erzeugung. Das Dach selbst ist nur Zierde und erfüllt keine Funktion – abgesehen von jener, das Auge zu erfreuen. Und das tut es.
Nicht viel weniger hoch ist der Raum daneben, den wir nach einigen Schritten durch die südafrikanische Sommerhitze betreten. Er beheimatet die riesigen Fermentationstanks.
Daneben befindet sich eine Anlage, die man in einer Destillerie nicht vermuten würde, die aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen und aus Gründen des Umweltschutzes sinnvoll ist: Eine Installation zur Rückgewinnung von CO2, das während des Produktionsprozesses in den Gärtanks entsteht.
In diesem blauen „Ballon“ wird das Gas aufgefangen.
Zur Lagerung wird das CO2 gekühlt – die beiden Zapfen, die hier aus der Anlage ragen, sind aus Eis.
Das CO2 wird dann in riesigen, isolierten Tanks gelagert, bevor es zur Weiterverwendung abgeholt wird.
Was uns generell auffällt, und was Andy Watts auch immer wieder betont: Man unternimmt seitens der Destillerie viel, um möglichst energiesparend und ressourcenschonend zu arbeiten. Man nutzt Abwärme, und man bereitet Wasser im großen Stil auf – eine absolute Notwendigkeit in einer Region, die unter permanenten Wassermangel leidet. Hier zwei Bilder der Wasseraufbereitungsanlage:
Ebenso wird auf die Sicherheit in der Destillerie geachtet. Man hat sogar eine eigene Betriebsfeuerwehr, und Sprinkleranlagen sind überdimensioniert ausgelegt. Am Gelände steht das betriebseigene Feuerwehrauto:
Die beiden großen Wassertanks sind ausschließlich für Löschwasser gebaut.
Jetzt aber geht es in eines der acht Lagerhäuser bei der Destillerie. Was sofort auffällt ist, dass die Fässer nicht liegend, sondern stehend gelagert werden.
Wir fragen Andy Watts, warum man sich für die Palettierung der Fässer entschieden hat, und ob diese Lagerung nicht umständlicher ist als die liegende Fasslagerung:
Hier ein Lagerzettel, wie er auf den Paletten angebracht ist:
Stehende Lagerung bedingt natürlich etwas: Das Einfüll-Loch des Fasses ist nicht dort angebracht, wo man es beim klassischen Fass kennt, sondern – genau – am Deckel. Das kann man bestens an den Fässern sehen, die auf ihre Befüllung warten:
Die Punkte (null bis 5) zeigen die Anzahl der vorigen Befüllungen des Fasses. Hier offenbart sich ein gewichtiger Unterschied zu schottischem Whisky, der durch das Klima bedingt ist: Whisky reift hier viel schneller und würde durch frische Fässer viel zu „holzig“ werden. Man füllt daher auch jungen Whisky sehr bald in merhmals gebrauchte Fässer um, um die Balance zwischen Fasseinfluss und Destillatreifung zu halten. Wie oft und wann, das hat man hier über die Zeit recht gut herausgefunden und wendet das so durch die Bank an.
Im Hintergrund kann man auf unserem letzten Bild schon die Fassfüllanlage sehen. Die schauen wir uns jetzt noch etwas genauer an:
Es geht vorbei an der Vatting-Station…
…zu dem, was Andy Watts als sein Spielzimmer bezeichnet (rechts im Bild):
Drinnen finden sich Tanks, Fässer – und in jedem einzelnen lagern Experimente, mit denen Andy Watts ständig auf der Suche nach Neuem und Interessantem ist. Wie das so bei Versuchslabors ist, darf hier nichts daraus an die Öffentlichkeit dringen, und wir fotografieren nur dezent aus der Ferne…
Abgefüllt wird hier vor Ort übrigens nicht, der Whisky geht mit Tanklastern an einen anderen Ort. Ein blitzblank geputztes Exemplar eines solchen Lasters haben wir auch noch zu Gesicht bekommen:
In den letzten Minuten unseres mehrstündigen Rundgangs mit Andy Watts kamen wir noch an einem pittoresken Platz vorbei, wo ausrangierte Teile der Brennerei lagern. Wir haben versucht, das Funkeln des Edelstahls und der Kupferteile unter der heißen Sonne einzufangen:
Ein letztes Highlight erwartete uns noch bei der Rückkehr ins Besucherzentrum, das willkommenen Schutz vor der Hitze des Tages (mittlerweile waren es mehr als 30 Grad) bot: Wir konnten gemeinsam mit Andy Watts sieben Abfüllungen der James Sedgwick Distillery verkosten: Zwei Grains und fünf Single Malts.
Aber davon berichten wir mit einem eigenen Video – in Kürze hier bei uns auf Whiskyexperts. Bis dahin verabschieden wir uns und bedanken uns für Ihr Interesse, und bei der James Sedgwick Distillery für das wirklich beeindruckende Erlebnis. Wellington ist eine Reise wert!
Im Sinne der in unseren Leitlinien vorgegebenen Transparenz geben wir bekannt, dass die Reisekosten nach Südafrika und die Kosten für den Aufenthalt dort von der Redaktion getragen wurden. Der deutsche Importeur Diversa und die James Sedgwick Distillery haben uns bei der Organisation des Besuchs perfekt unterstützt. Dafür und für die gastfreundliche Aufnahme unseren herzlichsten Dank!
Die James Sedgwick Distillery nimmt keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.