Samstag, 20. Dezember 2025, 10:07:25

Wir verkosten: finch – Schwäbische Highland Whiskys

Whisky aus Deutschland – es ist schwer, sich hier einen Überblick über die mittlerweile mehr als 100 verschieden Marken und Brennereien zu verschaffen. Einerseits gibt es die traditionellen Korn- und Obstbrennereien, die ihr Portfolio durch fassgelagerte Getreidebrände erweitern. Daneben gibt es Brauereien, die ihr Wissen über die Herstellung von Bier auch bei ihrem eigenen Whisky einbringen. Und es gibt Landwirte mit einer Brennlizenz, die ihr selbst angebautes Getreide in ihrer eigenen Destilliere in Hochprozentiges umwandeln.

Hans-Gerhard Fink brennt seit 2001 Whisky, und zwar in der größten Pot Still Brennblase Deutschlands, die er zusammen mit einem Brennereihersteller entwickelt hat. Für seinen Whisky verwendet er Weizen und Dinkel, den er auf den kargen steinigen Böden des Schwäbischen Hochlands selbst anbaut. Sein Whisky lagert in dem tiefen feuchten Kellergewölbe seines Hofguts Aglishardt und trägt den Namen “finch® Schwäbischer Highlandwhisky”. Unser Interview mit ihm finden Sie hier.

Heute verkostet unser Redakteur Dirk Piesczek zwei aktuelle Abfüllungen des finch® Schwäbischer Highland Whiskys.

 

finch® Schwäbischer Highland Whisky Destillers Edition 03/2014, 42 % Vol.

finch-Destillers-Edition

Die Basis für diese Destillers Edition bildet Weizen aus eigenem Anbau. Ein 7-jähriger Whisky aus einem Weißwein-Barriquefass wurde mit einem 6-jährigen Whisky aus einem Bourbonfass vereint.

Nase: Dieser Whisky muss erst einmal ein wenig atmen. Nach der Aufnahme von Sauerstoff präsentiert er seine dezente Nase. Leichte Vanille-Noten, ein wenig recht frisches Holz, kombiniert mit einer kleinen Süße und Würzigkeit. Dies alles schön miteinander verwoben, und doch sind die einzelnen Aromen erkennbar. Ergänzt werden die Geschmacksnoten durch einen wunderbar eingebundenen Alkohol.

Gaumen: Am Gaumen zeigt er eine leichte Cremigkeit. Wir finden die Noten aus der Nase wieder, allerdings ein klein wenig zurückhaltender. Hier darf die Destillers Edition ruhig ein bisschen deutlicher, ein wenig lauter, ein wenig voluminöser sein.

Finish: Recht kurz. Auch hier hätte ihm mehr Deutlichkeit sehr gut gestanden. Und auch hier finden wir den Alkohol, wenn wir ihn überhaupt bemerken, sehr gut eingebunden. Denn eigentlich wäre jetzt die Gelegenheit, in den Vordergrund zu treten.

Alles in allem: Die Nase der Destillers Edition macht sehr viel Spaß. Wohl dosierte Aromen präsentieren sich sowohl als Gesamteindruck wie auch als einzeln differenzierbar. Am Gaumen kann er nicht ganz halten, was die Nase verspricht. Insgesamt gibt das ein Gut mit 3,6 Sternen.

 

finch® Schwäbischer Highland Whisky Dinkel-Port, 41 % Vol.

finch-DinkelPort

Der Dinkel-Port basiert auf Dinkel aus eigenem Anbau sowie Dinkelmalz. Er reifte zunächst 4 Jahre im Rotwein-Barriquefass und wurde dann weitere 22 Monate im Portweinfass gefinished.

Nase: Das Portweinfass hat hier seine Spuren hinterlassen. Wir finden rote Früchte mit einer leichten Süße. Allerdings ist der Einfluss des Portweinfasses dezenter als vielleicht erwartet. Und das steht dem Dinkel-Port sehr gut. Es wird nicht alles durch das Finish überlagert und lässt im Hintergrund auch den Dinkel mit einer leichten, frischen Getreidenote zu Wort kommen.

Gaumen: Recht ölig am Gaumen, tauschen hier die Aromen ihre Positionen. Der Dinkel tritt in den Vordergrund. Danach erscheinen die süßen roten Früchte. Die Aromen treten deutlich hervor und verbleiben eine längere Zeit.

Finish: Der lange Abgang bringt zum ersten Mal den Alkohol mit seiner leichten Schärfe ans Licht.

Alles in allem: Dieser Whisky möchte gefallen und dies gelingt ihm auch. Auf eine nette freundliche Art und Weise kommt er einem entgegen, ohne unangenehm einfordernd zu sein. Auch hier finden wir für die Bewertung ein Gut, mit 3,8 Sternen aufgrund des ausgewogeneren Gesamtauftritts ein wenig besser als bei der Destillers Edition.

 

 

Ein paar andere Aprilscherze – oder doch nicht?

Was kann man heute glauben, und was nicht? Heute verlassen selbst die ernsthaftesten Medien die Pfade der Seriosität und bringen Meldungen, die auch erfunden sein könnten. Wir haben hier mal einige zusammengestellt, bei denen wir uns nicht so ganz sicher sind, wie sie gemeint sind (sagen wir jetzt mal):

  • Bei Master of Malt kann man jetzt die seltensten Whiskys aus der Ferne gratis verkosten
  • The Whisky Exchange hat ein Geheimnis gelüftet, das die Welt des Whiskys verändern wird: Fässer aus charred chinese oak
  • Visit Scotland hat einen Videobericht über schottische Kühe, die Milch mit Whiskygeschmack geben
  • Dramming.com berichtet, dass Diageo offiziell einräumt, No Age Statement wären nur ein Marketing-Gag.

Wir können da nur sagen: Muuuuuuh 🙂

Whisky des Monats April: James E. Pepper 1776 Straight Rye Whiskey

Das Besondere an dem heutigen Datum lassen wir an dieser Stelle außer Acht. Wie gewohnt präsentieren wir am Ersten unsere Wahl zum Whisky des Monats. Und, wie gewohnt, wieder sehr subjektiv. Unsere Empfehlung für den April kommt aus den USA und ist damit eine Premiere, denn noch nie kam unser Whisky des Monats aus dem großen weiten Land auf der anderen Seite des Atlantik. Und damit ändert sich natürlich auch die Schreibweise, also heißt es richtig:

bottleRye
Whiskey des Monats April: James E. Pepper 1776 Straight Rye Whiskey 50 %Vol. (100 Proof)

Die Familie Pepper beschäftigte sich über drei Generationen mit der Herstellung von Whiskey. Begonnen hat alles mit Elijah Pepper in Kentucky. Vier Jahre, nachdem sich die amerikanischen Kolonien von Großbritannien für unabhängig erklärt hatten, begann er im County Woodford, Kentucky mit dem Brennen von Whiskey. Heute ist dort die Woodford Reserve Distillery beheimatet. Nach seinem Tod 1838 führte sein Sohn Oscar die Brennereitätigkeit weiter. Er errichtete an der gleichen Stelle eine neue größere Brennerei und stellte den schottischen Chemiker Dr. James C. Crow ein. Gemeinsam perfektionierten sie das Sour Mash Verfahren zur Herstellung von Whiskey, welches heute immer noch Verwendung in der Bourbon-Herstellung findet.

Colonel James E. Pfeffer trat 1867 in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters. Er entwickelte sich zum Bourbon Aristokraten. Er verkehrte oft im Waldorf Astoria Hotel in Manhattan, führte dort den Old Fashioned Cocktail ein und war mit den Größen der Industrie bekannt. 1879 verkaufte er die alte Brennerei und ließ in Lexington die zu dieser Zeit größte Bourbon Destillerie in den USA bauen. 1903 starb der Colonel, er hinterließ keine Kinder, die Destillerie wurde an eine Investorengruppe verkauft. Während der Prohibition war James E. Pepper Whiskey, wie einige andere Marken, zu „medizinischen Zwecken“ auf Rezept erhältlich. Nach dem Ende der Prohibition arbeitete die Brennerei wieder erfolgreich, bevor das Ende 1958 kam. Die Lagerbestände reichten zwar noch bis in die 70er Jahre, doch der ursprüngliche James E. Pepper Whiskey ist nicht mehr auf normalem Wege erhältlich. (Auf der Website www.jamesepepper.com finden Sie die reich bebilderte und ausführlich dargestellte Geschichte des Pepper Whiskeys).

Der „neue“ James E. Pepper Whiskey wurde von der Midwest Grain Products Ingredients (MGPI) in Lawrenceburg, Indiana destilliert. Die Brennerei, die vormals Lawrenceburg Distillers Indiana (LDI) hieß, arbeitet im Auftrag der Georgetown Trading Co und musste sich an das alte Rezept von James E. Pepper mit einem Roggenanteil über 90% halten, welches sie nach jahrelanger Arbeit in einem seiner Briefe fanden.

 

Nase: Kraftvoll, ein wenig rau und ungestüm. Äußerst würzig, Aromen von kräftigen Gartenkräutern, dabei leicht säuerlich. Durch die Zugabe von Wasser wird die Nase verhaltender.

Gaumen: Auch hier eine kraftvolle Würze, durch die leichte Säuerlichkeit erinnert er ein wenig an den Sud von eingelegten Gewürzgurken. Zum Schluss bietet er eine getreidige Trockenheit. Ein wenig Wasser macht ihn ein bisschen gezähmter und bringt eine vorher nicht wahrnehmbare Süße ans Licht.

Finish: Sehr lang, nachhallend.

Alles in allem: Ein sehr intensiver und voller Whiskey zu einem attraktiven Preis (um die 30 €). Er schmeichelt sich nicht an, er möchte gebändigt werden, entweder pur oder durch die Zugabe von Wasser. Der sehr hohe Roggenanteil präsentiert einem Malthead neue Geschmackserlebnisse, die Lust auf weitere Erfahrungen machen.

 

Wer sich intensiver mit Whisk(e)y aus Amerika beschäftigen möchte, dem sei das englischsprachige Buch „American Whiskey, Bourbon & Rye: A Guide to the Nation’s Favorite Spirit“ von Clay Risen ans Herz gelegt. Der Redakteur der New York Times gibt auf 297 Seiten einen kompakten Überblick über die verschiedenen Marken und Brennereien des amerikanischen Whiskeys sowie eine Einführung in seine Geschichte und Gegenwart.

 

Whiskyisrael: SWA schafft die Altersangabe bei Whiskyflaschen ab

1

Schon auf den Tag genau vor einem Jahr (wir berichteten) bewies Gal Granov auf seinem Blog whiskyisrael.co.il seine guten Kontakte zur SWA. Heute präsentiert er das Ende der Angabe des Alters auf Whiskyflaschen. Ab Januar 2015 soll es nur folgende Beschreibungen auf den Etiketten geben:

NAS (Bedeutet: Es gibt keine nähere Informationen über den Whisky, er ist 3 Jahre und älter)
Young (3-8 Jahre alt)
Mature ( 8-18 Jahre alt)
Old (18-30 Jahre alt)
Very Old (30 Jahre und älter)

Die Altersangabe sei, so die SWA, ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. In den früheren Tagen sei beim Kauf eines Whiskys nicht nach dem Alter gefragt worden, sondern das Glas oder die Flasche sei einfach direkt aus dem Fass befüllt worden. So müsse die Entfernung der Altersangabe auf Whiskyflaschen als Bewahrung einer alten Tradition gesehen werden.

nas

Whisky.de kauft whiskyexperts.de (incl. .at, .net, .com, .org)

Nach Ende der Sperrfirst, des sogenannten non disclosure agreements, können wir heute bekanntgeben, dass im Zuge des Kaufs von whisky.com durch die Lünings (wir berichteten hier und hier) auch die Domains von whiskyexperts und das redaktionelle Team durch whisky.de aufgekauft wurden. Für den symbolischen Betrag von einem Euro gingen die gesamten Assets in den Besitz von whisky.de über, wobei whiskyexperts noch bis Ende des Sommers als eigenständige Marke geführt wird.

wdekauft

„Der Verkauf war eine wirtschaftliche Notwendigkeit“, so Silvia Behrens, ehemalige Besitzerin der Newsseite. „Wir haben uns schlichtweg verkalkuliert. Weder Handel noch Produzenten, die ja von uns ebenso profitiert haben wie die Leser, waren gewillt, uns auch nach mehrmaligem Nachfragen durch Werbeeinschaltungen zu unterstützen. Die Gratismentalität hat am Internet nun auch bei der Wirtschaft Einzug gehalten. Leider lässt sich mit Gratis weder der Server noch Nahrung bezahlen – und auch der Whisky kostet bekanntlich genug Geld.“

Für die Zukunft ist Behrens optimistisch: „Im Verbund von whisky.de und whisky.com hoffen wir, bei Wohlverhalten einfach mit durchgefüttert zu werden. Inhaltlich wird sich bei uns nicht viel ändern: Wir werden weiterhin so schnell über Neuigkeiten aus der Whiskywelt berichten, dass uns vor lauter Schnelligkeit keine Zeit bleibt, unsere Artikel noch auf Tippfehler Korrektur zu lesen.“

Horst Lüning zeigt sich ebenfalls erfreut über die Neuerwerbung: „Andere sammeln Whiskys, ich sammle Domains. Whiskyexperts hat mir in der Sammlung noch gefehlt. Und zudem hat die Site auch einen angenehmen Nebeneffekt für mich: Endlich kann ich die Schnappschüsse meiner Mittagessen auch über Facebook hinaus verbreiten.“

whiskyundfrauen: Discover the Taste: Gespräch mit Thomas Plaue, Diageo

 

Vor kurzem hatte magaretemarie die Gelegenheit, sich mit Thomas Plaue, Master of Whisky bei Diageo, für ihren Blog whiskyundfrauen über seine Arbeit, die Brennereien von Diageo und was wir von ihnen in der Zukunft erwarten dürfen, zu unterhalten. Auf magaretemaries offene und direkte Fragen gab Thomas Plaue offene und direkte Antworten. Absolut lesenswert, auch wenn uns manche Aussicht vielleicht nicht unbedingt gefallen wird.Diageo-3335

Neu: Nikka Coffey Malt

In Europa wird der neue Whisky von Nikka zuerst erhältlich sein, und zwar in der Core-Range und nicht wie bisher als Sonderabfüllung: Der Nikka Coffey Malt ist Malt Whisky, der in Coffey Stills, die normalerweise für Grains verwendet werden, gebrannt wurde. Dabei handelt es sich um eine kontinuierliche Destillation.

Er stammt aus der Destillerie Miyagikyo und wird als „zitronig frisch mit Spuren von Birne, Pfeffer und Balsamico“ beschrieben, berichtet The Spirit Business. Preis ist uns bislang keiner bekannt.

Nikka-Coffey-Malt

Serge verkostet: Springbank zwischen 2004 und 1954

50 Jahre Springbank sind heute bei der Verkostung von Serge Valentin von Whiskyfun im Glas. Es beginnt mit dem relativ neuen Gaja Barolo Fassfinish und endet bei einer alten Black Dumpy Cadenhead-Abfüllung – und zwar einer „nicht gefälschten“, wie Serge ausdrücklich festhält. Die Campbeltown-Destillerie ist bei Sammlern wie Genießern für ihre Abfüllungen gleichermaßen beliebt – und sieht man sich Serge’s Wertungen an, dann geht es ihm ganz offensichtlich nicht anders:

  • Springbank 9 yo 2004/2013 ‚Gaja Barolo‘ (54.7%, OB, 11000 bottles): 86 Punkte
  • Springbank 15 yo 1996/2012 (56.3%, Douglas Laing, Directors Cut, sherry butt, DL ref 8700, 302 bottles): 88 Punkte
  • Springbank 1975 (43%, The Merchant’s Collection, Italy, +/-1998): 90 Punkte
  • Springbank 34 yo 1967/2001 (40.9%, Hart Bros, Finest Collection): 91 Punkte
  • Springbank 33 yo 1967/2001 (41.4%, Douglas Laing, Old Malt Cask, Ref #3370, 204 bottles): 92 Punkte
  • Springbank 25 yo 1954/1979 (80°proof, Cadenhead, dumpy): 86 Punkte

springbank

Deutscher Whisky, was ist das?

Ernie – Ernst J. Scheiner sprach mit dem Präsidenten der Deutschen Whiskybrenner Hans-Gerhard Fink.

Der Landwirt Hans-Gerhard Fink betreibt seit der Einrichtung einer Verschlussbrennerei in Nellingen (Schwaben) die größte deutsche Whiskybrennerei finch, die 2013 um die 4000 Besucher begrüsste und eine Produktionskapazität von 250 000 Liter aufweist. Seit der Gründung des Verbands Deutscher Whiskybrenner e.V.  im Jahre 2013 ist er dessen Präsident.

Brennmeister Hans-Gerhard Fink und seine 3000 Liter große Pot Stil der Finch Whisky Destillerie. Copyright Hans-Gerhard Fink
Brennmeister Hans-Gerhard Fink und seine 3000 Liter große Pot Stil der Finch Whisky Destillerie. Copyright Hans-Gerhard Fink

Gibt es denn eigentlich den deutschen Whisky, wie und worin unterscheidet er sich vom Schottischen u.a.?

Den „Deutschen Whisky“ gibt es nicht! Viele deutsche Brenner destillieren unterschiedliche Rohstoffe, reifen den Whisky in individuell unterschiedlichen Fasstypen unter verschiedenen Bedingungen. Dabei entsteht eine Vielfalt an Whiskys.

Schottische Whiskys werden im Pot Still-Verfahren destilliert, wie ist das mit den deutschen Destillaten? Sind die Ergebnisse vergleichbar?

Deutsche Whiskys werden überwiegend in Pot Stills hergestellt. Einige wenige, überwiegend in den nördlichen Teilen Deutschlands lagern Getreiderohsprit oder klassischen Korn (z.B. von Euroalkohol), um schnell günstig auf den Zug aufzuspringen.

Die Ergebnisse aus den deutschen Pot Stills sind in der Regel besser, da Vor- und Nachlauf aus dem Prozess entfernt werden und nicht bei der nächsten Destillation wieder zugefügt und somit verschleppt werden.

Gibt es bestimmte immer wiederkehrende Aromenstrukturen in deutschen Whiskys?

Ganz klar, nein.

Welchen Einfluss hat das deutsche Klima auf die Fassreifung?

Der Temperaturverlauf und das gesamte Klima im Warehouse beeinflussen die Reifung. Ich denke wir werden im Vergleich etwas schnellere Reifung haben als in Schottland oder in Schweden, aber viel langsamer als in Spanien oder Südindien.

Wann sind deutsche Whiskys eigentlich trinkreif?

Wenn sie schmecken, mild und rund sind.

In welchen Fässern reifen deutsche Destillate besonders gut?

In Eichenfässern. Ich arbeite mit gebrauchten Fässern, andere mit Neuen, das ist die Frage des Konzepts.

Wird sich der deutsche Whisky zu einem internationalen Produkt entwickeln können?

Auf jeden Fall, nur wird nicht jede Brennerei die für einen Export notwendige Menge produzieren.

Was sind die entscheidenden Faktoren, die eine solche Entwicklung positive beeinflussen?

 Die Disziplin und die Glaubwürdigkeit einer regionalen, handwerklichen, qualitätsorientierten Produktion sind unsere Eckpfeiler. Die Goldgräber unter den Produzenten, die sich mit verbrauchertäuschenden Methoden auszeichnen, gefährden diese Entwicklung gewaltig. Der Verband wird für seine Mitglieder eine klare Abgrenzung zu solchen Fehlentwicklungen darstellen.

Der Bad Dürkheimer Ralf Hauer betreibt seit 2012 eine Brennerei in Bad Dürkheim, die sowohl mit einer für deutsche Whiskybrenner typischen Verstärkersäule (üblich bei Edelobstbrennern) als auch mit einem Alembik-Hut brennen kann. Bei letzterem Verfahren ist eine für Schottland typische doppelte Destillation möglich. Copyright Ernst J. Scheiner 2014. Alle Rechte vorbehalten.

Hat Ihr Verband für seine Mitglieder Qualitätskriterien für die Herstellung von Whisky festgelegt wie die Austrian Whisky Association?

Bei uns muss jedes Mitglied eine eigenständige, produzierende Brennerei betreiben und glaubwürdig, authentisch im Fasslager Whisky nach dem europäischen Spirituosenrecht reifen und herstellen. Ist das nicht gegeben ist keine Aufnahme möglich oder es kommt zum Ausschluss.

Wird es eine geschützte Geographical Idication, also geografische Herkunftsbezeichnung wie Deutscher Whisky, Schwäbischer Whisky oder Bayrischer Whisky geben?

Für eigene, geschützte GI sind wir noch zu jung in der Whiskyproduktion, das wird sich entwickeln. Wenn sich nach der Pionierphase von den Whisky brennenden Destillerien richtige Whiskybrennereien herauskristallisiert haben, werden wir sicher darüber nachdenken müssen.

Wie viele Mitglieder hat ihr Verband?

Unser Verband Deutsche Whiskybrenner hat mit Stand Februar 2014, 26 Mitglieder und 6 Fördermitglieder.

Wir danken für das Gespräch.

Ralfy’s Video Tasting #443: Mortlach 16yo, 60.2% (Single Malts Of Scotland)

Diesmal im Glas bei Ralfy: Ein Mortlach 16yo, 60.2% (Single Malts Of Scotland) – also eine kräftige Fassstärke in einem für Mortlach sehr typischen Alter, und als unabhängige Abfüllung eine gute Alternative zu den kommenden (und nicht gerade günstigen) offiziellen Abfüllungen. Mit 91 aus 100 Punkten ist sie auch bestens bewertet. Die gut 20 Minuten des informativen Videos gibt es hier und für Quellenpuristen auch auf Youtube.

Cotswold Distillery: Video vom Bau

Ein Zeitraffervideo, das die Arbeiten am Fundament der Cotswold Distillery zeigt, wurde heute auf Youtube gepostet. In den knapp über 90 Sekunden sieht man, wie die ersten Baggerarbeiten ausgeführt und das nächste Baumaterial herangeschafft wird. Insgesamt erstreckt sich das Video über mehr als einen Monat. Wer sich noch etwas näher über die im Bau befindliche englische Destillerie informieren will, findet hier unser Newsbit darüber.

Verkostungsbericht Carn Mor „Rarities & specialities“ in Purbach, 28. 3. 2014

20140328_181340

„Sie werden den ganzen Abend nicht von mir hören, ob oder wie Ihnen der Whisky schmecken soll…“.

Thomas Gillespie führt durch das Raritäten Tasting von Vinum Purbach und Whisky Purbach in Kooperation mit Carn Mor.

Knapp sechzehn Freunde des schottischen Lebenswassers haben sich in dem heimeligen Lokal, einem ehemaligen Kellerstöckel im burgenländischen Purbach am Neusiedlersee eingefunden, um besondere Tropfen des unabhängigen Abfüllers Carn Mor zu verkosten. Zehn Drams stehen dabei auf der gustatorischen Tagesordnung, auch die Ankündigung einiger Single Malts mit besonderer Reifezeit war im Vorfeld zu vernehmen.

20140328_180904

Als Auftakt serviert man jedoch zwei verschiedene Blended Whiskys, der eine weltbekannt und einer der meist getrunkenen zwölfjährigen Blends. Er steht neben Old Perth, einem Blended Malt (früher auch als Vatted Malt bezeichnet). Die Melange aus Aultmore, Mortlach, Tomatin und Ben Nevis, wenngleich ohne Altersangabe, besticht durch Fülle, Eleganz und Süffigkeit, die Unterschiede in der Stilistik sind für die Verkoster sehr schnell riech- und schmeckbar. Auch die bewusst vermiedene Kühlfiltration ist eines der charakteristischen Merkmale des artisanalen Verschnittwhiskys.

Zu den delikateren Ausprägungen des uisge beatha gibt es einen Apfel Sellerie Salat mit Speckstangerl und leichter Vinaigrette, dazu serviert Herr Gillespie Anekdoten und Geschichten aus seinem reichen Erfahrungsschatz und den Erfahrungswerten in der schottischen Whiskybranche. Fasspolitik, die oft magische Handwerksarbeit der Küfer, der Anteil der Engel, bis hin zu den praktischen Ausformungen von Verkaufsdruck, wirtschaftlichen Faktoren, Problemen und Chancen der Industrie.

Den Auftakt der Single Malts bildet ein Benrinnes aus 2002, mit sieben Jahren und 46% Volumen Alkohol abgefüllt. Wie für Carn Mor üblich, als Einzelfass, Single Cask. Dazu gesellt sich eine Fassstärke derselben Brennerei, 1991 destilliert und 22 Jahre später für reif befunden, Teil der „Celebration Of The Cask“ Serie.

Karamellig schokoladig, mit leichten Rauchakzenten präsentiert sich das erste Glas, durch etwas Zeit und besonders am Gaumen entwickeln sich noch Fruchtnoten und getreidige Honigsüße.

Für Gerald Petö, Veranstalter und der Mann hinter Whisky-Purbach, eines der ersten Highlights des Abends, ist Benrinnes ’91 mit seiner Eigenständigkeit in der Tat eine überraschende Entdeckung, bourbonesque und von markanter Kräuternote gezeichnet, helle Stilistik, trotz des Alters sehr lebendig, frisch und ziseliert, sehr fein gezeichnet.

Es schließt sich ein Vintage Collection Dram aus dem Hause Caol Ila an, er offenbart eine leicht fruchtig grünliche Note von Kochbanane, unterlegt von Rauchigkeit und maritim floraler Zigarrenasche, und das nach 27 Jahren in einem Bourbon Hogshead. Am Gaumen zeigt sich Süße, spritzig lebendige Frucht, mit 46% Volumen rund und balanciert.

Diese Zweierreihe wiederum wird ergänzt von Ledaig 2005, ein unglaublich spannender siebenjähriger Malt, ebenfalls mit 46 alkoholischen Umdrehungen. Salzig schmalzig und kraftvoll, in Vanillezucker gekleidete Selchnoten, Datteln im Speckmantel, frische gelbe Ringlotten, Apfel, etwas Zitrus, dahinter Buttertoffee, fett ölig, ein sehr spannendes Bild, abwechslungsreich.

Dazu wirft Thomas Gillespies einen Blick auf die Herkunft der Rauchnoten im Whisky, spricht über Getreidesorten und spezifische Produktionsprozesse.

Zu den rauchigen Whiskys serviert die Küche eine sehr harmonische Komposition von gebeiztem Lachs, einer Fischmousse und Oberskren, alles auf den Punkt gewürzt.

Im nächsten Flight widmet sich die gesellige Runde zwei unterschiedlichen Expressionen der Destillerie Macduff. Einmal in einer äußerst jugendlichen Ausprägung, nach gerade einmal 48 monatiger Fasslagerung 2009 gefüllt – demgegenüber ein 21 jähriges Bourbon Barrel von 1991 aus der Reihe der Vintage Collection.

Fast wie ein new make leuchtet der 2009er im Glas, nicht nur die Farbe, auch Duft und Gaumen sind von Jugendlichkeit geprägt, nun, eigentlich müsste man eher von zarter Babyhaut sprechen… Auch wenn durchaus Kraft zu spüren ist, frisch fruchtig, sehr helle Getreidenoten, etwas laktil, mit Erinnerungen an Molke, frische Joghurt, Erdbeeren und Spargel, unreife Marille. Das Holzfass hat hier noch kaum Spuren hinterlassen, der Charakter des Destillats schimmert in voller Pracht.

Ganz anders der ältere Bruder, der starke Reifetöne offenbart, lackig ledrige Schwere, tiefe Noten von Tabak und getrockneten Früchten, umspielt von Malzkaffee, altem Balsamico und Honig.

Auch die Macduffs werden von einem Stück Kochkunst perfekt unterstützt, klassisch pannonisch, der Blunzenstrudel mit Rote Rüben Salat ist ein Gedicht und für sich alleine ein Hochgenuss. Doch gerade die Verbindung mit dem ungestümen Jungspund und anschließend dem reifen Bourbon Matured macht das Gesamterlebnis besonders.

20140328_181002

Das große Finale schließlich inszenieren zwei wahre Schätze von Carn Mor und seiner „Celebration Of The Cask“ reihe. Die 1817 in Alness, Rosshire, gegründete Teaninich Distillery war die erste Highland Brennerei mit elektrischem Licht und telefonischer Direktleitung zur Steuerbehörde, viel wichtiger aber ist, was sie ins Glas zu zaubern vermag. 1973 war das Jahr, in dem jener Whisky aus den Brennblasen floss, unglaubliche 40 Lenze später entschied man sich zur Abfüllung, natürlich völlig naturbelassen und mit 54,0% Volumen, cask strenght.

Ledrige Apfelnoten, etwas Williams, überraschende Frische zu Beginn, dann erarbeiten sich dunkle Würze, Koriandersamen und exotische Noten die Vormachtstellung. Am Gaumen eine prachtvolle Süße, gerade ideal balanciert vom Gerbstoff, den röstigen Tanninen und viel gelber Frucht, auch die Kräuter der Nase sind wieder präsent. Ein betörender Whisky von Fülle, Kraft, Eleganz und Finesse, ein Weltklasse Malt und vielleicht die Krönung der Veranstaltung.

20140328_180758Und wenn man glaubt es geht nicht mehr, … 48 Jahre… So lange schlummerte der Glen Grant, zugleich letzter Dram des Abends, in den warehouses, seit seinem Geburtsjahr 1965. Der Alkohollevel liegt hier noch bei 49,6% Volumen, die Engel hatten also ihren gerechten Anteil.

Die Beatles sangen „Help“ und die Rolling Stones konnten keine „Satisfaktion“ bekommen, derlei andere Kuriositäten bot 1965, doch ganz egal, die Runde interessiert nur der Whisky, ein wahrer Methusalem. Eine Bombe von Aromen, Reife, Druck und Fülle, Eleganz und alter Struktur. Viel Gerbstoff und viel ledrige Noten, dann roter Apfel, Bratapfel, Nüsse und Mandeln, Rauchschinken, Feigen. Kräutrige Pikanz und ein ewig langer Abgang.

20140328_180839

So findet ein sehr gelungener Abend ein denkwürdiges Ende, wunderbar inszeniert und mit viel Hintergrundwissen und Information gespickt, mit exzellentem Essen und großartigen Gastgebern. Ein herzliches Dankeschön an Vinum Purbach, Stefan Meltsch, seine Frau und das gesamte Team, sowie Gerald Petö und Thomas Gillespie. Und in der Tat, nicht einmal wurde den Verkostern eine Meinung oder Tasting Note aufs Auge gedrückt, aber eines steht außer Zweifel, geschmeckt hat es allen.

Mit den besten Grüßen und Spirits,
Reinhard Pohorec

Neu: Glengoyne 25yo (mit Tasting Notes und Video)

25-2

Eine neue Abfüllung gibt es von Glengoyne zu vermelden: Glengoyne 25yo – mit 48% abgefüllt und im Glengoyne shop um 250 Pfund, also knapp 300 Euro zu erwerben. Der Glengoyne 25yo reifte ein Vierteljahrhundert in ausgesuchten Sherryfässern. In der Nase findet man rote Früchte, Leder und braunen Zucker, sanfte Eiche, Zimt, gedämpfte Früchte und Seville Orangen-Marmelade am Gaumen. Das Finish ist sehr lang mit würziger Lakritze.

25-3

Zum Veröffentlichung gibt es auch ein kurzes Video:

https://www.youtube.com/watch?v=cc-_wwdm_XI

Whisky im Bild: Fassbefüllung in Wolfburn

Die Wolfburn Destillerie ganz oben im Norden Schottlands hat gestern ein Bild gepostet, das wir Ihnen nicht vorenthalten wollen: Dort werden gerade die ersten der frisch eingetroffenen Miguel Sherry Butts befüllt. Wir werden noch bis Februar 2016 warten müssen, bis die ersten Flaschen von Wolfburn in den Verkauf kommen – aber Moment, sooo lange ist das ja auch nicht mehr :-)…