Wenn man der Perle nachsagt, sie sei der Ausdruck etwas außergewöhnlich Schönem, dann sollen die „Pearls of Scotland“, die neuen unabhängigen Abfüllungen von Gordon & Company, dem Namen nach wohl die schönsten schottischen Whiskys ins Glas bringen. Die rein technischen Voraussetzungen dafür sind gegeben: Alle Flaschen dieser neuen unabhängigen Abfüllung stammen von Einzelfässern und sind in Fassstärke abgefüllt, unfiltriert und ungefärbt. Und auch der Mann, der hinter dieser neuen Linie steht, bürgt an und für sich für Qualität: Jim Gordon, Gründer der Gordon & Company Distillers Ltd. ist seit 30 Jahren im Whisky-Geschäft und dementsprechend erfahren. Er arbeitete für die Hayman Distillers Ltd., danach für die Speyside Distilers Ltd., wo er 2007 General Manager wurde. 2012 gründete er seine eigene Firma.
Wie es um die tatsächliche Qualität der Abfüllungen steht, wollen wir von Whiskyexperts für Sie herausfinden. Der deutsche Importeur, die HEB Heinz Eggert aus Bremen, hat uns freundlicherweise 12 kleine Samples von Gordon & Company zur Verfügung gestellt. Wir haben sie alle in eine kleine Box gestellt und werden immer wieder einmal ein Sample für eine Blindverkostung herausholen. Blind deshalb, um ganz unbeeinflusst von allen Angaben zunächst einmal nur den Whisky selbst zu erleben. Erst nach dem Niederschreiben unserer Notizen werfen wir dann auch einen Blick auf die Flasche. Wir, das sind in diesem Fall Silvia Behrens und Bernhard Rems.
Unlängst haben wir unser erstes Sample aus dem Pool gegriffen. Es war, wie wir nach dem Verkosten herausfanden, ein mittelalter Single Grain Whisky aus der Destillerie North British, 18 Jahre alt und mit 52.6% abgefüllt.
Nase: Was für eine überwältigende Süße in der Nase. Vanillezucker, Milchschokolade, Toffee und Sahne – hier wird das ganze Spektrum der kalorienschweren Genüsse abgerufen. Da ist auch deutlich Alkohol, sehr frisch, sehr klar, nicht schneidend. Das hat Druck und Kraft – ein Grain?
Gaumen: Ja, ein Grain. Die Süße geht weiter, wird sogar noch wuchtiger. Sahnebonbons, wie ein Campino ohne Erdbeer im Mund, Crème brûlée in Reinform. Der Druck und der Alkohol bleiben, eine Zitrusnote gesellt sich dazu, aber die Weichheit bleibt drin.
Finish: Lang, süß. Und nochmals süß.
Alles in allem: Wir mögen Grain Whisky. Wir mögen North British. Und wir mögen diesen North British. Ein schönes Fass, das in den 18 Jahren genügend Alkohol abgegeben hat, um nicht mehr nur brennend zu sein, und das den verbleibenden Alkohol schön einband. Besonders am Gaumen ein richtiger Genuss. Ein wirklich gutes Beispiel, was ein nicht zu junger Grain Whisky alles kann – und sicher nicht der schlechteste Einstieg für jemanden, der Grain nicht kennt. Ein klares Sehr gut von uns und: Ja, das ist durchaus eine „Pearl of Scotland“…