Jede Destillerie hat so etwas wie eine Persönlichkeit. So spürt man es jedenfalls, wenn man einmal einige davon besucht und sich auch für sie Zeit genommen hat.
Unter diesem Aspekt betrachtet ist Loch Lomond eine sowohl komplizierte, als auch reizvolle Persönlichkeit, denn sie ist so vielschichtig wie ihre Whiskys. Ihre Erscheinungsbild und ihre inneren Werte könnten unterschiedlicher nicht sein. Nach außen nüchtern, fast industriell, und innen voller Überraschungen und Andersartigkeiten.
In insgesamt drei Artikeln möchten wir Sie nach Loch Lomond entführen und Ihnen die Möglichkeit geben, die Brennerei gemeinsam mit uns zu entdecken. Wir sind auf Einladung der Loch Lomond Group gemeinsam mit David Lind, dem Regional Director Europe und Sebastian Büssing, dem Brand Ambassador für Loch Lomond in Deutschland, durch die Destillerie gegangen und haben dort alles genau angesehen. Kommen Sie also mit und entdecken Sie eine Brennerei, die reizvoll anders ist.
Loch Lomond Teil 1 – Die Brennerei
Von außen bietet Loch Lomond, am gleichnamigen See im Ort Alexandria gelegen, recht wenig Charme. Die Destillerie wirkt eher wie eine Fabrik – und in der Tat war das Gebäude, das erst seit 1966 als Brennerei arbeitet, zuvor eine Produktionsstätte für Farben.
Auf unserer Panoramaaufnahme erweckt wenig den Eindruck einer klassischen schottischen Destillerie mit Pagodendächern, schönen Steinmauern und antiken Gerätschaften als Ausstellungsstücke. An ihr, so hat man den Eindruck, ist die Gegenwart interessanter als die Vergangenheit:
Noch bevor wir ins Innere gehen, gibt uns David Lind, der Regional Director Europe, eine kleine Einführung in die Geschichte der Destillerie, die – wie die gesamte Loch Lomond Gruppe – seit kurzem im Besitz einer chinesischen Investorengruppe ist.
Die Investoren aus China waren übrigens am gleichen Tag wie wir am Gelände – daher hat man neben der schottischen Fahne am Gelände für diesen Tag auch die chinesische gehisst.
Ein wenig mehr über die relativ kurze Geschichte kann man auch auf der ersten von mehreren Schautafeln erfahren, die im Gebäude angebracht sind. Obwohl, streng genommen ist die Geschichte gar nicht so kurz, denn rechnet man die Littlemill Distillery dazu, die auch zur Gruppe gehörte, so kommt man an den Anfang der schottischen legalen Whiskydestillation…
Unser erster Stop im Gebäude ist die Porteus Getreidemühle, der erste Verarbeitungsschritt in der Whiskyproduktion. Sie ist, wie in fast jeder Brennerei, ein imposantes Stück Industriegeschichte. Was es mit der bei Loch Lomond auf sich hat, erzählt uns David.
Die Mühle wird in kleinen Häppchen von 10kg durch einen Portionierer befüllt.
Danach muss das Getreide noch durch einen Rüttler von Verunreinigungen befreit werden. Ein Stein zwischen den Mühlrädern könnte Funken schlagen – und das wäre absolut nicht gut in einer Atmosphäre voller Alkoholdämpfe…
Nun geht es weiter im Produktionsablauf und wir bewegen uns zum Mash Tun, in dem das Einmaischen stattfindet. Der 9,5 Tonnen Mash Tun ist aus Edelstahl und wirkt imposant:
Auch hier findet sich eine informative Schautafel:
Näheres dazu erfahren wir von David, der diesmal von Distillery Manager Derrick Smith unterstützt wird. Interessant zum Beispiel, dass bei Loch Lomond 4x Wasser zugegeben wird…
Wir gehen nun weiter zu den Gärbottichen, wo die Fermentation stattfindet und wo, wie David uns erklärt, der wesentliche Unterschied in der Produktion bei Loch Lomond zu anderen Brennereien beginnt.
Hier bekommen die Whiskys von Loch Lomond durch die Fermentation ihre erstaunliche Fruchtigkeit (die wir danach bei einem Tasting verschiedenster New Makes aus den unterschiedlichen Stills am eigenen Gaumen erleben durften).
Nun aber wenden wir uns dem Hauptunterscheidungsmerkmal der Brennerei zu: Die einzigartige Unterschiedlichkeit der Stills, die Loch Lomond ermöglicht, unterschiedliche Stile herzustellen. Ein wenig erinnert das an die Möglichkeiten japanischer Brennereien, die ebenfalls unterschiedliche Stills unter einem Dach vereinen – bei Loch Lomond werden allerdings im Gegensatz zu den Gepflogenheiten die verschiedenen New Makes sortenrein in Fässer gegeben und erst diese dann bei Bedarf geblendet.
Hier alles Wissenswerte zu den Stills, erklärt von David Lind (im Film sehen Sie am Ende dann übrigens auch die (gut isolierte) Coffey Still der Malt-Brennerei:
Hier noch ein paar fotografische Blicke auf die Stills und die Spirit Safes, die im Haupthaus der Brennerei stehen:
Unser Weg führt uns nun ins Labor der Qualitätssicherung, wo wir die verschiedenen Arten von New Make, die bei Loch Lomond produziert werden, verkosten können – und zwar herunterverdünnt auf 25% Alkoholstärke, so wie es die Mitarbeiter in der Qualitätssicherung ebenfalls machen. Lorna Buchanan, Chief Chemist bei Loch Lomond, erklärt uns mehr zum New Make.
Es ist in der Tat überraschend, wie unterschiedlich die verschiedenen New Makes im Geschmack sind – von extrem fruchtig bis eher malzig reicht hier die Bandbreite, und der getorfte New Make hat wiederum seine eigenen Qualitäten.
So kann Loch Lomond auch drei verschiedene Whiskys in der Standardrange vorweisen: Der völlig ungetorfte Inchmurrin, der fruchtige Noten aufweist, ist dabei an einem Ende der Geschmacksskala. Torfig hingegen ist der Inchmoan, der sich dabei durchaus mit Insel-Malts messen kann. Dann gibt es den Loch Lomond selbst, der in nur ganz leichte Torfnoten aufweist – und den Single Grain, der gerade in Deutschland viele Freunde hat.
Von hier aus wollen wir noch einen kurzen Blick in ein Warehouse bei Loch Lomond werfen. David führt uns in eines, in dem noch liegend gelagert wird. Immer mehr geht man aber auch dazu über, die Fässer stehend zu lagern – das spart einfach Platz und damit Geld. David zeigt uns auch ein Fass mit 40 Jahre altem Littlemill-Whisky, eine besondere Rarität im Besitz der Loch Lomond Group.
Hier noch zwei Bilder der unterschiedlichen Lagerungsarten:
Bevor wir in die Cooperage gehen (davon berichten wir in Teil 2 unserer Reportage), bleibt uns noch ein wenig Zeit, uns auf dem Gelände der Brennerei umzusehen.
Wenn man sie also sucht, dann findet man sie doch, die hübschen Ecken am Brennereigelände.
Im zweiten Teil unserer Reportage gehen wir dann gemeinsam mit Ihnen in die Cooperage der Brennerei Loch Lomond, und wir beobachten, wie ein angeliefertes Fass repariert und neu ausgebrannt wird. Bis dahin!
Disclaimer im Sinn unserer Redaktionsrichtlinien: Unser Aufenthalt bei Loch Lomond wurde von der Destillerie Kammer Kirsch, dem deutschen Importeur, und der Loch Lomond Group organisiert und finanziert. Die beiden Unternehmen hatten keinerlei Einfluss auf die Gestaltung des Beitrags.