Im Whiskyexperts.net Forum zeichnet sich eine sehr spannende Diskussion ab, bezüglich DACH Whisky und seinem Platz in der weiten Welt hochgeistiger Schätze.
Ich möchte den vorangegangen Beiträgen zusprechen und betonen, dass Whisky aus dem DACH Raum als eigenständiges Produkt und auch längst nicht mehr als Kuriosum oder halbernster Versuch zur Resteverwertung zu sehen ist.
Ganz grundsätzlich sei an dieser Stelle festgehalten: Edelbrände aus den drei Ländern gehören zum Besten und handwerklich Makellosesten, was es in der Welt der Destillate gibt – wenige Produzenten weltweit beherrschen ihre Kupferapparaturen ähnlich gut und genau, wie die Brenner unserer Umgebung – eine eingespielte und geölte Maschine. Dies ist vor allem für klare Brände, Obstdestillate usw. besonders wichtig, um absolute Präzision und Finesse sicherzustellen. Bei internationalen Spirituosen wird dieser Maßstab (sinnvollerweise natürlich) oft anders angesetzt, im Zuge der Fasslagerung laufen Prozesse ab, die auch etwas weitere, „schwammigere“ Cut Points zu einem gewollten großen Gesamtwerk zusammenspielen und reifen lassen.
Natürlich waren erste Gehversuche zu bemerken, wenn man sich mit altbewährten Instrumenten und Wissen auch einmal an Getreide und Whisky versucht hat und vielleicht war der Ein oder Andere von der Idee getrieben, einem globalen Trend zu folgen.
Aber eine Entwicklung weg von diesem Stadium und die Ausformung einer eigenen, regionalen Whiskytradition braucht vor allem Zeit, trial and error, Vorreiter, auch gescheiterte Projekte und mutige Pioniere.
Die DACH Whisky Landschaft wächst, ist jung, ist dynamisch, und mit dem Versuch, die jeweiligen Landeswhiskys zu konkretisieren, zu beschreiben und gewisse Kriterien auszuformulieren (siehe Austrian Whisky Association u. a.), geht man aktuell wichtige Schritte.
Japan hat zum Beispiel schon seit den 20er Jahren kommerziell an der Whiskyproduktion mitgenascht, erst in den letzten Jahren hat sich eine stabile, weltweite Akzeptanz eingestellt – relativ gesehen stecken wir also in den Kinderschuhen und dürfen ruhig auch einmal stolpern und hinfallen.
Ein ganz entscheidender Faktor ist sicher Holz – mit dem bewussten „Anders sein“ greift man oft zu regionalen Eichen. Viele europäische Varietäten sind weniger fein und vielleicht nicht so gut geeignet für delikate Reifung, generell fehlt ein wenig die Erfahrung im Umgang mit dem Balanceakt Reife/Holz/Tannin, … Weiters drängt die finanzielle Schwierigkeit beim Start eines Whiskyprojekts viele dazu, zu junge Brände abzufüllen, diesen Umstand mit frischem und sehr intensivem Holz zu kaschieren klappt selten (vielleicht denken manche gerade ein wenig an aktuelle Entwicklungen traditioneller Whiskyländer…?!). Wie gesagt, trial & error, man lernt durch Fehler und mit der Zeit.
Kurz auch noch ein Blick in die Weinwelt, wo der Terroirgedanke eine viel größere Rolle spielt, als bei vielen Spirituosen. Vor Jahren hat eine weltweite Nivellierung Einzug gehalten, plötzlich wollte man überall nur noch Chardonnay mit viel Barrique an- und ausbauen, Bordeaux Blends bis in die entlegensten Ecken des Globus, aber gerade heute suchen viele Genießer wieder das Regionale, das Typische, das Autochthone – das, was nicht überall gleich schmeckt. Und auch Whisky soll ruhig unterschiedliche Charaktere haben, regional und von Master Distiller zu Master Distiller anders sein. Die Vielfalt wirkt belebend, natürlich so lange am Ende oberste Qualität und das Streben dahin als Ziel auszumachen sind.
Unterm Strich: es gibt eine sehr lebhafte Szene in Deutschland, Österreich und der Schweiz, tolle Produzenten und eigenständige Produkte, die man besonders auch in Blindverkostungen ganz fair und ehrlich degustieren und genießen sollte. Oft wird man dann nämlich auch eine Überraschung erleben können und vielleicht bald erstaunt einen neuen Favourit Dram im Regal stehen haben.
Mit den allerbesten Grüßen und regionalen Spirits,
Reinhard Pohorec
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