Auch im Mai stellen wir Ihnen, so wie schon seit über zwei Jahren, wieder einen Whisky vor, dem wir wünschen, dass ihm ein wenig mehr Beachtung geschenkt wird – und wie immer sehr subjektiv. Diesmal empfehlen wir erneut eine ganze Destillerie, die es für einige noch zu entdecken gilt. Sie liegt auf der gleichnamigen Insel: Arran.
Im Jahr 1994 gründete Harold Currie die Destillerie auf der Insel Arran. Harold war davor bei Chivas und erfüllte sich mit Arran einen lang gehegten Traum: Wieder eine Brennerei auf der Insel zu betreiben. Arran beherbergte über die Jahrhunderte dutzende, meist illegale Brennereien – die letzte offizielle wurde im Jahr 1837 geschlossen.
Arran wurde 1995 eröffnet und an dieser Destillerie kann man schön die Entwicklung eines Whiskys von ungestümen Anfängen bis zu der jetzt 18jährigen Abfüllung verfolgen. Anfänglich begegnete man den Whiskys aus Arran unter Freunden des Lebenswassers mit einer gewissen Skepsis, die durchaus auch auf den Erfahrungen mit den ersten Abfüllungen basierte. Die Begeisterung, die man zum Beispiel den jungen Whiskys aus Kilchoman entgegenbrachte, wollte sich bei Arran nicht so recht einstellen.
Arran hat sich aber über die Jahre mehr als gemausert. Das verdankt die Destillerie zum Einen einer deutlichen Qualitätssteigerung, zum Anderen aber auch einer verbesserten Produktpolitik und gekonntem Marketing. Das frühe Abfüllungswirrwarr ist einem definierten Sortiment mit zwei Kernsegmenten (Alter und Finishes) und einer überschaubaren Anzahl an Sonderabfüllungen gewichen. Die Marke Arran hat nun Profil und damit mehr Bekanntheit am Markt. Und manche ihrer Sonderabfüllungen (The Devil’s Punchbowl, Icons of Arran) sind mittlerweile gefragte Raritäten.
Aus der Core Range möchten wir unseren Lesern zwei Whiskys ans Herz legen: Der neue 18jährige Arran ist der älteste Whisky aus der Destillerie – und ein schönes Beispiel für einen soliden, ausgewogenen Arran. Vielerorts wird er begeistert gelobt; wir hier bei Whiskyexperts finden ihn einfach gut und unprätentiös. Unser Favorit ist eher der 12jährige Arran in Fassstärke; wir schätzen seine Knackigkeit und Frische.
Wer Finishes mag, der könnte sich auch den Arran Amarone Cask Finish einschenken – er ist kräftig, fast schon ruppig, aber durchaus charmant. Die getorften Machrie Moor sind einen Versuch wert, aber sicher nicht die Stärke der Destillerie.
Unsere Top-Empfehlung bei Arran gilt aber den Arran Premium Single Casks, die im Fachhandel zu finden sind. Sie werden abwechselnd aus Sherry- und Bourbon Casks abgefüllt und zeigen Arran von der besten Seite. Momentan sind gerade die Bourbon Casks aus dem Jahr 1999 auf dem Markt und erfreuen den Gaumen mit einem ausgeprägten Charakter.
Zum Abschluss noch ein Geheimtipp: Wenn Sie irgendwo noch den Arran Millenium Casks auftreiben können: probieren Sie ihn. Ursprünglich wohl als Sammleredition gedacht (das ging aber etwas in die Hose), ist er doch ein schöner Trinkwhisky zu einem ganz akzeptablen Preis.
Auch preislich bleibt die Destillerie Arran nach wie vor eine angenehme Überraschung, sodass wir ihr unsere Empfehlung des Monats widmen. Wir wünschen Ihnen jedenfalls viel Freude beim Entdecken und Genießen!