Dies ist der zweite Teil des Berichts über unsere Reise nach Islay, in deren Rahmen wir unter anderem die Destillerien Lagavulin und Caol Ila sowie die Port Ellen Maltings besucht haben. Gastgeber Diageo hat uns und einer internationalen Journalistengruppe dabei Einblicke abseits der touristischen Wege gegeben, die wir hier gerne mit Ihnen teilen. Teil 1 des Berichts über unseren Besuch finden Sie hier.
Lagavulin von innen
200 Jahre wird Lagavulin in diesem Jahr alt, und ein genaues Geburtstagsdatum an dieses Jubiläum anzuheften ist nicht wirklich möglich. Nick Morgan, Head of Whisky Outreach bei Diageo und von seinem Hintergrund Historiker an der Universität Edinburgh, räumt freimütig ein, dass das Datum eigentlich das spätestmögliche sei, denn entweder 1815 oder eben 1816 seien die Destillerien, die am Standort von Lagavulin arbeiteten, zu einer Produktionseinheit zusammengefasst worden.
Morgan, hier auf unserem Bild vor der Destillerie, arbeitet mit einem Team von Archivaren daran, die Geschichte des Whiskys in Schottland zu dokumentieren und aufzuarbeiten. Sein Wissen über dieses Gebiet und vor allem seine tiefe Begeisterung dafür können wir später beim Dinner noch einmal ausführlich erleben und genießen.
Jetzt aber geht es mit Distillery Managerin Georgie Crawford in die Destillerie zu einer Besichtigungstour.
Erste Station ist eine Malzmühle, mit der das in den Port Ellen Maltings gewonnene Malt für die Weiterverarbeitung aufgebrochen wird. Die Maschine stammt aus dem Jahr 1963 und wurde in Leeds gebaut. Bis auf ein neues Sichtfenster auf der Rückseite ist sie im Originalzustand.
Neu sind auch die Sensoren, die oben an der Mühle angebracht sind und die Fernüberwachung des Vorganges ermöglichen. So können Nachfolgeprozesse automatisch gestoppt werden, sollte in der Mühle etwas schief laufen.
Automatisierung trifft man im Grunde genommen überall – und während sie natürlich den Unternehmen hilft, gleichbleibende Qualität günstig zu produzieren, vernichtet sie unweigerlich auch Arbeitsplätze – so können selbst große Destillerien mit gerade einer Handvoll Leuten betrieben werden. Größter Arbeitgeber auf Islay von Seiten der Destillerien ist übrigens Bruichladdich, mit 80 Arbeitsplätzen.
Nächste Station war dieser Mash Tun aus Edelstahl, in dem das Malz mit Wasser ausgelaugt wird, wie ein Blick ins Innere zeigt:
Von hier geht die Reise der Lösung dann weiter in die Gärbottiche, von denen es in Lagavulin acht an der Zahl gibt.
Sie werden zeitversetzt befüllt, sodass die Gärung in ihnen unterschiedlich weit fortgeschritten ist. Das kann man erstens einmal am Zustand des Inhalts erkennen (nachfolgend 2x der Blick in die Bottiche, die sich übrigens noch mehrere Meter nach unten fortsetzen), aber auch am immer intensiver werdenden Geruch, der aus ihnen entweicht, wenn man die Luken oben öffnet. Am Ende ist das beißend wie Essig:
Der Inhalt, der dann zur Destillation geht, ist eine Art Bier, das man durchaus auch trinken kann (solange man sich nicht zu sehr vor warmem Bier ekelt). Georgie hat uns das Gebräu zum Verkosten angeboten – und neugierig, wie wir eben sind, haben es einige von uns auch probiert. Whisky wird es allerdings in der Beliebtheit den Rang nicht ablaufen ;-). Untenstehend Georgies freundliche Einladung im Bild festgehalten.
Aus dem Gebäude mit dem Mash Tun und den Gärbottichen kommt man über eine Außentreppe in das Gebäude mit den vier Stills von Lagavulin. Im Gegensatz zu Caol Ila arbeitet die Destillerie nach wie vor rund um die Uhr, und so waren auch die Brennblasen heiß wie Hölle. Der Zugang zu ihnen von der Rückseite (ein Eingang, der Betriebsfremden normalerweise verschlossen bleibt) ermöglichte uns einige interessante und in der Perspektive ungewohnte Aufnahmen:
Wer noch keine Destillerie mit arbeitenden Brennblasen besuchen konnte, der hat keine Vorstellung davon, welche Hitze die Kupferblasen ausstrahlen. Zwischen ihnen durchzugehen ist durchaus ein sensorisches Erlebnis – Angreifen ist absolut nicht ratsam.
Die Tür in den Raum unter den Brennblasen stand offen, also konnten wir einen Blick auf deren Befeuerung werfen. Zum Einsatz kommt hier Öl.
Das Ergebnis der Destillation und deren Nebenprodukte landen dann im Spirit- und Feints Safe. Das kleine Gerät davor ist ein tragbarer Gasmesser – unser Garant dafür, dass wir in den Destillerien diesmal fotografieren durften. Er hätte auf entzündbare Gasgemische aufmerksam gemacht, die den Einsatz von Kameras verboten hätten. Im letzten Jahr in Dalwhinnie war uns Journalisten das Fotografieren im Gebäude noch komplett verboten.
Es gibt zwar noch Lagerhäuser von Lagavulin am Betriebsgelände, aber diese sind entweder komplett leer wie das Warehouse No. 3, das in Kürze als Veranstaltungsraum genutzt wird (und in dem man sehr schön den traditionellen Boden sehen kann):
oder es handelt sich um Schauräume, so wie jenes, in dem Verkostungen für Gruppen durchgeführt werden und das eher dekorativ genutzt wird:
Die allermeisten Fässer werden, so wie bei vielen anderen Destillerien auch, auf dem Festland gelagert – das hat einerseits wieder Effizienzgründe, andererseits wäre ansonsten Islay wohl mit Lagerhäusern zugepflastert.
Das Dinner
Wir begaben uns nach unserer Tour in die Malt Mill, eine bis ins Jahr 1960 auf dem Gelände von Lagavulin im Betrieb befindliche Destillerie, die nun als Veranstaltungsraum dient. Auch sie ist für das Feis Ile und das Jubiläum frisch gestrichen und behübscht.
Man servierte uns dort Austern mit dem Hinweis, diese doch einmal mit Lagavulin 16yo zu beträufeln – eine ausgezeichnete kulinarische Idee, denn der rauchige Charakter des Standards aus der Destillerie harmoniert hervorragend mit dem salzigen Ton der Auster und dem Schellfisch, der ebenso gereicht wurde.
Im Rahmen des weiteren Dinners trug Nick Morgan seine Gedanken zum 200jährigen Jubiläum der Destillerie vor, zitierte aus alten Dokumenten (so zum Beispiel aus einem herrlichen Urteil des Kirchenrates einer Gemeinde auf Islay, der ein Mitglied aus dem Rat ausschloss, weil es nicht trinkfest genug war) und unterhielt uns mit einer fundierten und gleichzeitig kurzweiligen Zusammenschau über Whiskygeschichte und jene von Lagavulin im Besonderen.
Danach bat man die Anwesenden, Geschichten mit Lagavulin aus ihrem Leben zum Besten zu geben, eine Aufforderung, der unter anderem die zu diesem Zeitpunkt zur Gruppe gestoßenen Hans Offringa und seine Frau Becky (The Whisky Couple) oder Autor Charles McLean, mit unterhaltsamen Anekdoten nachkamen. Im ersten Bild sehen Sie Georgie Crawford mit den Offringas,
Hier sind Nick Morgan und Charlie McLean im Gespräch.
Charlie McLean und, frontal, Global Malts Ambassador Donald Colville.
Wir verkosteten an diesem Abend zum Essen die Standard-Range von Lagavulin: Den 16jährigen, den 12jährigen in Fassstärke und die Distillers Edition – perfekte Begleiter zu den verschiedenen Gängen.
Nicht allzu spät neigte sich der erste Tag dem Ende zu. Die Gruppe war von der Anreise doch etwas müde, also fuhren wir im letzten Tageslicht zurück ins Quartier nach Glenegedale, nicht, ohne zuvor noch die Destillerie im Blau des Abends auf Islay fotografiert zu haben:
Im dritten Teil unseres Berichts nehmen wir Sie mit in die Port Ellen Maltings, genießen eine besondere Flasche und fahren dann nach Caol Ila. Bis bald!
…sehr schöner Bericht und mega Bider…, freu mich schon auf die Fortsetzung…