30 Whiskys, 7 Destillerien, 1 Mälzerei – und dafür genau 3 Tage Zeit: Die WhiskyTour 2015 führte unsere Gastautoren Simon Weiß von whiskyerlebnisse.de und Christian Schrade von Heart-of-the-Run.de an einem langen Wochenende zu den deutschen Whiskybrennern. Das Ziel: Eindrücke, Einblicke und Einsichten von in und über die deutsche Whiskyszene. Ihre Berichte (Text: Christian Schrade) und Bilder darüber bringen wir mit freundlicher Genehmigung der Autoren auch auf Whiskyexperts. Heute: Eindrücke über Fränkischen Whisky aus dem Weingut Mößlein.
Womit das Fass vorher belegt war, kann er nicht mehr genau sagen. „Da waren wir mit den Aufzeichnungen noch nicht so genau.“ Das hat sich jetzt aber fundamental geändert. In der Abfindungsbrennerei kommen jährlich aktuell zwei Fässer zum Bestand hinzu. Mehr ist brennrechtlich nicht erlaubt. Maximal 300 Liter reiner Alkohol ergeben bei Mößlein umgerechnet 1.000 Flaschen Whisky. Über den Daumen gepeilt. So kamen in den vergangenen Jahren bisher 18 Fässer zusammen, die im Gewölbekeller und im benachbarten Brennereigebäude direkt neben dem 2010 neu gebauten Shop und Verkostungsraum lagern. Die Gemeinsamkeit bei allen Fässern: In allen lagerte vorher Rotwein – aus eigener Produktion. Seit 1976 wird bei Mößleins Wein angebaut, die Whiskybrennerei gibt es seit 1996. Nächstes Jahr wird 20. Jubiläum gefeiert. „Da füllen wir auch wieder etwas Besonderes ab“, ist sich der Master Distiller sicher. Zum Weinbau kommen noch etwa 25 Hektar eigene Landwirtschaft, vor allem, um Weizen für die Whiskyproduktion anzubauen. Der kommt dann neben etwas Gerste wegen der darin enthaltenen, für die Gärung notwendigen Enzyme in den fünf Jahre alten Grain Whisky. Zusammen mit dem Single Malt sind das die beiden Zugpferde für Mößleins „Fränkischen Whisky“.
Mehrere Fässer werden hier in Zeilitzheim bisher nicht zu Whisky verschnitten. „Bei uns gibt es ausschließlich Einzelfassabfüllungen“, erklärt Mößlein. Für Kenner eine wichtige Information, die aber auf den Etiketten noch nicht zum Vorschein kommt. Dass dem Whisky kein Farbstoff hinzugefügt wird, ist für den Whiskymacher selbstverständlich. Bei diesen Holzfässern braucht es den ehrlich gesagt auch nicht. Nach fünf Jahren hat das Endprodukt einen extrem dunklen, fast schon rotweinfarbenen Schimmer. Nur kühlfiltriert ist der Whisky. Um Trübungen zu vermeiden, wenn das Destillat etwas kälter ist, erklärt Mößlein. Bei der Fassprobe im Keller begeistert uns besonders der Whisky aus ungarischen Eichenfässern, die Mößlein durch einen guten Partner bezieht. Sicher braucht der noch etwas, hat aber schon nach vier Jahren eine intensiv fruchtige Note. Ganz deutlich: Banane und Schokolade. Eine tolle Mischung. Was Mößlein im Keller noch fehlt, sagt er, während er die nächste Probe einschenkt, ist ein rauchiger Whisky. Das Malz ist schon bestellt, kräftig krachen soll es dann später im Glas. Und auch Sherry- und Port-Finishes seien eventuell eine Überlegung wert, macht sich Mößlein Gedanken.
Inzwischen sind wir wieder bei Fass Nummer 1 angekommen – der Backpflaume mit dem Tabak-Touch. Ob der Whisky jetzt tatsächlich nächstes Jahr als 10-jährige Jubiläums-Edition auf den Markt kommt, das ist noch nicht ganz sicher. Reif zur Abfüllung ist er allemal. Möglicherweise, so überlegen wir alle drei, wäre er sogar als erste Fassstärken-Abfüllung des Familienbetriebes geeignet. Ob das so kommt, das weiß nur Reiner Mößlein. „Jedes Fass ist ein neues Abenteuer für uns“, sagt der. Seit dem sein Sohn Martin vor kurzem den Betrieb übernommen hat, bleibt jetzt mehr Zeit für Experimente. „Und die machen das Whiskybrennen ja erst so spannend“, sagt der Seniorchef. Da stimmen wir zu, und sind besonders auf die Ergebnisse des Rotwein-Rauch-Experimentes gespannt. Die Mischung klingt ungewöhnlich. Rotwein und Rauch – warum nicht?