Sonntag, 22. Dezember 2024, 13:46:05

Exklusiv: Alles zu den Diageo Special Releases 2016 (Teil 1)

Ein genauer Blick auf alle zehn Special Releases 2016 - heute mit Auchroisk, Brora und Cambus

Es ist seit fast zwei Jahrzehnten ein beweglicher Feiertag im Kalender von Whiskyfreunden: Das Erscheinen der Special Releases von Diageo. In diesem Jahr sind die zehn Abfüllungen der Diageo Special Releases 2016 am 21. September auf den Markt gekommen und bei den Händlern verfügbar.

Wir möchten Ihnen diese Sonderabfüllungen in einer dreiteiligen Artikelserie detailliert vorstellen – mit den Infos zu den jeweiligen Destillerien, der Bedeutung der Abfüllung im Verlauf der Special Releases und im Zusammenhang mit den anderen offiziellen Abfüllungen der Brennerei. Auch dabei sind die ausführlichen offiziellen Tasting Notes und Infos zur Auflage und zum Preis.

Unter den zehn Abfüllungen dieses Jahres befinden sich diesmal sechs neue Editionen, drei davon aus längst stillgelegten Destillerien. Vier sind Fortsetzungen von Serien innerhalb der Serie.
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Beginnen möchten wir mit einer solchen, mit einem Single Malt, der nun bereits in der dritten Variation in den Special Releases erscheint:

Auchroisk 25 Jahre, Destillation 1990, 51,2% Vol. Region: Speyside

Auchroisk ist eine der jüngsten Brennereien Schottlands; 1974 in Mulben, Banffshire gegründet; eine Meile vom River Spey entfernt, dort, wo er aus dem Tal heraus seine endgültige Reise ins Meer antritt. Auchroisk gilt als die nördlichste Brennerei in der Region Speyside. Sie ist in einer waldreichen ländlichen Region gelegen, in der Mitte zwischen Keith und Rothes.

The copyright on this image is owned by Anne Burgess and is licensed for reuse under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.0 license.
Auchroisk. The copyright on this image is owned by Anne Burgess and is licensed for reuse under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.0 license.

Der gälische Name bedeutet „Furt am roten Fluss”. Ein Bach, der an der Dorie’s-Quelle entspringt, liefert reichlich Wasser für die Destillerie.

Bisher gab es vier Destillerie-Abfüllungen unter dem Namen AUCHROISK. Anfang der 90er Jahre brachte die Destillerie eine 12 Jahre alte „Flora and Fauna”-Abfüllung heraus. Leicht, süß und frisch, angenehm im Mund und mit einem für einen Malt dieser Region erstaunlich trockenen Abgang. Danach kam ein Auchroisk 28 Jahre (1974) in Fassstärke – ein „Rare Malt” aus 2003. In der Nase weich, mit Süßholz- und Toffeenoten, weichem sanftem Körper, süß mit leichter Säure auf dem Gaumen, wärmend und mit lang anhaltendem Abgang. Ein Auchroisk 20 Jahre war Teil der Special Releases 2010. Leicht, aber mit ausgeprägtem Charakter, interessanter cremiger Textur und ansprechender Süße zur Kompensation seiner beachtlichen Stärke. Der Auchroisk 30 Jahre zählte zu den Special Releases 2012. Herrlich frisch und fruchtig, mit echtem Körper und Struktur; die reine und gut strukturierte Nase hält zunächst die sich anschließend entfaltenden komplexen, seidigen Fruchtaromen und den nussigen Geschmack zurück.

Der neue Auchroisk 25yo ist ein Single Malt in natürlicher Fassstärke und limitierter Edition. Es ist die dritte limitierte Edition dieser Reihe und sie erlaubt einen interessanten Vergleich mit der Abfüllung 2010 (20 Jahre) und der Abfüllung 2012 (30 Jahre).

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Im Auchroisk 25yo findet sich eine Mischung aus Malts, die in wiederbefüllten Fässern (Hogsheads) aus amerikanischer Eiche und wiederbefüllten Fässern (Butts) aus europäischer Eiche gelagert wurden. Weltweit sind 3.954 einzeln nummerierte Flaschen verfügbar.

UVP je Flasche 389 €

Offizielle Tasting Notes:

Ein fruchtiger Malt und idealer Aperitif, am besten mit etwas Wasser; ein Genuss am frühen Abend, aber auch zu anderen Zeiten. Herrlich frisch und fruchtig, mit leichtem Körper und guter Struktur; die anfangs saubere Nase gibt wenig Aufschluss auf die sich später entfaltenden würzigen fruchtigen Geschmacksnoten.

Farbe: Goldener Bernsteinton. Lange Perlung („Beine“).

Nase: Leicht und präzise, mit schnell zunehmender Tiefe und Komplexität. Kopfnoten von frischen, knackigen, saftigen Früchten (Orangen- und Birnenschale) unterstützt von duftendem Mandelöl; anschließend Leder und leichte Anklänge von Rauch. Wasser bringt das duftende Öl interessant zur Geltung, gefolgt von Anis und Fruchtsalat (Birnen in Dosen). Im Abklingen leichter Rauch.

Körper: Leicht bis mittelschwer, ölig.

Gaumen: Anfangs kühl und süß, mit frischer Säure und leichter, weicher Textur; dann schnell schärfer, mit würziger Frucht wie bei einem pikanten Früchtekuchen. Mit etwas Wasser schlanker, nach wie vor kühlend und nicht zu süß; zunehmende Intensität des Dufts und Abklingen der Schärfe zugunsten einer weicheren Würzigkeit. Übergang in eine attraktive trockene Nussigkeit, dunkle Schokolade und Anklänge von Menthol und geriebenen Orangenzesten. Nach wie vor frisch und gut ausgewogen, mit angenehm zäher Textur.

Abgang: Anhaltend und wärmend, mit Noten von Süßholz und Pfefferminzlikör, grüner Pistazie und Nelken.

Brora 38 Jahre, Destillation 1977, 48,6% Vol. Region: Highland-Küste

Gegründet wurde Brora 1819 unter dem Namen Clynelish durch den Marquis von Stafford, dem späteren Duke of Sutherland. Baukosten: £ 750. Damit könnte man heute gerade noch eine halbe Flasche Whisky aus dieser Destillerie kaufen. Interessant an Brora ist unter anderem, dass sie eine der ältesten, zu einem bestimmten Zweck gebauten Malt Whisky-Destillerien Schottlands ist.

Brora Destillerie, Foto von Andrew Wood, CC-Lizenz
Brora Destillerie, Foto von Andrew Wood, CC-Lizenz

Zunächst wurde die Destillerie an James Harper, dann an Andrew Ross und George Lawson verpachtet – allesamt ortsansässig. 1896 erfolgte der Verkauf an Ainslie & Co., Blender aus Leith.

Zu dieser Zeit war die Destillerie eine Goldgrube, wie man einem Artikel aus Harper’s Weekly aus dem Jahr 1896 entnehmen kann: „Ein überaus wertvoller Besitz, dessen Produkt immer die höchsten Preise unten aller Single Malt Scotch Whiskys erzielte”

  • 1896- 1897 Umbau und Umstellung auf Dampfbetrieb.
  • Stilllegung zwischen 1931-38 und 1941-1945.
  • Direkte Beheizung der Brennblasen durch Kohlefeuer bis 1961
  • 1967-1968 Bau der neuen und Schließung der alten Clynelish-Destillerie
  • 1975 Wiederinbetriebnahme der alten Destillerie mit umgebautem Maischehaus, jetzt unter dem Namen Brora. Bis in die frühen 80er Jahre wurden neben der neuen Clynelish-Destillerie stark getorfte Whiskys im „Islay”-Stil hergestellt.
  • Stilllegung 1983.

Brora gilt unter Kennern als großartiger Whisky, der bestens zur langen Fassreifung geeignet ist; es sind leider nur sehr kleine Lagerbestände vorhanden.

Der erste 30 Jahre alte Brora erhielt die Goldmedaille auf der IWSC 2003. Ein 25 Jahre alter Brora, abgefüllt in 2008, wurde auf der San Francisco World Spirits Competition 2009 mit Gold prämiert. Ein „Rare Malts“-Brora 20 Jahre wurde auf der IWSC 2004 als bester Malt in Fassstärke ausgezeichnet.

Dies ist nun der älteste BRORA dieser Serie, der bisher abgefüllt wurde, und zwar der Fünfzehnte einer limitierten Serie jährlicher Abfüllungen. Durch die jährliche Limitierung wurde dieser unersetzliche Malt länger verfügbar gehalten, aber nun sind die Bestände bald erschöpft.

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Er stammt aus wiederbefüllten Fässern (Hogsheads) aus amerikanischer Eiche und wiederbefüllten Fässern (Butts) aus europäischer Eiche; Abfüllung  1977. Weltweit sind nur 2.984 einzeln nummerierte Flaschen verfügbar.

Empfohlener UVP je Flasche in 1.999 €

Offizielle Tasting Notes:

Eine großartige, gut ausgewogene Edition dieses hervorragenden Single Malt; robust, mit lebhaften maritimen Noten in der Nase; bald darauf präsentiert er sich mit unbeschwertem Charme, selbstbewusst und zugänglich; auch im fortgeschrittenen Alter bewahrt er den typischen Charakter der Destillerie; rauchiger, aschiger und torfiger als die letzten Abfüllungen; mit etwas Wasser aber auch weich und verführerisch.

Farbe: Altgold oder mittleres Bernsteingelb. Langsame, feine Perlung („Beine“).

Nase: Souverän, breit gefächert und leicht trocken. Eine Welle frischer Zitronen, Rauch und Holzasche mit Anklängen von Minze und Toffee entfaltet sich, unterlegt von Basisnoten aus feuchtem Sand oder Lederpolitur. Aroma und Rauch verklingen langsam, während süße Malzigkeit wächst; man entdeckt Spuren von Vanillebiskuit und glimmender Kerze. Pfeffrig, mit Holzasche, rein, frisch und appetitlich. Wasser bringt süße, wachsige Noten von minzigem Toffee, Holzrauch und Asche hervor.

Körper: Mittelschwer.

Gaumen: In natürlicher Stärke sehr leicht zu konsumieren; kühl, weich und leicht wachsig, mit Zitronenschale und aufkommender Holzasche über süßem, umhüllendem Karamell. Süß und duftend. Gewinn an Tiefe und Komplexität durch die Entstehung leicht würziger weicher Tannine und minziger, torfiger Schärfe. Wasser betont die gut ausgewogene Süße, die verführerische Würze und gibt ihm eine ehrwürdige Note.

Abgang: Fest und lang anhaltend; angenehm verkohlt und zäh, mit wärmendem Ingwer und dunkler Schokolade, gefolgt von duftendem Rauch; süße Minze, die den Atem kühlt, hinterlässt ein Prickeln auf der Zunge. Mit Wasser weich und stechend; entfernte Anklänge von Holzrauch und dunkler Schokolade mit leichten Tönen von Zeder und Kiefer.

Cambus 40 Jahre, Destillation 1975, 52,7% Vol. Region: Central Lowlands (Single Grain)

Ursprünglich 1806 von James Moubray als Malt Whisky-Brennerei gegründet, erfolgte 1837 die Umrüstung zur Grain Whisky-Destillerie. Sie ist eine der sechs Grain Whisky-Destillerien in den Lowlands, die 1877 zur Distillers Company zusammengelegt wurden. Der Ausbruch eines Feuers in der Nacht vom 23. September 1914, zerstörte die Destillerie fast vollständig, nach dem vollständigen Wiederaufbau erfolgte 1938 die Wiedereröffnung von Cambus nach 24 Jahren und Investitionen von £ 275.000.

Auf dem Gelände der ehemaligen Cambus Distillery stehen jetzt Warehouses von Diageo. Bild: Dr. Mario Prinz - Potstill Wien
Auf dem Gelände der ehemaligen Cambus Distillery stehen jetzt Warehouses von Diageo. Bild: Dr. Mario Prinz – Potstill Wien

1886 beschrieb Alfred Barnard die Destillerie wie folgt: Die Gebäude „sind auf ganze acht Morgen Land verteilt”. Am 12. Januar befinden sich in den sechs Lagerhäusern „17.002 Fässer mit 1.365.287 Gallonen Whisky unterschiedlicher Jahrgänge seit 1865”. Sie waren zu diesem Zeitpunkt etwa zu zwei Dritteln gefüllt.

Die endgültige Stilllegung erfolgte vor 23 Jahren im Jahr 1993. Jetzt gibt es nur noch verschwindend geringe Single Grain-Whisky-Bestände.

1906 wurde ein weicher, sieben Jahre alter CAMBUS Patent Still Scotch Grain Whisky mit dem etwas merkwürdig klingenden Werbeslogan „Not a headache in a gallon” eingeführt. Bedeutende Pot Still Malt Whisky-Produzenten fühlten sich von diesem neuen „leichtgewichtigen“ Herausforderer bedroht und machten ihm das Recht streitig, sein Produkt „Whisky“ zu nennen. Daraufhin entschied eine königliche Kommission, dass Spirituosen, die aus gemälzter und/oder ungemälzter Gerste in Patent oder Pot Stills hergestellt werden, die Bezeichnung „Whisky“ tragen dürfen.

Die Abfüllung ist ein Single Grain Whisky in natürlicher Fassstärke und limitierter Edition – Der älteste CAMBUS, der jemals vom Originalabfüller herausgebracht wurde.

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Es ist der dritte als Special Release abgefüllte Single Grain-Whisky, und er erlaubt einen sehr interessanten Vergleich mit dem erst kürzlich erschienenen  THE CALLY 40 Jahre.

Der Cambus 40yo wurde 1975 destilliert und kommt aus wiederbefüllten Fässern (Hogsheads) aus amerikanischer Eiche. Weltweit gibt es von ihm nur 1.812 einzeln nummerierte Flaschen.

Empfohlener UVP je Flasche 1.039 €

Die offiziellen Tasting Notes:

Sehr zugänglich und bereichernd; täuschend komplex und frisch für sein Alter ist der unglaublich gut abgestimmte, harmonische (und außerdem noch sehr seltene) 40 Jahre alte Single Grain Whisky; er ist leicht, aber dennoch üppig, frisch und rein; am besten genießt man ihn mit Wasser; mit seinem feinen, zwanglosen Abgang ist er ein außergewöhnlicher und köstlicher Aperitif.

Farbe: Tiefes Goldgelb mit bernsteinfarbenen Reflexionen

Nase: Erstaunlich lebhaft, schnell ins Süße übergehend. Reine fruchtige Kopfnoten reifer roter Äpfel, Ananas und Kapstachelbeeren erheben sich über einer breit gefächerten, süßlichen Mischung aus weichen Erdbeer-Kaubonbons, Mürbteiggebäck und Milchschokolade mit weichem, saftigem Toffee. Nussig, mit einer Spur Kerzenwachs; mit etwas Wasser weicher; allmählich entwickelt sich eine leichte minzfrische Nuance von Kiefernholz mit zarten Anklängen wachsiger roter Beeren; dann zunehmende Tiefe mit dunklem Toffee, Frucht und Mandel vor der Schärfe frischer grüner Äpfel und Ingwer.

Körper: Leicht, sehr weich

Gaumen: Kühl, leicht trocken, harzig (Kiefer); zunehmende Wärme und Süße, so als wäre Karamell-Eiskrem von pikantem Rauch durchdrungen; dann ziemlich dicht, mit einer Note von Rosinen und Anklängen von Birnendrops und Pflaume sowie einer Schärfe im Abgang. Wasser bringt seine besten Eigenschaften hervor, jetzt kühler, gleichzeitig süß und salzig und leicht wachsig, mit Ingwer und weißem Pfeffer; zunehmend zäh und umhüllend; kurzzeitig fruchtig, dann wärmend wie ein üppiger feuchter Ingwerkuchen.

Abgang: Kurz, aber warm, sanft und süß, mit Noten von Creme Brulée und Ingwer, überlagert von leichtem, reinigendem Eukalyptus. Ein leichter Holzton entsteht, während die Süße von dezenten Tanninen unterstrichen wird. Mit Wasser leicht; appetitanregend wie ein Aperitif.

(Weiter zu Teil 2)

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