Am Herz der Destillerie
An den Washbacks vorbei kommen wir dann zu den Stills. Insgesamt drei sind es, zwei alte und eine etwas neuere Brennblase, die eine eigenwillige Formgebung hat. Surrinder Kumar erklärt den Gedanken dahinter:
Hier noch einige Bilder von den Stills bei Amrut – man merkt ihnen an, dass es Arbeitstiere sind – und momentan im Dauerbetrieb.
Bei den Stills leben übrigens einige Affen – sie turnen auf den Leitungen und lassen sich durch unseren Besuch nicht aus der Ruhe bringen:
Die Engel trinken Wasser
Gemeinsam werfen wir danach mit Surrinder einen Blick in eines der sechs alten Warehouses. Zwei Dinge sind bemerkenswert: Zunächst einmal, erklärt der Master Distiller, trinken die Engel bei Amrut lieber Wasser als Alkohol. Das bedeutet, dass durch das heiße Klima mehr Wasser als Alkohol verdunstet und daher die Stärke des Destillats im Fass zunehmen kann – ein Phänomen, das man auch in amerikanischen Lagerhäusern in Kentucky und Tennessee findet.
Die Reifung erfolgt auch wesentlich rascher als bei schottischen Whiskys. Surrinder gibt als Richtwert die mindestens zweifache Geschwindigkeit bei der Reifung im Fass an – ein vierjähriger Amrut würde daher, in etwa, einem acht bis zwölf Jahre gereiften schottischen Single Malt entsprechen.
Die zweite Besonderheit sind die Stellagen, auf denen die Fässer gelagert werden. Sie sind nicht dafür gedacht, die Fässer zu bewegen. Diese werden nämlich vor Ort entleert. Auf die Frage nach dem Warum kommt die lapidare, aber einleuchtende Antwort: „Weil es für uns praktischer ist“. In der Tat können wir uns vorstellen, dass viel Schlepperei im südindischen Klima nicht wirklich angebracht ist.
Dann durften wir eine Fassprobe nehmen – ein vierjähriger Amrut aus dem Bourbonfass, knapp an die 60% Alkohol. Immer wieder erstaunt die Wucht, die fassstarke Amruts an den Gaumen bringen. Fruchtig, knackig und mit Holz – mehr, als man sich von einem doppelt bis dreifach so alten schottischen Single Malt erwarten würde. Es fällt nicht ganz einfach, den Vergleich mit den Schotten aus dem Unterbewusstsein zu verdrängen, dazu ist der Whisky auch (vergleicht man ihn mit manchen deutschen oder österreichischen Produkten) zu nahe an den Schotten dran, aber wenn man seine Eigenständigkeit respektiert, kann man ihn noch besser würdigen. Und das hat er sich verdient.
An einem Lastwagen vorbei, der für den lokalen Markt bestückt ist, geht es nun ins Kesselhaus der Destillerie. Hier wird Energie erzeugt, in zwei riesigen Kesseln, die mit Pellets aus Kokosfasern und Restholz beheizt werden. Eine imposante Anlage, der man die Kraft, die sie erzeugt, auch ansieht. Nebenbei erzählt der Master Distiller, dass sämtliches Wasser für die Brennerei mit Tankwagen herbeigeschafft werden muss, da die Destillerie über keinen eigenen Brunnen verfügt – es mangelt hier ganz einfach an Grundwasser.
Unsere nächsten Stopps sind bei der Cooperage und in der Abfüllanlage, in der ganz wenig maschinell erledigt wird. Weiter mit der Navigation unten.