In der Süddeutschen findet sich heute ein Artikel über deutsche Whiskys, gebaut rund um ein Gespräch mit Cornelia Bohn, Destilleriebesitzerin und Brennmeisterin des „Preussischen Whiskys“ aus der Uckermark. Das Interessante am Artikel: Er nimmt eine kritische, aber durchaus wohlwollende Distanz zu deutschen Whiskys ein – attestiert seinen Erzeugern handwerkliches Können, bemängelt aber auch etwas den Mangel an Charakter, den man in manchen deutschen Destillaten finden kann. Dabei ist der Artikel aber nie unfair oder überkritisch. Hier ein kleiner Auszug:
Schottischer Whisky. Keinen anderen beschreiben Experten wie Fans ähnlich poetisch. Er mag im Urteil einiger Kritiker gerade vom japanischen Whisky überholt worden sein. Doch er ist weiter das Maß aller Dinge. Er steht für Stärke und Rauchigkeit, für so abstrakte Bilder wie das Dahingleiten über weite Landschaften. Sein Vorbildcharakter liegt nicht nur an seinem Ruf, sondern auch an der Technik. Denn die meisten Schotten brennen im sogenannten Pot-Still-Verfahren, sie destillieren ihre Maische zweimal in zwiebelförmigen Kupferkesseln; dabei wird der Alkohol verdampft und durch Abkühlung wieder kondensiert. Viele Brennblasen sind riesig, fassen bis zu 20 000 Liter – das ist teuer, bestimmt aber den Geschmack: In kleinen, engen Kesseln wird das Destillat kräftiger, öliger. Dieses Rohdestillat ist so ungenießbar, dass sich erst während der langen Fassreife ein Getränk entwickelt, das mal mild, mal fruchtig, mal torfig, mal rauchig oder auch vieles davon zugleich sein kann. Bei der Lagerung profitiert der Brand vom gleichmäßigen schottischen Klima; im Fass passt das Destillat also seine Dichte kaum der Außentemperatur an.
Deutsche Whiskybrenner dagegen brennen in Obstbrennblasen, in die nur wenige Hundert Liter passen. So betonen sie den Eigengeschmack der Gerste, manchen filtern dabei mehrere Aromen heraus; schon das Rohdestillat ist genießbar. Die Brenner sind darauf sehr stolz, sie lagern ihr Destillat nur, weil sie es lagern müssen – vorgeschrieben für Single Malt sind drei Jahre.
Im Artikel gibt es auch neun Verkostungsnotizen zu deutschen Whiskys , darunter zum Beispiel der Aureum oder ein Slyrs. Insgesamt eine lesenswerte Wochenendlektüre, über die man sicherlich auch vortrefflich mit verschiedenen Standpunkten diskutieren könnte.