Samstag, 27. April 2024, 20:28:03

Whisky des Monats Juni 2020: anCnoc 12 year old

Zum Beginn eines hoffentlich wunderbaren Sommers stellen wir Ihnen einen unterschätzten Speysider vor

Spätestens durch Mackie Messer wissen wir: wir sehen die im Licht und die im Dunkeln eher nicht. Und auf unserer Suche nach der monatlichen Empfehlung aus der Redaktion, die neben einer hohen Verfügbarkeit auch eine uns überzeugende Qualität zu einem attraktiven Preis bieten muss, finden wir oft Whiskys, die uns aufgrund eines sie umrahmenden hellen Lichts etwas blenden. So schauen wir dann auch auf die, die nicht im Rampenlicht stehen. Dort entdecken wir manch unterschätzte Abfüllung, die es gilt, ein klein wenig in die Mitte der Bühne zu bugsieren. Wie in diesem Monat. Denn unser Whisky des Monats Juni ist der anCnoc 12 year old.

Knockdhu, nicht Knockando, sondern anCnoc

Obwohl sie recht nah nebeneinander liegen, also fast Nachbarn sind, störte sich lange niemand daran und keinen irritierte es. Sehr lange, um genau zu sein, dauerte exakt 99 Jahre. Erst 1993 führte der Umstand, dass zwei schottische Whisky-Brennereien in der Speyside einen ähnlich klingenden Namen tragen, dazu, dass die Unterscheidbarkeit der Beiden herausgearbeitet werden musste. Die eine dieser Destillerien erhielt kurz zuvor – 1988 – einen neuen Besitzer. Dieser präsentierte dann zwei Jahre später erstmals einen eigenen Single Malt der Brennerei. Aus der anderen Brennerei erschienen schon seit längerem Single Malts als Destillerie-Abfüllung. Und um hier die Gefahr einer Verwechslung auszuschließen, trafen die Beiden eine Vereinbarung. Auf den Eigen-Abfüllungen der einen Brennerei steht weiterhin der eigene Name. Die Brennerei mit den neu eingeführten Eigen-Abfüllungen führt auch einen neuen Namen ein. Und seit dem wissen Whisky-Freundinnen und -Freunde auf der ganzen Welt, dass die Single Malts der Brennerei Knockdhu nicht Knockando, sondern anCnoc heißen. Und dies auch nur, wenn sie eine Destillerie-Abfüllung sind. Denn bei den unabhängigen Abfüllern steht auf den Labeln nicht anCnoc, sondern Knockdhu. So einfach ist das.

Knockdhu © Gerhard Kreutz, Genuss am Gaumen

Ohne Bling-Bling und Chi Chi

Wie immer auch diese Vereinbarung zustande kam und im Detail aussah – ein bisschen mehr Getöse, ein bisschen mehr Brimborium, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit hätte der Destillerie Knockdhu und ihremWhisky anCnoc sicherlich sehr gut getan – wenigstens aus Marketing-Sicht. Die Inver House Distillers als Eigentümer gehören jedoch nicht zu den Lautsprechern in der schottischen Whisky-Liga. Auch die anderen Brennereien in ihrem Besitz glänzen mehr mit einer hohen Qualität ihrer Whiskys als durch auffällige Werbung. Bei Knockdhu indes wird der Glanz etwas dezenter wahrgenommen. Knockdhu belegt in der Tabelle der gern übersehenen Brennereien einen Spitzenplatz, und in der Rangliste der Unterschätzten steht anCnoc sicherlich noch weiter oben. Doch woran mag dies liegen? Verwirren die unterschiedlichen Namen für Brennerei und Whisky zu sehr? Hat das schlichte und zeitlose Design der Tuben und der Label zu wenig Bling-Bling?

anCnoc 12 year old – schnörkellos, solide und delikat

Wer den anCnoc 12 year old bisher nicht kennen lernen durfte, verpasste einen klaren und schnörkellosen Single Malt ohne Chi Chi und Schminke. Bereits die Nase lädt ein. Sie ist würzig mit vernehmbaren Holz-Noten und Malz-Aromnen, welche gemeinsam mit Honig und Vanille sowie hellen Früchten des Sommers ein recht komplexes Bouquet bilden. Am Gaumen setzt er samtig fort, was die Nase schon zeigte, und das recht lange, Mund füllende Finish zum Ende bekräftigt den bisherigen delikaten Eindruck: Der anCnoc 12 year ist ehrlich, seriös und solide. Und Preisbewusste finden diesen 12 Jahre alten Single Malt in diversen Online-Märkten und stationären Geschäften bereits für unter 30 €. Sehr viel Qualität für wenig Geld, finden wir, und wünschen Ihnen viel Freude mit unserem Whisky des Monats Juni 2020, dem anCnoc 12 year old.

Die Stills von Knockdhu. Bild: Karl Wolffhardt

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