Montag, 23. Dezember 2024, 13:50:09

Wir verkosten: Bowmore 25y (Small Batch Release), 43% vol.

Amerikanische und spanische Eichenfässer dienen der Reifung dieses Bowmore Urgesteins, ein Vierteljahrhundert, bei dem die Engel sicher ein ganz schönes Näschen abbekommen und ihren angel’s share davongetragen haben.

Die Anführung Small Batch Release wäre ob der lagerbedingt offensichtlichen Flüssigkeitsdezimierung vielleicht nicht unbedingt notwendig, wer einen 25y old whisky kauft und genießen möchte, wird schon wissen, dass davon keine Unmengen zur Verfügung stehen können – aber es gibt ja bei größeren Konzernen auch noch Marketing Abteilungen… Und ein solcher dram kostet schon ein kleines Sümmchen.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch die vergleichende Betrachtung mit dem neu erschienen 23y Port Cask Matured, der bei gleichem Grunddestillat und ähnlichem Alter ausschließlich in Portweinfässern gelagert wurde, und somit Parallelen gezogen werden können, wo kommt der Destilleriecharakter zum Vorschein, welchen Impact hat das Fass?

bowmore25

Nase: sweety shop, dunkle Kaffee und Lederaromen, Seetangwürze, gehüllt in röstig rauchige Holztöne, lässt eine bowmoretypische filigrane Note von tropischen Früchten erkennen, savoury, Zeller, dann kommen Gewürze, Muskatnuss, Zigarrenblatt und Zedern, Bittermandel, etwas Butter, mit Zeit entwickeln sich leicht seifig parfümierte Aromen, die etwas irritieren, salzig kräutrig, bitteresüße Petersilnoten, auch Liebstöckel

Gaumen: eher schlank, kein Brüller der laut hier schreit, fein gezeichnet, Leder, gespickt mit Rosinen, Pfirsich, wieder etwas Parfümcharakter, alte Ledermöbel, Politur, lackig, Ananas, Papaya und Guave, die Frucht wirkt etwas unrund und künstlich, jetzt wieder Liebstöckel, salzig trockene Zimtrinde, Zigarrenrauch, Zitronenlimonade, Zitronenthymian, nussig, Buttercreme und Salzmandeln

Finish: es kommen rote Beeren im Abgang auf, auch der Rauch spielt eine prägnantere Rolle, mit Zeit eher abbauend, nicht ganz harmonisch, die Altersnoten stehen etwas neben den anderen Aromen, dazu eine dezente Bittere und seifige Töne, die mit Wasser stärker werden, schlank und nicht ganz die erhoffte Länge und Komplexität für einen derartigen Malt

Alles in allem: ein besonderer Whisky, der im Glas final nicht ganz alle Hoffnungen erfüllen kann, die man ihm vielleicht von Beginn an entgegen bringen würde, es zeigt sich eine sehr schön klare schlank filigrane Bowmorestilistik, Reifetöne und feiner Sherryeinsatz, Zeit und Wasserzugabe lassen leicht ungewöhnliche Bittermandelaromen und ein abbauendes Finish zu Tage treten.

Verkoster: Reinhard Pohorec arbeitet zur Zeit als Bartender im Savoy in London und beschreibt sich selbst als leidenschaftlicher Whiskygenießer. Er hat sich in seinem Berufsfeld auf den Purbereich und Whiskys spezialisiert und ist für whiskyexperts als freier Kolumnist tätig.

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