Royal Brackla ist nur eine von drei Brennereien in Schottland, denen es erlaubt ist, den Zusatz „Royal“ im Namen zu führen. Bei seiner Video-Verkostung des 16-jährigen Royal Brackla erfahren wir Weiteres sowohl über diese nicht ganz so bekannte Brennerei als auch über den bekannten unabhängigen Abfüller Adelphi. Und mit 89 von 100 möglichen Punkten weiß der Roayal Brackla auch zu gefallen.
Als Zugabe hat Ralfy zur Zugabe von Wasser im Whisky einen ganz einfachen Tipp: es sollte soviel oder sowenig Wasser wie selber gewünscht zugeben werden, generelle Angaben, wie viel es denn sein sollte sollte, sind seiner Meinung nach nicht zulässig. Und auch über die Zugabe von Eis im Whisky im Whisky hat er eine Meinung: Dies sei eine Idee der Blendproduzenten, denn die Zugabe von Eis und das damit verbundene Herunterkühlen des Whiskys verschleiert die Rauhheit der meisten Blends.
Sieben konstant gute Abfüllungen aus der Destillerie Littlemill: Es scheint, als kämen gerade wirklich hervorragend gute Tropfen aus dieser verlorenen Lowland-Destillerie auf den Markt. Serge Valentin hat sie in aufopfernder Arbeit *smile* für uns verkostet, und hier sind die Resultate:
Littlemill 21 yo 1992/2013 (49.9%, The Whisky Cask, bourbon hogshead): 87 Punkte
Littlemill 23 yo 1990/2014 (47.8%, Archives and Pure Spirit, bourbon hogshead, 176 bottles): 89 Punkte
Littlemill 23 yo 1990/2013 (49.8%, Eiling Lim, 68 bottles): 90 Punkte
Littlemill 23 yo 1990/2014 (51.7%, Jack Wiebers, bourbon, cask #1033, 144 bottles): 90 Punkte
Littlemill 24 yo 1989/2014 (53%, Archives, bourbon hogshead, cask #42, 178 bottles): 89 Punkte
Littlemill 24 yo 1989/2014 (48.7%, The Whisky Agency, Liquid Library, refill hogshead, 199 bottles): 89 Punkte
Littlemill 25 yo 1988/2014 (51.9%, Archives, bourbon hogshead, cask #12, 134 bottles): 88 Punkte
Die letzten Reste von Littlemill vor der Verbauung. Foto von Potstill.org
Aufmerksame Leser unserer Seite wissen es ja schon seit einiger Zeit: Diageo hat Pläne, Mortlach aus- und umzubauen (siehe unseren Bericht von Anfang Dezember). Wir haben auch schon Anfang Mai ein Bild von den Bauarbeiten gebracht – und heute haben wir ein aktuelles Foto von Ernie Ernst J. Scheiner aus der letzten Woche. Es tut sich was – aber auch an der administrativen Front: Wie Inside Moray berichtet, hat die Moray Planungskommission jetzt auch de jure grünes Licht für den Umbau gegeben. Mit der Investition von 18 Millionen Pfund wird sich die Kapazität von Mortlach auf 7.6 Millionen Liter jährlich erhöhen.
Baufortschritt an der Destillerie Mortlach. Foto Copyright Ernie Ernst J. Scheiner 2014. Alle Rechte vorbehalten.
Ein sehr interessantes Interview auf Herald Scotland mit Gregor Hannah von Hannah Whisky Merchants beleuchtet das Werden eines unabhängigen Abfüllers in Schottland. Hannah, 26 Jahre alt, war im Bankenbereich tätig, bevor er sich entschloss, unabhängiger Abfüller zu werden. Interessant ist seine Geschichte deshalb, weil man dadurch einiges über die Schwierigkeiten am Anfang des Geschäfts als unabhängiger Abfüller erfährt. Hannah füllt Whiskys unter dem Namen“Lady of the Glen“ ab, und sein Durchbruch – nach sechsmonatiger Durststrecke – war wohl der Tatsache geschuldet, dass er einen deutschen Importeur fand. Mehr unter unserem Link.
In unserer heutigen Blogrundschau widmen wir uns zum Ende des Feis Ile 2014 einer Zeitreise durch Special Releases von Ardbeg. Wir haben verschiedene Reviews zusammengestellt, die sich in den letzten Tagen mit diesen Sonderabfüllungen beschäftigt haben. Machen Sie mit uns eine Reise in die Vergangenheit:
Whiskysaga startet im Hier und Jetzt, mit dem Ardbeg Auriverdes
Ein Jahr zurück reist A Tasty Dram mit dem Ardbeg Ardbog
Wenn man der Perle nachsagt, sie sei der Ausdruck etwas außergewöhnlich Schönem, dann sollen die „Pearls of Scotland“, die neuen unabhängigen Abfüllungen von Gordon & Company, dem Namen nach wohl die schönsten schottischen Whiskys ins Glas bringen. Die rein technischen Voraussetzungen dafür sind gegeben: Alle Flaschen dieser neuen unabhängigen Abfüllung stammen von Einzelfässern und sind in Fassstärke abgefüllt, unfiltriert und ungefärbt. Und auch der Mann, der hinter dieser neuen Linie steht, bürgt an und für sich für Qualität: Jim Gordon, Gründer der Gordon & Company Distillers Ltd. ist seit 30 Jahren im Whisky-Geschäft und dementsprechend erfahren. Er arbeitete für die Hayman Distillers Ltd., danach für die Speyside Distilers Ltd., wo er 2007 General Manager wurde. 2012 gründete er seine eigene Firma.
Wie es um die tatsächliche Qualität der Abfüllungen steht, wollen wir von Whiskyexperts für Sie herausfinden. Der deutsche Importeur, die HEB Heinz Eggert aus Bremen, hat uns freundlicherweise 12 kleine Samples von Gordon & Company zur Verfügung gestellt. Wir haben sie alle in eine kleine Box gestellt und werden immer wieder einmal ein Sample für eine Blindverkostung herausholen. Blind deshalb, um ganz unbeeinflusst von allen Angaben zunächst einmal nur den Whisky selbst zu erleben. Erst nach dem Niederschreiben unserer Notizen werfen wir dann auch einen Blick auf die Flasche. Wir, das sind in diesem Fall Silvia Behrens und Bernhard Rems.
Unlängst haben wir unser erstes Sample aus dem Pool gegriffen. Es war, wie wir nach dem Verkosten herausfanden, ein mittelalter Single Grain Whisky aus der Destillerie North British, 18 Jahre alt und mit 52.6% abgefüllt.
Nase: Was für eine überwältigende Süße in der Nase. Vanillezucker, Milchschokolade, Toffee und Sahne – hier wird das ganze Spektrum der kalorienschweren Genüsse abgerufen. Da ist auch deutlich Alkohol, sehr frisch, sehr klar, nicht schneidend. Das hat Druck und Kraft – ein Grain?
Gaumen: Ja, ein Grain. Die Süße geht weiter, wird sogar noch wuchtiger. Sahnebonbons, wie ein Campino ohne Erdbeer im Mund, Crème brûlée in Reinform. Der Druck und der Alkohol bleiben, eine Zitrusnote gesellt sich dazu, aber die Weichheit bleibt drin.
Finish: Lang, süß. Und nochmals süß.
Alles in allem: Wir mögen Grain Whisky. Wir mögen North British. Und wir mögen diesen North British. Ein schönes Fass, das in den 18 Jahren genügend Alkohol abgegeben hat, um nicht mehr nur brennend zu sein, und das den verbleibenden Alkohol schön einband. Besonders am Gaumen ein richtiger Genuss. Ein wirklich gutes Beispiel, was ein nicht zu junger Grain Whisky alles kann – und sicher nicht der schlechteste Einstieg für jemanden, der Grain nicht kennt. Ein klares Sehr gut von uns und: Ja, das ist durchaus eine „Pearl of Scotland“…
In unserer regelmäßigen Rubrik “Whiskys des Monats” stellen wir, sehr subjektiv gesehen natürlich, Whiskys vor, die wir besonders mögen – und denen wir eine breitere Öffentlichkeit wünschen. Hier unsere Empfehlung für Juni:
Manchmal ist man in der glücklichen Lage, nicht nur einen einzelnen Whisky, sondern quasi eine gesamte Destillerie empfehlen zu können. So eine Destillerie ist Springbank, und es ist unserer Meinung nach längst überfällig, dass sie in der Rubrik „Whisky des Monats“ vorgestellt wird.
Die Destillerie Springbank
Springbank liegt in der Whiskyregion Campbeltown, und sie produziert nicht nur die nach ihr benannten Whiskys, sondern auch die stark getorften Varianten namens „Longrow“ und die dreifach destillierten Abfüllungen unter dem Namen „Hazelburn“.
Der Longrow CV aus der Destillerie Springbank, ein ruppig torfiger Whisky, der so leider nicht mehr produziert wird…
Hazelburn Rundlets & Kilderkins, die neueste (und schon selten gewordene) Abfüllung der Marke
Das Besondere an dieser Destillerie ist, dass bei ihr ab der Anlieferung der rohen Gerste alles im Haus gemacht wird – bis hin zur Abfüllung und Etikettierung der Flaschen. Das ist nur möglich, weil sich Springbank in der Produktionsmenge selbst streng limitiert – nicht mehr als 750.000 Liter Spirit werden hier im Jahr gebrannt – wohlgemerkt für alle Marken zusammen. Dies, und die beachtliche Qualität aller Abfüllungen, hat den hervorragenden Ruf der Destillerie unter Whiskyfreunden begründet. Alte Springbanks aus den Sechzigern zählen zum Begehrtesten, was es an schottischen Single Malts gibt.
Aus der Stammmarke Springbank empfehlen wir für preisbewusste Einsteiger entweder die zehnjährige Standardabfüllung um ca. 40 Euro, die für ihre Jugend bemerkenswert reif und wunderbar trinkbar ist, oder die zwölfjährige Fassstärke, die mittlerweile im achten Batch erschienen ist und über alle Batches konstant ausgezeichnet abgefüllt wurde. Die Fassstärken gibt es um ca. 55 Euro.
Der Springbank 10 – unsere Empfehlung für Einsteiger
Wer es stärker mag, ist mit dem Springbank 12yo in Fassstärke bestens bedient
Auch für Fortgeschrittene sind diese Abfüllungen empfehlenswert (und wahrscheinlich ohnehin bereits wohlbekannt). Ansonsten könnte man sich den Springbank Gaja Barolo 2004 ansehen, der ein schönes Weinfinish besitzt und dieses auch gut ins Gesamtbild einbindet. Wer nicht so aufs Geld schauen muss, dem legen wir den Springbank 21 ans Herz. Er ist wunderbar old school, ein pures, rundes Vergnügen und harmonisch wie kaum ein anderer.
Die Königsklasse der aktuell produzierten Springbank: Hochpreisig, aber sehr, sehr gut.
Ein schönes Beispiel, wie man ein gutes Weinfinish macht: unterstützend, nicht überdeckend.
Eigentlich ist es aber fast egal, welchen Springbank man probiert (einzig der CV ist ein kleiner Ausreisser, da er etwas sprittig daherkommt und am wenigsten Zusammenhalt zeigt): Diese Destillerie enttäuscht nicht und bietet wunderbaren Whisky für jede Gelegenheit.
Viel wurde schon über diesen Whisky geschrieben, noch mehr gemunkelt und gemutmaßt, viele werden entzückt sein, andere enttäuscht – so muss das wohl sein mit einer Ardbeg Limited Edition im 21. Jahrhundert. Konzentrieren wir uns also einfach darauf, den Whisky zu kosten…
Nase: nur ein sehr dezenter Touch von Rauch, Butterkaramell, recht jugendlich ist die erste Anmutung, frische Limettenzeste, hell, speckige Noten, straff, etwas Heu, Brioche, Lemoncurd, Selchfleisch, würzig lackige Düfte, Zitronensaft und auch die weißen, dezent herben Klänge der Schale, dann kommt mehr Lederpolitur, Banane, grünliche Kochbanane, weißer Rum, auch eine kleine Reminiszenz an Agricole und manchen Artesanal Cacacha, der Whisky steht voll im Saft, zeigt Druck
Gaumen: auch im Geschmack ist der unmittelbare Eindruck sehr frisch und straff, Zitrone, dazu der schwarze Schiefer, steinige Mineralität, dann wird die Geschichte brotiger, getreidebetonter, cremiger und sämiger, etwas Vanille, dunkler Toffee, erstmalig ist so etwas wie Kakao zu erkennen, Christmas Pudding, die Gewürze offenbaren sich, Spiced Rum, Curry???, mit Wasser dann kommen noch stärker Lebkuchen und Spekulatius zur Geltung, eine Melange aus Schokolade, Nuss und Holz, strohig, pfeffrig
Finish: lange und anhaltend präsentiert sich der Schlussakkord des Auriverdes, warm anhaltend, zuerst trocken, dann mit mehr Süße, wieder nasse Steine, Honig, Pumpernickel nebst Orangenzeste, sehr füllig, sehr chewy, ein überzeugender Abschluss, ein großes Finale
Alles in allem: polarisierend, spannend, das ist Ardbeg, das ist auch der Auriverdes! Man kommt einfach nicht umhin, die Jugendlichkeit hinter diesem Single Malt zu entdecken, was aber keinesfalls wertend ist. Einzig in manchen Momenten vermisst man vielleicht die allerletzte Harmonie der frisch-grasig und strohigen Komponenten, nebst der dunkleren, fassbetonten Seite. Das Finish ist sensationell und hier trumpft der Auriverdes wirklich auf. Generell braucht der Whisky recht lange im Glas, bis er sein ganzes Spiel, all seine Qualitäten Preis gibt, Geduld ist also gefordert, gerne auch ein dash Wasser, um die Aromenpalette zu kitzeln, allerdings sollte man sehr vorsichtig bei der Dosierung sein, ein paar Tropfen reichen…
Rundum, ein sehr gelungener Ardbeg Single Malt. Sehr gut, haarscharf an der Grenze zur Spitzenklasse. Punkt.
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“ – Ardbeg „ROH“
Ich vertrete stets die Meinung – und denke damit nicht alleine dazustehen – dass für ein gutes Produkt, sei es eine Speise, ein gekochtes Gericht, ein einfaches Grundnahrungsmittel oder ausgefallene Kreation, flüssige Schätze oder eben besonders ein Single Malt, jeder einzelne Schritt des Weges, jede Komponente höchste Ansprüche stellen und erfüllen muss.
Verwende ich leicht fauliges Obst für einen Edelbrand, wird man auch nach Jahren noch die Fehltöne erkennen, kaufe ich semi-originelle Fleischwaren und lasches Gemüse im Supermarkt, wird der Sonntagsbraten kein Festmahl. Ist der new make einer Destillerie nicht an sich von hervorragender Qualität und Finesse, helfen auch jahrzehntelange Reife und Fassfinishes nicht.
Nun ist es zugegebenermaßen eine seltene Freude, verkostungstechnisch auch etwas ungewöhnlich und trainingsintensiv, wenn man das frische Destillat mit oft knackigen Alkoholgradationen in den hohen 60ern degustieren möchte. Die Produzenten geben zuweilen nicht gerne ihre klaren spirits her, und dem Whiskytrinker offenbart sich im Glas ein rohes, pures, frisches Erlebnis, das garantiert nicht jedermann und -fraus Geschmack ist.
Besonders die Whiskys der Insel Islay spielen mit den Sentiments und Ressentiments der Genießer, so mancher meint „man liebt oder hasst sie“, jedenfalls hat man Gesprächsstoff über einem Dram. Einen derartigen Kraftlackel dann einmal in seiner urtümlichsten Form neu kennenzulernen, hat ganz klar seinen Reiz. Wie rauchig, torfig ist so ein new make, bevor das Fass und die Lagerung ihren Eindruck hinterlassen? Wo ist die Gerste zu finden? Wie kann man, wenn man auch das spätere Single Malt Pendant kennt, die Interaktion zwischen Holz und Destillat interpretieren? Viele Fragen, deren Antwort man hier langsam im Duft und im Geschmack erahnen kann.
Spirit Safe von Ardbeg – hier kommt der New Make heraus. Foto von Ayack, CC-Lizenz
Ein degustatorischer Einblick in die Rohvariante Ardbegs: Ardbeg New Make 69,5% Vol. Alkohol
Nase: Leder, Buttertoffee, fette Komponenten, ölig sogar schon in der Nase, die Textur ist fast riechbar, hier schlummert etwas ganz ganz Tiefes, eine Erinnerung an erdig ungestüme Mezcals kommt auf, phenolisch, ein – man verzeihe die Diktion – Tier!!, dann kommen Zitrusnoten, Orangen, frischer Saft und feine Raspel der Schale, Zitrone, wieder das Karamell, getreidig im Hintergrund, Fenchelsamen, Gewürze spielen mit in dem Ensemble, unglaublich komplex ist der Eindruck, druckvoll, die Entwicklung mit Zeit ist fesselnd und vielschichtig, Zimt und Koriandersamen. Dass Wasser dem Eindruck der Nase sehr wohl bekommt, sei hier noch ergänzend erwähnt
Gaumen: BUMM! Was für eine Wucht, die hier über den Gaumen rollt, eine Dichte und Fülle, breit und cremig anmutende Textur, dann ist auch die Frucht gleich wieder da, die Orange, dazu kommt diesmal Grapefruit, pink wie weiß, auch die spicy notes lassen nicht auf sich warten, Zimt, Macis, auch Zimtblüte, etwas Kakao dann, und eine schwarze, steinige Anmutung, Schiefer, Kalk, rauchig und torfig. Ja klar, möchte man denken, aber sehr fein in Balance mit den restlichen Komponenten, weniger „Torfwucht“, als so mancher Islay Freak vielleicht vermuten möge
Finish: der Abgang ist von immenser Länge, Macis, Rosmarin, frischer Salbei, cremig buttrige Süße, mit Zeit dann Dulce de Leche, Honigmilch, Vanillecustard und die Gewürzakzente von Nelke und Piment, und er bleibt und bleibt und bleibt
Alles in Allem: wer hätte gedacht, dass ein new make so fantastisch im Glas auftreten würde? Die Qualität, Intensität, die Länge, Fülle und Komplexität dieses nein, nicht Whiskys, sind faszinierend und fesselnd. Dazu trinkt sich der Ardbeg new make trotz seiner alkoholischen Stärke so leicht, seidig und samtig, dass es schon fast Angst macht. In einer Reihe mit Granden des Ardbeg Portfolios, zeigt dieses klare Destillat ganz gehörig auf, spielt mit seinen Muskeln und steht seinen gereiften Geschwistern um nichts nach. Ein Erlebnis der Spitzenklasse!
Der Ardbeg Auriverdes steht heute bei den Händlern zum Verkauf bereit – und nicht nur seine doch deutliche Knappheit (die Länderkontingente sind nicht rasend groß, so haben wir zum Beispiel die gesicherte Zahl von 800 Flaschen für das whiskybegeisterte Taiwan erfahren) sorgt für Gesprächsstoff abseits des Geschmacks, sondern auch die Preisgestaltung. Man munkelt von einem deutschen Einkaufspreis für Händler von 74 Euro, und man sieht, dass die Flasche dann um irgendwo bei 120 Euro über den Tisch geht.
Nepp? Geschäftemacherei? Nun, abgesehen davon, dass ein Händler nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat, an einem Verkauf zu verdienen (sonst müsste man ihn besachwalten), scheinen doch auch andere Gründe in den Endverbraucherpreis eingebunden zu sein, wie ein Blogpost von Michaela Tünnermann aus der Whiskybotschaft vermittelt. In ihm sind die Gründe für den Auriverdes-Preis recht deutlich angeführt. Ganz besonders sticht dabei ein Absatz ins Auge:
Ich möchte an dieser Stelle ein bisschen Aufklärung betreiben. Für 72€ Brutto Endkunden VK bekomme ich die Flasche nicht mal zum Händler Netto EK! Oder ich habe die Wahl, ein Bundle bei einem deutschen Distributor zu kaufen..natürlich nur 1x pro Händler ( dafür erstelle ich keine Anzeige sondern behalte die Flasche) aber dafür muss ich z.B. natürlich den Ardbeg 10 ( bei Kauf des Ardbogs damals gleich 6 Flaschen), Uigidail, Corryvreckkan,. etc. mitkaufen- nicht gerade lohnend. Selbst wenn es keine Mengenbegrenzung gäbe und ich 100 Flaschen Ardbeg Auriverdes bestellen könnte- was soll ich mit 600 Flaschen Ardbeg 10 die ich mitkaufen müsste??
Es scheint also so zu sein, dass der Händler einen „günstigen“ EK nur dann bekommt, wenn er den Auriverdes gebündelt mit einigen Flaschen Ten von einem deutschen Distributor nimmt. Und es ist hiermit offiziell bestätigt, was letztes Jahr bereits gemunkelt wurde: Den Ardbeg Ardbog hat es in Vorjahr ebenfalls in einem Bundle-Angebot gegeben.
Im Rest des Blogeintrags wird relativ detailliert aufgeschlüsselt, wie es zum Endverbraucherpreis von 110 – 120 Euro kommt. Und dass die Whiskybotschaft in der ersten Charge (die vielleicht auch die einzige Nennenswerte sein könnte, so ganz nebenbei) 130 Flaschen erhalten hat. Also wieder Verknappung, also wieder die Crux, dass man dann den Auriverdes zu Phantasiepreisen auf Ebay nachkaufen kann. Irgendwie scheint man das nicht abstellen zu können…
Und jährlich grüßt das Murmeltier –Weihnachten kommt eine Woche vor Jahresende, Silvester hat sein festes Datum, der Ostertermin richtet sich nach den Mondphasen. Jahrestag, Hochzeitstag, jeder von uns freut sich nach seinem Geburtstag bereits auf das nächste Wiegenfest – Fixpunkte im Jahr, die uns Grund zu feiern geben und die es im Zwölfmonatsrhythmus rot im Kalender anzustreichen gilt.
Im späten Frühjahr, wenn die Natur in voller Pracht erstrahlt, Farbe ins Leben kommt und die warmen Tage im Freien genossen werden, verfällt auch die Whiskywelt immer ein wenig in Ausnahmezustand. Die neue Limited Edition von Ardbeg, in Verbindung mit dem Ardbeg Day und Feis Isle, bringt die Fans in Verzückung, die Kritiker in Rage, und bei Journalisten und Bloggern rauchen die Tastaturen. Welche Story wird das Marketing Team diesmal aus dem Hut zaubern? Welche Fässer stöbert Dr. Bill Lumsden mit seinem Team in den Warehouses auf? Wie schmeckt die rare Flüssigkeit, die vergriffen sein wird, bevor die breite Masse merkt, dass das Produkt überhaupt auf dem Markt ist? Dafür kann man bereits wenige Tage später bei Online Auktionen den doppelten Preis hinblättern, um eine Flasche zu ergattern, die man dann in den Reliquienschrein stellt, wo sie ungeöffnet ihrem Schicksal entgegen sieht, oder doch geöffnet, getrunken und hoffentlich freudig genossen wird.
Ardbeg. Bild von Canthusus, GNU-Lizenz
Brasilien, Gold Grün, Fußballhysterie und Teamgeist
2014 wird nichts ins Weltall geschossen, nicht im Torf gegraben – es ist WM Fieber. Auch Ardbeg stimmt mit seinem diesjährigen Limited Release in den Torjubel ein und widmet die Geschichte den Farben Gold und Grün, Name und Zeichen der Brasilianischen Nationalmannschaft, eng verknüpft mit den Landes- und Flaggenfarben. Gülden soll auch der Whisky sein, der sich nicht im ppm Wettstreit messen will, diesmal hat die Fasswahl prägenden Einfluss auf das Produkt.
Diesen Umstand möchte man in einer ausführlichen Verkostung verdeutlichen, zum Pressetasting in München präsentieren Tobias Russ, Moët Hennessy, und Thomas Zilm, Brand Ambassador für Glenmorangie und Ardbeg, vier Expressionen der vielleicht poppigsten Destillerie Islays.
Geduld ist gefragt, auch wenn viele Zungen nach dem seltenen Schluck Auriverdes lechzen, vorweg gibt es eine Überraschung. Ein new make mit satten 69,5% Volumen soll die Grundcharakteristik des Destillats offenbaren und den Beginn einer Reise darstellen, die die Whiskys von Ardbeg – und mit ihnen Genießer und Trinker – antreten.
Destillerie Ardbeg auf Islay. Foto von ayack, GNU-Lizenz
Eine phänomenale, klare und ölige Flüssigkeit schimmert im Glas, die Qualität, die Eleganz, Fülle und bereits vor der Lagerung erkennbare Komplexität ist beeindruckend.
Es ist ein interessantes aber diffiziles Vergnügen, das frische Destillat einer Brennerei verkosten zu können, besonders bei Produzenten wie Ardbeg, der Verknappung und dem Glamour rund um die Produkte, ist es ungemein schwieriger an new make zu kommen.
Als erster Dram des offiziellen Quartetts steht dann Ardbeg Ten am Speiseplan, eine absolut „verlässliche“ Abfüllung und als Standard und „Einstiegsgerät“ von sehr hoher Qualität. First Fill Ex-Bourbon und Second Fill Ex-Bourbon Fässer formen den Charakter des Whiskys, Vanille, cremig süßliche Fülle im Dialog mit den selchig, ledrigen Noten, dem Torfrauch und den salzigen Aromen, die von Mineralität und steinigen Akzenten, der Erinnerung an schwarzen Schiefer umgarnt werden.
Uigedal bringt dann spanische Sherryfässer ins Spiel und präsentiert Dörrfrüchte, Noten von Nüssen, Karamell, mehr Gerbstoff und Würze, wobei die aktuelle Version, die auch zum Tasting gelangt, in der ersten Nase einen unrunden Duft, angebrannte Streichhölzer und eine Andeutung von schwefeligen Aromen offenbart. Es braucht einige Minuten im Glas, und auch etwas Wasser hilft, bis das Fasstärke Ungestüm seine innere Mitte findet und etwas runder wirkt. Man muss ehrlicherweise festhalten, dass es wohl schon gelungenere Abfüllungen dieses sonstigen Weltklasse Tropfens gab.
Schwindelig ist Gott sei Dank noch niemand, der Meeresstrudel Corryvreckan wirbelt als dritter Probeschluck im Glas. Trocken, kräutrig, mit spannender, deutlicher Holznote, stängelig und frisch. Mit Zeit wird der Gesamtauftritt dann süßer, kommen mehr Fülle und Druck. Auch hier flackert kurz die Frage auf, ob der gerade verkostete Whisky mit der Erinnerung und früheren Editionen mithalten kann? Ungestüm, ja, laut, kraftvoll und beeindruckend, definitiv, aber auch etwas kantig, sehr jung und nicht mit allerletzter Konsequenz…
Gewartet haben aber ohnehin all die Anwesenden auf Dram Nummer 4, endlich Gold Grün, endlich Auriverdes, Ardbeg ist auch 2014 wieder voll angekommen, die Limited Edition, für viele das erste und vielleicht einzige Mal, dass sie diesen Whisky verkosten werden.
Im Jahr der Fußball Weltmeisterschaft in Brasilien hat man sich für Bourbonhölzer entschieden, First und Second Fill, wie man es vom Ten kennt, anschließend in Fässern mit einer Extra-Auskohlung gefinished.
Zustimmung macht sich in der Runde breit, Lobesworte sind zu vernehmen, man lässt nachschenken. Manch einer hatte mehr Rauch und Torf erwartet, andere Orten eine Reminiszenz an ältere Ardbegs, „Old School“ sagt einer der Verkoster.
Nun, über die Ablehnung oder Begeisterung dem Auriverdes gegenüber muss letztlich jeder selbst entscheiden. Außer Frage steht jedoch, dass das Tasting in München, genauso wie auch die neue Rarität der kleinen Insel Islay, ein voller Erfolg ist und sein wird.
Das Marketing, das Konzept, die Kommunikation und der Hype: es stimmt alles zusammen und bewegt die Menschen. Und ein knappes Angebot lässt die Nachfrage schnell hochschnellen, was dann mit dem Preis passiert, kann sich jeder ausrechnen.
Sichern Sie sich Ihre Flasche Ardbeg, solange Sie können, machen Sie sie auf, genießen Sie den Whisky, vielleicht zum WM Finale, mit guten Freunden oder in einem stillen Moment alleine und in Ruhe. Und wenn sie keine mehr ergattern können, seien Sie versichert, es wird weitere Limited Editions geben, und es gibt andere Whiskys, die für wenig Geld viel Freude bieten.
Außerdem ist ja bald auch irgendwann wieder Weihnachten, ein Fixtermin im Jahr.
Drei Wallpaper wollen wir Ihnen heute zum Auftakt des Ardbeg Day zur Verfügung stellen: Das Ardbeg-Logo, ein Bild der Destillerie und den ballbegeisterten Shortie. Alle sind für Bildschirme bis 1920×1080 geeignet – wir hoffen, Sie haben viel Freude daran. Das Bild der Destillerie stammt übrigens von Ayack und wird unter der Creative CommonsAttribution-Share Alike 3.0 Unported – Lizenz veröffentlicht. Shortie stammt von Moët Hennessy.Um eines der Wallpaper herunterzuladen, einfach das Bild rechts anklicken und den Download auswählen.
Nicht nur in jeder Ardbeg Embassy feiert man am 31. Mai den Ardbeg Day, an dem es den Auriverdes für die Freunde von Ardbeg käuflich zu erwerben gibt – auch wir hier bei Whiskyexperts haben den Samstag ganz in das Zeichen von Ardbeg gestellt. Gleich am Morgen werden wir Sie mit einigen exklusiven Artikeln zu diesem Feiertag für Whiskyliebhaber versorgen.
Was genau das sein wird, das möchten wir hier noch nicht verraten, aber darunter befindet sich natürlich eine „erwartbare“ Verkostungsnotiz – und eine für einen Ardbeg, der niemals in den Handel kommen wird. Aber das ist natürlich noch nicht alles.
Wir freuen uns darauf, wenn Sie am Samstag gleich am Morgen bei uns vorbeischauen. Interessant wird das auf jeden Fall 🙂
Auf Slowdrink.de hat Malt Maniac Pit Krause heute seine Verkostungsnotizen für den Ardbeg Auriverdes online gestellt (in englisch). Pit’s Meinung ist sehr positiv – er vergibt eine Wertung von 90+ Punkten. Seine Zusammenfassung: Mehr Balance, Länge und Tiefe als der Uigeadail, immens komplex, aber nicht so kräftig und würzig.
Pünktlich zum Ardbeg Day morgen werden wir unsere eigenen Tasting-Notes zum Auriverdes veröffentlichen. Sind Pit Krause und Reini Pohorec ähnlicher Meinung? Finden Sie es heraus 🙂
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.