Dienstag, 05. November 2024, 06:29:01

Whisky des Monats April: James E. Pepper 1776 Straight Rye Whiskey

Das Besondere an dem heutigen Datum lassen wir an dieser Stelle außer Acht. Wie gewohnt präsentieren wir am Ersten unsere Wahl zum Whisky des Monats. Und, wie gewohnt, wieder sehr subjektiv. Unsere Empfehlung für den April kommt aus den USA und ist damit eine Premiere, denn noch nie kam unser Whisky des Monats aus dem großen weiten Land auf der anderen Seite des Atlantik. Und damit ändert sich natürlich auch die Schreibweise, also heißt es richtig:

bottleRye
Whiskey des Monats April: James E. Pepper 1776 Straight Rye Whiskey 50 %Vol. (100 Proof)

Die Familie Pepper beschäftigte sich über drei Generationen mit der Herstellung von Whiskey. Begonnen hat alles mit Elijah Pepper in Kentucky. Vier Jahre, nachdem sich die amerikanischen Kolonien von Großbritannien für unabhängig erklärt hatten, begann er im County Woodford, Kentucky mit dem Brennen von Whiskey. Heute ist dort die Woodford Reserve Distillery beheimatet. Nach seinem Tod 1838 führte sein Sohn Oscar die Brennereitätigkeit weiter. Er errichtete an der gleichen Stelle eine neue größere Brennerei und stellte den schottischen Chemiker Dr. James C. Crow ein. Gemeinsam perfektionierten sie das Sour Mash Verfahren zur Herstellung von Whiskey, welches heute immer noch Verwendung in der Bourbon-Herstellung findet.

Colonel James E. Pfeffer trat 1867 in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters. Er entwickelte sich zum Bourbon Aristokraten. Er verkehrte oft im Waldorf Astoria Hotel in Manhattan, führte dort den Old Fashioned Cocktail ein und war mit den Größen der Industrie bekannt. 1879 verkaufte er die alte Brennerei und ließ in Lexington die zu dieser Zeit größte Bourbon Destillerie in den USA bauen. 1903 starb der Colonel, er hinterließ keine Kinder, die Destillerie wurde an eine Investorengruppe verkauft. Während der Prohibition war James E. Pepper Whiskey, wie einige andere Marken, zu „medizinischen Zwecken“ auf Rezept erhältlich. Nach dem Ende der Prohibition arbeitete die Brennerei wieder erfolgreich, bevor das Ende 1958 kam. Die Lagerbestände reichten zwar noch bis in die 70er Jahre, doch der ursprüngliche James E. Pepper Whiskey ist nicht mehr auf normalem Wege erhältlich. (Auf der Website www.jamesepepper.com finden Sie die reich bebilderte und ausführlich dargestellte Geschichte des Pepper Whiskeys).

Der „neue“ James E. Pepper Whiskey wurde von der Midwest Grain Products Ingredients (MGPI) in Lawrenceburg, Indiana destilliert. Die Brennerei, die vormals Lawrenceburg Distillers Indiana (LDI) hieß, arbeitet im Auftrag der Georgetown Trading Co und musste sich an das alte Rezept von James E. Pepper mit einem Roggenanteil über 90% halten, welches sie nach jahrelanger Arbeit in einem seiner Briefe fanden.

 

Nase: Kraftvoll, ein wenig rau und ungestüm. Äußerst würzig, Aromen von kräftigen Gartenkräutern, dabei leicht säuerlich. Durch die Zugabe von Wasser wird die Nase verhaltender.

Gaumen: Auch hier eine kraftvolle Würze, durch die leichte Säuerlichkeit erinnert er ein wenig an den Sud von eingelegten Gewürzgurken. Zum Schluss bietet er eine getreidige Trockenheit. Ein wenig Wasser macht ihn ein bisschen gezähmter und bringt eine vorher nicht wahrnehmbare Süße ans Licht.

Finish: Sehr lang, nachhallend.

Alles in allem: Ein sehr intensiver und voller Whiskey zu einem attraktiven Preis (um die 30 €). Er schmeichelt sich nicht an, er möchte gebändigt werden, entweder pur oder durch die Zugabe von Wasser. Der sehr hohe Roggenanteil präsentiert einem Malthead neue Geschmackserlebnisse, die Lust auf weitere Erfahrungen machen.

 

Wer sich intensiver mit Whisk(e)y aus Amerika beschäftigen möchte, dem sei das englischsprachige Buch „American Whiskey, Bourbon & Rye: A Guide to the Nation’s Favorite Spirit“ von Clay Risen ans Herz gelegt. Der Redakteur der New York Times gibt auf 297 Seiten einen kompakten Überblick über die verschiedenen Marken und Brennereien des amerikanischen Whiskeys sowie eine Einführung in seine Geschichte und Gegenwart.

 

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