Selten kann man eine Erfindung oder den Beginn von etwas genau einer Person zuschreiben. Oft sind es verschiedene Menschen, die gleichzeitig oder kurz hintereinander die gleiche Idee haben. Und nur Kleinigkeiten führen oft dazu, dass der Eine scheitert und ein Anderer mit einer Idee oder einem Produkt erfolgreich ist.
Beim japanischen Whisky ist dies anders. Sein Ursprung, der Beginn der Whisky-Produktion ist mit Masataka Taketsuru verknüpft. Er wurde am 20.6.1894 in Takehara, Hiroshima geboren. Seine Eltern waren Besitzer einer Sake-Brennerei, welche seit 1733 im Familienbesitz war. 1918 schickten ihn seine Eltern nach Schottland. Dort sollte er einerseits organische Chemie an der University of Glasgow studieren. Anderseits, wenn er schon mal in Schottland war, sollte er auch die Prozesse der Whisky-Herstellung erlernen. So absolvierte er April 1919 ein Praktikum in der Longmorn Distillery in der Speyside und bekam dort einen Einblick in die Herstellung von Malt Whisky. Zwei Monate später zeigte ihm James Calder in der Brennerei in Bo’ness, südwestlich von Edinburgh, wie mit Coffey Stills Grain Whisky produziert wird. Nach diesen Praktika führte er sein Studium in Glasgow fort und traf dort seine spätere Frau Jessie Roberta „Rita“ Cowan. Sie hatte erst kürzlich zwei schwere Schicksalsschläge zu verkraften: ihr Verlobter fiel in Damaskus im Ersten Weltkrieg, und im Jahre 1918 starb ihr Vater an einem Herzinfarkt. Ihre Mutter entschloss sich, um die Haushaltskasse aufzubessern, zur Aufnahme eines Untermieters – Masataka Taketsuru.
Beide heirateten am 8. Januar 1920, ihre Familien waren gegen diese Verbindung, und Masataka musste vorher noch die Verlobung mit der Tochter seines Chefs lösen. Doch Rita und Masataka setzten sich über diese Widerstände hinweg und gingen ihren Weg – dieses sollte nicht das letzte Mal sein. Im selben Jahr schloss Masataka Taketsuru sein Studium ab, das jung vermählte Paar zog nach Campbeltown, dort fand er bei der Hazelburn Distillery seine erste Anstellung. Danach soll Masataka Taketsuru noch in den Destillerien Craigallachie und Lagavulin gearbeitet haben.
Im November 1920 brachen beide ihre Zelte in Schottland ab und zogen nach Japan, eine beschwerliche Reise über New York und Seattle. Denn Masataka Taketsurus Traum war weiterhin die erste japanische Whisky-Brennerei, und Rita unterstütze ihn, indem sie, ohne überhaupt ein Wort Japanisch sprechen zu können, mit ihm in sein Geburtsland ging. Dort angekommen, musste er erkennen, dass der elterliche Betrieb schwer unter der wirtschaftlichen Depression nach dem Ersten Weltkrieg litt. Aus diesem Grund musste der kostspielige Bau der eigenen Whisky-Brennerei aufgegeben werden, zumal seine Eltern ihm auch die Hochzeit mit Rita nicht verziehen hatten. Masataka Taketsuru kündigte seinen Arbeitsvertrag, und Rita sorgte für ein Einkommen, in dem sie Englischunterricht gab. Es sollten noch drei Jahre bis zur ersten japanischen Whisky-Brennerei vergehen, und erst 1934 konnte Masataka Taketsuru den Traum seiner eigenen Destillerie realisieren. Die Rolle seiner Frau Rita in dieser Zeit und auf diesem Weg kann nicht hoch genug bewertet werden. Die japanische öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft NHK wird in diesem Jahr in einen 15-minütigen Beitrag die Geschichte von Masataka und Rita Taketsuru zeigen.
Im nächsten Teil werden wir die erste japanische Whiksy-Destillerie vorstellen, Shinjirō Torii und die Anfangszeit von Suntory, dem weltweit drittgrößten Hersteller von alkoholischen Getränken.
Quellen:
Peter Hofmann: Whisky – Die Enzyklopädie, AT Verlag
Herausgegeben von Charles Maclean: Whisky- Kompakt und visuell, Dorling & Kindersley
Ian Buxton and Paul S Hughes: The Science and Commerce of Whisky, RSc Publishing