Seit 1965 gibt es nun bereits den Big Market, Deutschlands ältestes Whiskyfachgeschäft seiner Art, in Berlin. Im Rahmen der Feierlichkeiten entstand eine kleine Hausmesse, zu der auch Fred Laing, Managing Director bei Douglas Laing & Co Ltd., in die Hauptstadt kam. Von seinem Unternehmen stammen so bekannte Marken wie Big Peat, Old Particular oder die Blends Scallywag und Timorous Beastie.
Wir haben unseren Gastautor Benjamin Roscher von notesofmalt.de gebeten, für uns mit Fred Laing ein Interview zu führen und ihn zu seinem Unternehmen, seinen Marken und dem Whiskymarkt im Allgemeinen zu befragen. Fred war so freundlich und hat sich ausführlich Zeit für das Gespräch genommen.
Hier nun das Interview, das gestern entstand. Text: Benjamin Roscher, Fotos: Josephine Merkl. Ein zusätzlicher Bericht und Fotos der Veranstaltung finden sich in seinem Blog.
WE: Hallo Fred, du sprichst ein wenig deutsch, bist du das erste Mal in Berlin?
FL: (auf deutsch) Nein, das erste Mal besuchte ich Berlin vor drei Jahren und es war wirklich notwendig, zurückzukommen. Seitdem bin ich 2 oder 3 Mal beruflich in der Stadt gewesen, ich hoffe es ist okay, wenn ich den Rest des Interviews in Englisch antworte.
(Auf englisch) Ich bin etwas enttäuscht, dass ich Berlin nicht schon früher für mich entdeckt habe, es ist eine super Stadt. Die Menschen sind so lässig und ungezwungen, was für eine Hauptstadt eher ungewöhnlich ist. Normalerweise begegnen sich Menschen in Hauptstädten etwas distanziert und selbstherrlich, hier in Berlin verhalten sie sich demokratischer.
WE: Berlin gefällt dir also, was magst du am liebsten an Deutschland?
FL: Ich mag eure Bratwurst, wirklich. Ich denke deutsche Wurst ist um Welten besser als unsere. Natürlich mag ich auch die Herausforderungen des deutschen Whiskymarktes, welcher für uns ein sehr wichtiger ist. Als mein Vater die Firma gründete, war sein erster Kunde ein Herr Haberland aus Bremen, welcher Kaffee und Whisky nach Deutschland importierte. Und nun, fast 70 Jahre später, kommt unser größter Abnehmer immer noch aus Bremen. Wenn ich selbst dort bin, dann verbinde ich meine Aufenthalte auch immer mit den ersten Schritten meines Vaters, was wirklich schön ist.
WE: Ihr steht also in einer besonderen Beziehung mit dem deutschen Whiskymarkt?
FL: Ja und diese wird immer besser. Deutschland war für uns immer ein Meilenstein, an dem sich die Verkäufe weltweit messen lassen müssen. Auch in letzter Zeit nahm der Umsatz in Deutschland wieder zu, insbesondere die hohe Nachfrage nach unseren Einzelfassabfüllungen aus der „Old Particular“-Serie ist beachtlich.
WE: Fred, wie ist es gelaufen, seitdem du und deine Tochter Douglas Laing 2013 übernommen habt? Wurden deine Erwartungen erfüllt?
FL: Ganz klar: nein, zumindest jetzt noch nicht. Ich bin nach meinem Vater Fred Douglas Laing benannt und die Übernahme war ein sehr anstrengender und emotionaler Schritt für mich. Wir haben uns gut aufgestellt, meine Tochter Cara kennt die Branche, arbeitete unter anderem bei Jura, Bowmore und Glen Garioch, somit ist die Entwicklung neuer Produkte in meiner DNA verankert, die Weiterentwicklung des Portfolios ist unser Leben. Vielleicht sind wir in zwei oder drei Jahren dort, wo wir hinwollen. Bis dahin werden wir weiterhin an unseren Marken arbeiten und die Verkäufe steigern. Ich denke wir haben uns richtig platziert, haben junge professionelle Mitarbeiter_innen aus dem Whiskygeschäft für uns gewinnen können und schauen jetzt sehr gerne vorwärts.
WE: Wenn wir Douglas Laing als das erfolgreichste der Laing Unternehmen bezeichnen würden, würdest du dem zustimmen?
FL: Dafür ist es noch zu früh, ich denke, wir sind für das Whiskygeschäft sehr individuell ausgerichtet und es wäre sehr angenehm, wenn wir uns in fünf oder acht Jahren hier in Berlin wiedertreffen und du mir diese Frage dann noch einmal stellst.
WE: In den letzten Jahren gab es immer wieder neue Blended Malts aus eurem Hause. Glaubst du, dass Blended Malt in starken Marken die aktuelle Situation von unabhängigen Abfüllern widerspiegelt, besonders im Zusammenhang mit fehlenden Fässern sehr guter Qualität?
FL: Da kann ich nur zustimmen. 2009 entwickelten wir unseren „Big Peat“, welcher von den Märkten sehr gut angenommen wurde und den Start unserer „Regional Malts“ bedeutete. 2013 folgte dann unser „Scallywag“ aus der Speyside und 2014 dann „Timorous Beastie“ aus den Highlands, dieses Jahr kam dann noch der „Rock Oyster“ mit Malt Whisky von den Inseln hinzu. Vor sechs Jahren wurde es bereits schwieriger den Bestand an älteren Fässern zu erhalten, weshalb wir uns auch dazu entschlossen haben, den Blick auf Quantität, also Anzahl an Malts verschiedener Brennereien, zu richten und eigene Fässer gegen Fässer anderer Unternehmen zu tauschen, so z.B. ältere Speysider gegen jüngere Islay-Whiskys. Nur so können wir auch weiterhin ältere Einzelfassabfüllungen herausbringen.
WE: Was hat sich in den letzten fünf Jahren für unabhängige Abfüller geändert? Wie werden deiner Meinung nach die nächsten fünf Jahre aussehen?
FL: Sie werden faszinierend sein. In den letzten fünf Jahren wir haben unseren Betrieb stark geändert und das Blending wiederentdeckt. Mein Vater hat bereits seit den 1960er Jahren mit Whyte & Mackay, seit den 1970er Jahren mit White Horse Distillers zusammengearbeitet. Als Unternehmen war Douglas Laing immer ein Hybrid und Blends gehörten schon immer dazu, wir reflektieren damit auch unsere Unabhängigkeit. Dazu gehört für uns auch die Verpackung, welche die Qualität des Whiskys optisch wiederspiegelt. Ich denke unser Fokus auf qualitativ hochwertige Blended Malts gibt uns auf dem Markt einen Vorteil. Einzelfassabfüllungen sind in den letzten 15 Jahren enorm wichtig gewesen, in Zukunft werden sie aber nicht mehr ganz so stark sein. Vor zwei Jahren lag der Anteil der Einzelfassabfüllungen am Umsatz in unserem Unternehmen bei 60%, die „Regional Malts“ lagen bereits bei 40%, heute liegen wir ungefähr bei 55% zu 45%, weswegen ich glaube, dass Blended Malts für uns noch wichtiger werden.
WE: Wir haben schon viel über Whisky gesprochen, vielleicht eine ganz kurze Antwort auf folgende Frage: Gibt es irgendwelche Planungen, auch Rum abzufüllen?
FL: Nein. Ich habe zwar vor 8 Jahren mal das Old-Malt-Cask Label in ein Old Rum Cask Label umgestaltet, was aber schrecklich aussah. Rum ist nicht das richtige Produkt für uns.
WE: In einem Interview hat sich Ardmore‘s Assistant Distillery Manager George Forsyth zur aufkommenden Whisky-Flut geäußert, die ihm Angst macht, und verglich die möglichen Folgen mit der Situation der großen Whiskykrise der 1980er Jahren. Was sind deine Gedanken dazu, würdest du George zustimmen?
FL: Vor zwei Jahren sah ich dies genauso und hätte ihm definitiv zu gestimmt. Aber heute glaube ich nicht mehr an die Überflutung des Marktes. Die großen Konzerne kontrollieren ihren Bestand gut und sind derzeit daran interessiert ihre Kapazität zu drosseln, sie haben bereits gegengesteuert. Die Bestände werden deshalb in zwei oder drei Jahren wieder in Balance sein, daher glaube ich aktuell nicht, dass das Vorhergesagte auch eintreffen wird.
WE: Wir haben schon viel über die letzten Releases gesprochen, welche Abfüllung im Jahr 2015 fandest du persönlich am besten?
FL: Ich muss da sogar zwei Abfüllungen nennen. Der erste war ein 50-jähriger North British Single Grain, sehr ungewöhnlich für uns, aber der Markt für Single Grains hat sich in den letzten 5 Jahren wirklich gut entwickelt, auch hat uns David Beckham mit dem Haig dabei geholfen. 50 Jahre Reife, Sommeräpfel, Toffee, Karamell, Vanille uns sehr viele Gewürze. Doch mein absoluter Liebling ist dieses Jahr ein 26-jähriger Laphroaig gewesen, auch wenn ich dir gerade nicht mehr sagen kann, in welcher Serie er erschienen ist. Er stammte aus einem Sherryfass, Torf und Sherryeinfluss waren wunderbar ausgeglichen, sehr fruchtig und viele torfige Meeresaromen, er erinnerte mich an die früheren Laphroaigs aus den 80er Jahren.
WE: Was können wir nächstes Jahr erwarten?
FL: Von mir?
WE: Von Douglas Laing.
FL: Wir werden einen Lowland Malt vorstellen, welcher dann die „Regional Malts“ ergänzt. Er wird damit der letzte Malt der Serie sein, da wir nie eine größere Menge an Campbeltown-Whiskys in unseren Beständen hatten und wir deshalb leider keinen Campbeltown-Malt abfüllen können. Dahingegen konnten wir unseren Bestand an Lowland-Whisky kontinuierlich ausbauen und ich arbeite derzeit an der genauen Zusammensetzung des Blends, Cara entwickelt die Verpackung.
WE: Habt ihr schon einen Namen für den Blended Malt?
FL: Hatten wir, aber wir werden diesen wohl noch einmal ändern.
WE: Kommen wir zur letzten Frage, unserer Standardfrage. Wenn du dich als Whisky beschreiben solltest, welcher wärst du und warum?
Ich wäre ein Vatted Malt, in dem Begriff der von der Scotch Whisky Assoziation gestoppt wurde. Ein Vatted Malt aus einem lange gereiften und sanften, attraktiven Macallan, über 20 Jahre Jahre alt. Dazu käme ein junger, vielleicht 5-jähriger Caol Ila, jung und stark, aufgeladen mit Energie. Ich will einfach nicht nur ein alter Macallan sein, weswegen ich den Caol Ila dringend brauche.
WE: Vielen Dank für das Interview und viel Spaß noch in Berlin.