Whisky pur? Mit Wasser? In Cocktails? Wir von Whiskyexperts finden: Genießen soll jeder auf seine Art – und wir wollen jeden dabei unterstützen, für sich den größten Genuss mit dem Wasser des Lebens zu finden.
Daher freuen wir uns besonders, Reinhard Pohorec, einen der besten Barkeeper im deutschsprachigen Raum und begeisterten Fachmann für Whiskycocktails in unserem Team zu haben. Er wird seine Beigeisterung in regelmäßigen Beiträgen mit unseren Lesern teilen – und seine Lieblingsrezepte für einfache, raffinierte, klassische oder experimentelle Cocktails mit Whisky, exklusiv hier auf Whiskyexperts.
Unser erstes Rezept für einen Whiskycocktail kann einfacher nicht sein und sollte für Sie der Ausgangspunkt für Ihre Entdeckungsreise werden. Und warum man Whisk(e)y und Wasser bedenkenlos mixen kann und soll, auch das erklärt Reinhard „Reini“ Pohorec in seinem Beitrag:
Wasser des Lebens: Die Ursprünge des Wortes selbst stellen es eindeutig klar, ein Blick (nicht einmal) hinter die Kulissen einer Destillerie offenbart es und keinem Whiskyfan wird es eine schockierende Neuigkeit sein: Whisky und Wasser gehören untrennbar zueinander, wie Pech und Schwefel, Bonny und Clyde oder Brot und Butter.
Und das sowohl friedlich koexistierend wie auch ursächlichst, produktionstechnisch und historisch.
Kaum ist der Whisky aber fertig abgefüllt in der Flasche, über den Tresen, die Ladentheke gewandert und in Händen der Genießer, wird es heikel. Wie durch eine Kehrtwendung stehen die beiden Flüssigkeiten einander skeptisch gegenüber, mit roten Augen funkeln sie sich an, These und Antithese gleichend, eine Annäherung ausgeschlossen. So mancher Purist stößt Entsetzensschreie aus, wenn sich – und sei es nur tröpfchenweise – das kühle Nass in Form von H2O seinem Dram nähert.
Was dereinst also nicht enger und logischer hätte verbunden sein können, ist plötzlich Spinnefeind und unwiederbringlich zertrennt.
Whisky & Soda
Nun, es ist ein Faktum, dass die Mischung von Whisky und Wasser, oder in vielen Fällen eher die spritzige Soda Variante, ein alter Hut ist. Älter als so manche Whiskyfirma, Destillerie (ob Craft oder nicht…), Trinkkonvention oder Marketing- und Werbegag.
Und einen komplexen Whisky mit Wasser zu verlängern, ob still oder prickelnd ist da noch völlig irrelevant, heißt nicht automatisch seine feinen Nuancen, Balance und Fülle zu „verwässern“ und seine Integrität zu untergraben.
Im Gegenteil, die reduzierte Alkoholstärke sowie potenzielle Kohlensäure wirken sich förderlich auf den Transport und die Übermittlung von Aromen und Geschmäckern aus.
Weiters führe man sich ganz praktische Situationen aus dem Alltag vor Augen: nicht jedes Land wartet mit kühl-gemäßigtem oder klischeehaft verregnetem Klima auf, und in heißen Gefilden würde man zwar auch gerne seinen Whisky trinken, aber die Islay Fassstärke bei 40° Celsius im Schatten ist schon was für Hartgesottene. Schenke ich einen Old Fashioned Rocks Tumbler oder ein Highballglas mit großen Eiswürfeln, etwas Wasser und Whisky ein, wird die Szenerie plötzlich freundlich und erfrischend.
Oder die gesellige Runde früh abends, wenn die Kollegen und Freunde an ihrem trendy-leichten Chardonnay nuckeln, sich verwegen einen Spritzer oder kleines Bier genehmigen, und man im selben Tempo mit der streng limitierten Einzelfassabfüllung mithalten möchte.
Nicht immer ist man unter Enthusiasten, die die Whiskyaffinität zur Gänze teilen, nicht immer muss sich ein Gespräch nur um die Washback-Kapazität jener beiden neuen Destillerien der schottischen Landkarte drehen. Und dennoch möchte man vielleicht auch in solch sozialen, entspannt-geselligen Runden lieber den wohlfeilen Geschmack der vertrauten Lieblingsspirituose genießen, als ein schales Lager.
Stichwort Geschmack, jener des Whiskys wird nämlich im Whisky Soda weder kompromittiert noch durch bräunlich dickliche Zuckerplörre zugedeckt. Der Star ist und bleibt der Blend oder Malt, den man als Basis verwendet.
Bei der Wahl ebenjener gibt es eigentlich kein Richtig oder Falsch. Der persönliche Lieblingsblend, ein Vatted Malt oder nicht über Gebühr teurer Single Malt darf es schon sein. Warum nicht auch ein Südwein-Fassfinish, sei es Portwood oder ein Sherry- / Madeirafass. Sucht man nach etwas mehr Wumms im Drink, bieten sich Caskstrenght Abfüllungen an, Aberlour a’bunadh oder Glenfarclas 105 sind exzellente Preis/Leistungs Malts, die sich zu behaupten wissen.
Und dass man sich keineswegs auf Schottland einschießen muss, versteht sich dann auch fast von selbst. Ein cremig vollmundiger Bourbon (vielleicht um die 100 Proof angesiedelt), würziger Rye oder natürlich ein japanischer Whisky – sind doch die Kunstfertigkeiten und würdevolle Zubereitung eines Mizuwari legendär. Aber das ist eine andere Geschichte…
Die Zubereitung ist denkbar einfach, Sie können sich also ganz auf das Experimentieren, Tüfteln und Fachsimpeln bezüglich der Spirituose verlassen.
Der Kategorie der „Highballs“ zugehörend, braucht man per definitionem lediglich „spirit of any kind“ und einen nicht alkoholischen „Filler“ oder mixer – meist denkt man dabei an kohlensäurehaltige Limonaden wie Ginger Ale oder eben Sodawasser.
Man braucht kein gelernter Bartender oder Fachmann sein um einen wohlschmeckenden Drink zu bauen. Als Glas empfehlen sich ein breites Rocks Glass (oft als Tumbler bezeichnet) sowie – Sie haben es erraten – Highball Gläser. Jegliches hochgezogene Longdrink- oder Wasserglas erfüllt den Zweck ebenso.
Solide Eiswürfel (und davon ausreichend) stellen sicher, dass der Drink kalt bleibt und nicht zu schnell durch Schmelzwasser weiter verlängert wird. Von Crushed Ice ist dringend abzuraten und der weitverbreitete Irrglaube, dass mehr Eis im Glas weniger booze bedeutet, ist auch zurückzuweisen. Packen Sie ihr Trinkgefäß also voll mit dem gefrorenen Gut, schenken Sie die gewünschte Menge Whisky ein (etwa 50ml sind ein probates Maß) und füllen Sie anschließend das Glas mit Soda auf. Die Proportionen sollten sich in etwa bei zwei Teilen Wasser, einem Teil Whisky oder drei zu eins einpendeln.
Wenn Sie sich oder Ihre Gäste vollends beeindrucken wollen, können Sie ein Stück einer Zitronen- oder Orangenschale (eine sogenannte Zeste oder Twist) über den Drink reiben und ins Glas geben. Die ätherischen Öle geben zusätzliche Frische und aromatische Tiefe.
Was Ihnen dann noch bleibt, ist die leichtest zu meisternde Übung: ansetzen, trinken und genießen.
Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec
Whisky Soda:
50ml Whisk(e)y nach Wahl
100ml / 150ml Soda
im Highball oder Rocks Glas mit soliden Eiswürfeln vermengen, kurz umrühren und servieren
alternativ: von einer Zitrone / Orange ein dünnes Stückchen der Schale abschneiden und zwischen Daumen und Zeigefinger über dem Drink auspressen.