Sonntag, 22. Dezember 2024, 22:28:36

Whisky des Monats Juni 2022: Lot No. 40

In Kanada finden wir in diesem Monat einen mehr als empfehlenswerten Roggen-Whisky

Im letzten Monat fanden wir unsere monatliche Empfehlung in Frankfort, Kentucky, Vereinigte Staaten von Amerika. Und wenn wir schon einmal hier in dieser Gegend sind, schauen wir uns doch einmal ein wenig um. Wir begeben uns etwas weiter in den Norden, überqueren eine Grenze und wählen eine andere Spielart in der Kategorie Whisk(e)y. Denn unsere Wahl im Juni 2022 fällt auf ein fassgelagertes Roggen-Destillat und heißt Lot No. 40.

Auf nach Kanada!

Auch wenn Kanada ein wirklich großes Land ist: Es sind nur ca. 550 km, die wir von Frankfort, Kentucky, USA bis zur Hiram Walker & Sons distillery in Windsor, Ontario, Canada zurücklegen müssen. Und trotz der relativ kurzen Strecke bewegen wir uns in eine (Whisky)-Welt. Denn hier werden in Fässern reifende Getreide-Destillate auf eine andere Weise hergestellt.

Hiram Walker distilleries, 2019
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Hiram_Walker_distilleries_2.jpg
Author: basilicofresco
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Canadian Whisky ist eine eigenständige Whisky-Katergorie mit eigenen Regeln und Gesetzen. Diese unterscheiden sich nicht großartig von denen, die wir aus anderen Vorschriften kennen – bis auf eine Ausnahme. Neben dem Zusatz von caramel ist auch die Beigabe von flavouring erlaubt. Dieses flavouring muss allerdings „das Aroma, den Geschmack und den Charakter besitzen, die allgemein kanadischem Whisky zugeschrieben werden“. Dies kann Bourbon sein, allerdings „auch destillierte Fruchtsäfte, fortifizierte Weine wie Sherry oder der besonders geliebte Pflaumenwein“, wie Walter Schobert in seinem Whiskylexikon erläutert. Auch wenn wir hier aus der 4. Auflage von 2011 zitieren, gehen wir einerseits davon aus, dass dies wenigstens noch einigermaßen korrekt ist. Und anderseits ist es an dieser Stelle unerheblich, denn hier geht es hier und jetzt um Canadian Rye Whisky, der zu 100 % aus Roggen hergestellt ist.

Die Gilde auf der Suche nach Erfolg

In den 1990ern entwickelten die Besitzer der Hiram Walker & Sons distillery eine Idee, um mit ihren Whiskys auf dem Markt einen ähnlich Erfolg zu erzielen wie der Scotch Whisky. Man vereinte drei Sorten ihrer Canadian Whiskys, und diese bildeten dann The Canadian Whisky Guild.

In diese Gilde gehörte Gooderham & Worts, ein Canadian Whisky hergestellt aus den vier verschieden Getreide-Sorten Mais, Weizen, Roggen und Gerste, sowie Pike Creek, der ein Finish in Portwein-Fässern genoss. Der Dritte im Bunde hieß Lot No.40, ein Roggen-Whisky, der in Small Batches abgefüllt wurde. Dieses Trio sollte dem einheimischen Markt sowie auch dem internationalen die Qualität des Canadian Whiskys präsentieren.

Doch die Erfolge der Gilde des kanadischen Whiskys waren recht übersichtlich. Ob es nun daran lag, dass Kanada und die Welt noch nicht reif war für Canadian Whisky. Oder an einer fehlenden Hochpreisigkeit bei diesen Superior Canadian Whisky: Im weltweiten digitalen Netz finden sich unterschiedliche Vermutungen, warum die Absatzzahlen nicht den Erwartungen entsprachen. Wobei der fehlende Erfolg nicht am Canadian Rye Whisky Lot No. 40 lag, wie wir ebenfalls lesen dürfen.

Die Serie wurde eingestellt und The Canadian Whisky Guild somit aufgelöst. Im Herbst 2012 erfolgte dann der nächste Versuch. Die Whisky-Welt sowie ihre Vorlieben hatten verändert. Die Drei aus der Gilde sind nun die Northern Border Collection.

The old-fashioned way

Kanadischer Roggen-Whisky in alter Art und Weise: Darum geht es Master Blender Dr. Don Livermore beim Lot No. 40. Und deshalb greift er auf ein altes Rezept zurück. Die Maische besteht zu 100 % aus Roggen, die sich in 10 % gemälzter und 90 % ungemälzter Roggen aufteilen. Der einfachen Destillation in einer Kolonnendestille folgt die Destillation in einer Pot Still, die 12.000 Liter fasst. Die anschließende Lagerung und Reifung findet in frisch Fässern aus amerikanischer Weiß-Eiche statt und dauert fünf bis neun Jahre. Für die Abfüllung werden dann verschiedene Fässer zu einem Batch vereint. Und da wir uns auf dem nordamerikanischen Kontinent befinden, sollten wir hier dann von einer recht hohen Anzahl an Fässern ausgehen.

Bild mit freundlicher Genehmigung von whiskybase.com

Unsere Empfehlung für diesen Monat ist in angenehmer Trinkstärke mit 43 % Vol. abgefüllt. Und die Vorteile dieser – für manche als reduziert empfundene – Alkoholstärke finden wir direkt in der Nase. Lot No. 40 zeigt sich sowohl intensiv als auch ausgewogen in einer feinen Balance. Die sehr würzigen Brot-Aromen waren von einem Rye Whisky zu erwarten. Dazu serviert er intensive Kräuternoten: vielleicht Dill, möglicherweise auch Majoran, es könnte auch etwas Zimt dabei sein. Hintergründig leichte Vanille-Noten in Kombination mit einem Hauch Süße.

Fein und ausbalanciert ist auch die Fortsetzung am Gaumen. Gleich zu Beginn zeigt der Lot No. 40 sich süßer und mit Vanille, die Zimt-Note ergänzt hier passend. Dann etwas trockener werdend, tritt die Roggen-Würzigkeit in Vordergrund, begleitet von den bekannten Kräutern. Im Mund füllenden Finish zeigen sich erstmals die 43 % Vol., die für eine leichte, fast Menthol-artige und angenehme Frische sorgen.

Beim zweiten Griff zum Glas finden wir die bereits beschriebenen Aromen. Allerdings, sowohl in der Nase wie am Gaumen, in einer veränderten Reihenfolge und Gewichtung. Und dies weiterhin in einer feinen Art und Weise und einer großen Balance.

Wer bisher um Roggen-Whisky einen Bogen machte wegen der Noten von Haarspray, Lösungsmittel und ähnlichem, sollte dem Lot No. 40 eine faire Chance geben. Denn diese sind hier nicht vorhanden, und wenn, dann nur in einer sehr flüchtigen Form. Rye-Whisk(e)y genießt sein Dasein etwas abseits des hellen Scheinwerferlichts auf der Whisky-Bühne. Trotzdem lässt sich der Lot No. 40 im gut sortierten Online- wie auch Stationär-Handel für, manches mal deutlich, unter 40 € finden. Ein, wie wir finden, mehr als fairer Preis für einen mehr als sehr guten Rye Whisky.
In diesem Sinne: slàinte mhath! Und bleiben Sie neugierig.

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