Donnerstag, 21. November 2024, 22:52:57

Whisky Ladies: Bessie Williamson, Laphroaig, und Georgette Crawford, Lagavulin.

von Ernie – Ernst J. Scheiner, The Gateway to Distilleries

Ähnlich wie Mary Anne Locke von Kilbeggan erging es der Schottin Elizabeth „Bessie“ Leitch Williamson. Sie studierte in Glasgow und wollte eigentlich Lehrerin werden. Ein Sommerurlaub führte sie 1934 nach Islay. Die westliche Hebrideninsel mit ihren Brennereien sollte ihr Leben nachhaltig prägen. Was zunächst als Ferienjob gedacht war, entpuppte sich als Lebensaufgabe. Der als verschroben geltende Eigentümer der Laphroaig Distillery, Ian Hunter, beschäftigte Elizabeth zunächst als Bürohilfe. Zwischen beiden entfaltete sich eine lebenslange freundschaftliche Beziehung. „Bessie“ wurde zum guten Geist der Brennerei und übernahm nach Hunters Schlaganfall 1938 das Management. Ihr exzellenter Geschäftssinn verschaffte den Whiskys von Laphroaig bei den schottischen Blendern einen hohen Stellenwert. Sie schätzten den von Leitch Williamson entwickelten markant torfigen Charakter. Sie legte den bis heute geltenden Destillationsablauf fest: langsames Destillieren, ein bis zu 45 Minuten extrem langer Vorlauf, ein kurzer Mittellauf, der bis in den Nachlauf hineinreicht, um so das mächtige phenolische Aroma und den Geschmack des Spirits aus stark getorftem Malz zu erhalten.

Bessie Williamson
Bessie Williamson

Nach Ian Hunters Tod sollte „Bessie“ 1954 die erste Frau Schottlands werden, die im 20. Jhd. nicht nur eine Brennerei besaß, sondern diese auch leitete und deren Produktionsmethoden bis ins Detail bestimmte. Sie verkörperte die Islay-Whisky-Botschafterin der 60ziger Jahre. Ihre strategische Aussage: „We can’t supply the demands that we have for our whisky“ ist bis heute modellhaft für Marketingstrategen.

In der Destillerie Laphroaig
In der Destillerie Laphroaig

Auf ihrem Weg zur Schule erschraken Georgie und ihre Freundinnen regelmäßig, wenn 20-Tonner das Malz von den Port Ellen Maltings in die südlichen Islay-Brennereien Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg fuhren. 1984, zwei Jahre nach „Bessies“ Tod, dachte Georgette Crawford noch nicht daran, dass sie einmal als Managerin von Lagavulin die Malz-Lieferungen überwachen würde. Die Grundlagen für ihre beruflichen Tätigkeiten in der Whisky-Welt wurden bei ihr früh gelegt. Ihre Eltern betrieben das Ardview Inn in Port Ellen. Es war der beliebte Treffpunkt der Locals. Dort tranken die coopers, maltmen, mashmen, stillmen und warehouse men nach der Schicht ihr Feierabend-Pint. „I grew up obviously in the drinking business,“ erinnert sich die 36jährige.

Georgette Crawford
Georgette Crawford

Ihre schulische Ausbildung absolvierte sie in Glasgow und in Edinburgh fand sie die ersten Jobs. In der Hauptstadt arbeitete sie in Pubs und Restaurants. Eine Bewerbung bei der Scotch Malt Whisky Society sollte ihr berufliches Leben schlagartig ändern. „Dort erhielt ich eine außergewöhnliche Ausbildung, meine Lehrer waren Charles MacLean oder Dr. James Swan, denn jede Woche gab es nosing panels. Das war ein Einstieg auf höchstem Niveau,“ schwärmt die resolute Crawford. Ihr nächster Stopp war die Leitung des Whisky-Shops in Dufftown, wo sie zusammen mit Mark Watt das Spirit of Speyside Whisky Festival organisierte. Dann eröffnete ihr ein zufälliger Blick in die Zeitung eine neue Welt. Die Skye Distillery Talisker suchte für das Besucherzentrum eine Brand Managerin. Nach zwei Tagen harten Assessments erhielt sie die Zusage. 2007 wurde das idyllisch am Loch Harport gelegene Carbost ihre neue Heimat. Bis zu 60.000 Besucher wollten Talisker jährlich erleben. Sie konzipierte neue differenzierte Tour- und Tasting-Angebote für Anfänger und Fortgeschrittene. „Da wir eine Sieben-Tage-Woche mit jeweils 24-stündiger täglicher Produktion hatten, wurde ich auch ein ‚on call manager’ für die Notfälle,“ beschreibt Crawford ihre Aufgaben, „ich wurde in das Diageo Leadership Programme aufgenommen.“ Es folgte die Intensivierung der praktischen Ausbildung in der Produktion, ein training-on-the-job. „Ich wechselte zur Glen-Ord-Gruppe. Dazu gehören die Brennerei Glen Ord, ihre Maltings, aber auch die Teaninich Distillery in Alness bei Invergordon.“ Martin Walker und Willie MacDougall wurden ihre Lehrmeister. „Täglich gab es neue Aufgaben, schriftliche und mündliche Prüfungen, praxisnahe Lösungen von Problemen der Produktion mussten erarbeitet werden.“ Ein berufsbegleitender Zertifikatslehrgang des Institutes of Brewing & Distilling, parallele in-house-trainings von Diageo in den Bereichen Produktion, Leistungs- und Qualitätskontrolle, Sicherheit sowie Energie-Management qualifizierten Crawford für Führungsaufgaben.

Die Stills von Lagavulin
Die Stills von Lagavulin

Als der langjährige Manager von Lagavulin Peter Campbell zurück in die Speyside wollte, kam für Georgie – wie sie unter Freunden und Kollegen genannt wird – die Chance auf eine Rückkehr nach Islay. Seit 2010 wohnt sie nun im repräsentativen Manager’s House und leitet verantwortlich die Brennerei im „Tal der Mühle.“ „I would never say I make Lagavulin Whisky. I manage Lagavulin Whisky.“

Auszug aus dem Artikel „Whisk(e)y Ladies“, erschienen im Whisky Magazin The Highland Herold, Sommer 2014. S. 32-35. 

Einen fotografischen detaillierten Rundgang durch die Laphroaig Distillery bietet The Gateway to Distilleries unter http://www.whisky-distillery.net/www.whisky-distilleries.net/Islay_L-P/Seiten/Laphroaig.html

und Lagavulin Distillery http://www.whisky-distillery.net/www.whisky-distilleries.net/Islay_L-P/Seiten/Lagavulin.html

 

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