Anfang Mai haben wir im Rahmen eines Irlandaufenthalts die Powerscourt Distillery besucht. Sie liegt etwa 20 Autominuten südlich von Dublin, im County Wicklow, auf dem Gelände des Powerscourt Estates, einem beliebten Ausflugsziel in der Region. Das Estate ist nach allen Maßstäben ein riesiges Anwesen, mit fast schlossartigem Charakter und einem weitläufigen Park, der zu ausdauernden Spaziergängen einlädt.
Die Powerscourt Distillery liegt nahe des Besucherparkplatzes, eingebettet in die Wirtschaftsgebäude des Anwesens. Sie wurde 2018 in einem alten Mühlengebäude errichtet, 2019 kam dann das Besucherzentrum dazu. Es gibt dort noch keinen eigenen Whiskey, obschon man bereits mehr als drei Jahre alten Whiskey in den Fässern lagern hat, wird aber noch in diesem Jahr die ersten beiden Bottlings veröffentlichen. Derweilen bedient man sich der Fässer aus der Cooley Distillery und komponiert mit ihnen Whiskeys unter dem Markennamen Fercullen.
Bei Powerscourt sind das allerdings nicht einfach gesourcte Whiskeys – der ehemalige Master Distiller der Brennerei, Noel Sweeney, hatte durch seine langjährigen Wurzeln bei Cooley Zugriff auf ausgewählte Fässer und diese nach seinen Vorstellungen zum Stil der Powerscourt Distillery minutiös geblendet. Auch die Brennanlage wurde genau nach den von Sweeney vorgegebenen Kriterien bei Forsyths in Schottland gefertigt – Qualität hat bei Powerscourt nach deren Philosophie höchste Priorität. Hier ein kleines Video über die Anlagen im Still House von Powerscourt:
Ebenso wichtig für die Brennerei ist die starke Verbundenheit mit der Region. Regionale Gerste, regionale Produkte beim Foodpairing – das sind nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern werden durchgängig gelebt.
Gemeinsam mit Alan Malone, den Salesmanager für Europa, haben wir den Besuch von Whiskyexperts bei der Destillerie organisiert – vielen Dank noch einmal an Alan für die wirklich perfekte Unterstützung! Zurückgekommen sind wir mit zahlreichen Eindrücken und Bildern, die wir Ihnen in diesem Artikel präsentieren wollen. Zudem hatten wir die Möglichkeit, mit dem Nachfolger von Noel Sweeney, dem Head of Whiskey John Cashman, ein Videointerview zu führen, das wir in Kürze veröffentlichen werden. Und abschließend werden wir in der nächsten Zeit noch ein Video mit der Verkostung des Fercullen 10yo, einem Irish Single Grain. veröffentlichen.
Apropos Verkostung: Wir konnten im Rahmen unseres Besuches vier Whiskeys aus der Core-Range in einem wirklich ausgezeichneten Food Pairing verkosten – dieses Food Pairing wird auch im regulären Besuchsprogramm angeboten und ist unserer Meinung nach äußerst empfehlenswert – wie es auch die Whiskeys sind. Fercullen Whiskeys sind eher höherpreisig angelegt, aber unter dem Motto „Qualität hat ihren Preis“ fügt sich das stimmig ins Gesamtkonzept der Brennerei ein. Uns hat jeder einzelne davon hervorragend gefallen.
Kommen Sie also mit auf unsere Tour durch die Powerscourt Distillery – die Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern. Viel Vergnügen!
Hinter dem Powerscourt Estate, vom Parkplatz aus in einer Minute erreichbar, liegt die Powerscourt Distillery, in einem umgebauten Mühlenhaus.

Am Eingang wird man von diesem Schild begrüßt - die Angebote der Brennerei sind hier übersichtlich aufgeführt.

Das Besucherzentrum ist modern gebaut, großzügig und hell. Es enthält einen Shop, ein Cafe und jede Menge Sitzmöglichkeiten. PS: Die Barristas verstehen dort etwas von Kaffee - es war einer der besten, den wir je in einem Besucherzentrum getrunken haben.

Hier unten beginnt die Führung durch die Brennerei. Unter dem Glasboden sieht man Reste der alten Mühle, das ist sehr schön gemacht und stimmungsvoll.

Die Timeline des Powerscourt Estate kann man in etwa so zusammenfassen: Jahrhundertelanges Blutbad, und danach kurze Gedenkminute, bevor Whiskey produziert wurde.

In diesem Kino sieht man einen aufwendig produzierten Imagefilm über die Brennerei. Auch hier merkt man, dass man nirgendwo an der Qualität sparen musste. Von hier aus geht es durch eine Tür...

fast direkt in den Raum, in dem de facto alle Produktionsschritte bis zum New Make vereinigt sind - in einer großzügig angelegten Halle, die wirklich sehenswert ist.

Einer der beiden Washbacks der Brennerei. Er ist aus Edelstahl, die Umrandung mit Holz dient der Zierde.

Auch bei den Stills hat man nicht gespart: Alle drei Stills für die dreifache Destillation sind von Forsyths in Schottland erzeugt.

Powerscourt ist eine kleine Destillerie, die Stills wirken allerdings in dem großen Gebäude mit sehr viel Platz kleiner als sie sind.

Hier kann man den New Make verkosten. Durch die dreifache Destillation ist er wesentlich stärker als der schottische Brand - er nähert sich bei Powerscourt den 80% Alkoholgehalt. Hier sind die Geschmacksnerven vom Alkohol schon ziemlich überfordert. Wsser zusetzen!

Hier noch einmal ein Blick auf die Brennanlage mit den nach unten geneigten Armen. Die Anlage wird hinter dem holzverkleideten Pult gesteuert.

Keine Bobby Mill oder Porteus Mill, sondern eine moderne Mühlenanlage findet man im Bereich unter dem Brennraum, der die technischen Eingeweide der Brennerei enthält und normalerweise nicht zugänglich ist.

Im Nebengebäude befindet sich die Abfüllstation. Der New Make kommt durch eine unteririsische Rohrleitung und wird hier in die Fässer gefüllt.

Disclaimer: Whiskyexperts hat alle Kosten der Reise selbst getragen. Die Powerscourt Distillery hatet keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung.
Alle Bilder © Silvia Behrens, Whiskyexperts