Wenn man der Perle nachsagt, sie sei der Ausdruck etwas außergewöhnlich Schönem, dann sollen die „Pearls of Scotland“, die neuen unabhängigen Abfüllungen von Gordon & Company, dem Namen nach wohl die schönsten schottischen Whiskys ins Glas bringen. Die rein technischen Voraussetzungen dafür sind gegeben: Alle Flaschen dieser neuen unabhängigen Abfüllung stammen von Einzelfässern und sind in Fassstärke abgefüllt, unfiltriert und ungefärbt. Und auch der Mann, der hinter dieser neuen Linie steht, bürgt an und für sich für Qualität: Jim Gordon, Gründer der Gordon & Company Distillers Ltd. ist seit 30 Jahren im Whisky-Geschäft und dementsprechend erfahren. Er arbeitete für die Hayman Distillers Ltd., danach für die Speyside Distilers Ltd., wo er 2007 General Manager wurde. 2012 gründete er seine eigene Firma.
Wie es um die tatsächliche Qualität der Abfüllungen steht, wollen wir von Whiskyexperts für Sie herausfinden. Der deutsche Importeur, die HEB Heinz Eggert aus Bremen, hat uns freundlicherweise 12 kleine Samples von Gordon & Company zur Verfügung gestellt. Wir haben sie alle in eine kleine Box gestellt und werden immer wieder einmal ein Sample für eine Blindverkostung herausholen. Blind deshalb, um ganz unbeeinflusst von allen Angaben zunächst einmal nur den Whisky selbst zu erleben. Erst nach dem Niederschreiben unserer Notizen werfen wir dann auch einen Blick auf die Flasche. Wir, das sind in diesem Fall Silvia Behrens und Bernhard Rems.
Den nächsten Whisky aus der Blindverkostungsbox haben wir in der wunderschönen Bergwelt der Dolomiten, während unseres Wanderurlaubs, geöffnet. Nach dem Verkosten haben wir uns dann angesehen, was wir im Glas hatten: Es war ein Ardmore, ins Fass gegeben im April 1988 und abgefüllt mit 45% heuer im Februar 2014 – also 25 Jahre alt. Er stammt aus dem Fass #2455.
Hier also unsere Verkostungsnotizen:
Nase: ein deutlich, aber nicht aufdringlich getorfter Whisky, mit Süße und Malzigkeit, Getreide und später dann etwas Leder in der Nase. Er verändert sich mit der Zeit, gewinnt eine herbe und fruchtige Note wie von Grapefruit. Etwas Kohlenstaub und etwas Fenchelsamen. Sehr interessant.
Gaumen: weich, süß und malzig. Was zunächst sehr süß beginnt, wird dann herber, kräuteriger. Ein deutliches Prickeln vom Alkohol. Der Torf hält sich hier sehr zurück, in der Nase war er deutlicher.
Finish: lang und angenehm, wärmend. Die Süße dominiert am Beginn, die herbe Grapefruitnote bleibt im hinteren Mundraum zurück. Auch ein leichtes Prickeln wohnt dem Finish inne.
Alles in allem: Dieser Whisky ist kein einfacher, sondern fordert Beschäftigung. Oberflächlich betrachtet ist er eher dezent, die schönen Nuancen und seine Komplexität enthüllt er erst, wenn man ihn sehr bewusst trinkt. Dann belohnt er den Genießer mit feinen Aromen, Abwechslung und einer ausgewogenen Komplexität. Einzig das alkoholische Prickeln ist am Gaumen vielleicht einen Hauch zu dominant. Alles in allem ein sehr guter, empfehlenswerter Whisky.