Whisky aus Deutschland – es ist schwer, sich hier einen Überblick über die mittlerweile mehr als 100 verschieden Marken und Brennereien zu verschaffen. Einerseits gibt es die traditionellen Korn- und Obstbrennereien, die ihr Portfolio durch fassgelagerte Getreidebrände erweitern. Daneben gibt es Brauereien, die ihr Wissen über die Herstellung von Bier auch bei ihrem eigenen Whisky einbringen. Und es gibt Landwirte mit einer Brennlizenz, die ihr selbst angebautes Getreide in ihrer eigenen Destilliere in Hochprozentiges umwandeln.
Hans-Gerhard Fink brennt seit 2001 Whisky, und zwar in der größten Pot Still Brennblase Deutschlands, die er zusammen mit einem Brennereihersteller entwickelt hat. Für seinen Whisky verwendet er Weizen und Dinkel, den er auf den kargen steinigen Böden des Schwäbischen Hochlands selbst anbaut. Sein Whisky lagert in dem tiefen feuchten Kellergewölbe seines Hofguts Aglishardt und trägt den Namen “finch® Schwäbischer Highlandwhisky”. Unser Interview mit ihm finden Sie hier.
Heute verkostet unser Redakteur Dirk Piesczek zwei aktuelle Abfüllungen des finch® Schwäbischer Highland Whiskys.
finch® Schwäbischer Highland Whisky Destillers Edition 03/2014, 42 % Vol.
Die Basis für diese Destillers Edition bildet Weizen aus eigenem Anbau. Ein 7-jähriger Whisky aus einem Weißwein-Barriquefass wurde mit einem 6-jährigen Whisky aus einem Bourbonfass vereint.
Nase: Dieser Whisky muss erst einmal ein wenig atmen. Nach der Aufnahme von Sauerstoff präsentiert er seine dezente Nase. Leichte Vanille-Noten, ein wenig recht frisches Holz, kombiniert mit einer kleinen Süße und Würzigkeit. Dies alles schön miteinander verwoben, und doch sind die einzelnen Aromen erkennbar. Ergänzt werden die Geschmacksnoten durch einen wunderbar eingebundenen Alkohol.
Gaumen: Am Gaumen zeigt er eine leichte Cremigkeit. Wir finden die Noten aus der Nase wieder, allerdings ein klein wenig zurückhaltender. Hier darf die Destillers Edition ruhig ein bisschen deutlicher, ein wenig lauter, ein wenig voluminöser sein.
Finish: Recht kurz. Auch hier hätte ihm mehr Deutlichkeit sehr gut gestanden. Und auch hier finden wir den Alkohol, wenn wir ihn überhaupt bemerken, sehr gut eingebunden. Denn eigentlich wäre jetzt die Gelegenheit, in den Vordergrund zu treten.
Alles in allem: Die Nase der Destillers Edition macht sehr viel Spaß. Wohl dosierte Aromen präsentieren sich sowohl als Gesamteindruck wie auch als einzeln differenzierbar. Am Gaumen kann er nicht ganz halten, was die Nase verspricht. Insgesamt gibt das ein Gut mit 3,6 Sternen.
finch® Schwäbischer Highland Whisky Dinkel-Port, 41 % Vol.
Der Dinkel-Port basiert auf Dinkel aus eigenem Anbau sowie Dinkelmalz. Er reifte zunächst 4 Jahre im Rotwein-Barriquefass und wurde dann weitere 22 Monate im Portweinfass gefinished.
Nase: Das Portweinfass hat hier seine Spuren hinterlassen. Wir finden rote Früchte mit einer leichten Süße. Allerdings ist der Einfluss des Portweinfasses dezenter als vielleicht erwartet. Und das steht dem Dinkel-Port sehr gut. Es wird nicht alles durch das Finish überlagert und lässt im Hintergrund auch den Dinkel mit einer leichten, frischen Getreidenote zu Wort kommen.
Gaumen: Recht ölig am Gaumen, tauschen hier die Aromen ihre Positionen. Der Dinkel tritt in den Vordergrund. Danach erscheinen die süßen roten Früchte. Die Aromen treten deutlich hervor und verbleiben eine längere Zeit.
Finish: Der lange Abgang bringt zum ersten Mal den Alkohol mit seiner leichten Schärfe ans Licht.
Alles in allem: Dieser Whisky möchte gefallen und dies gelingt ihm auch. Auf eine nette freundliche Art und Weise kommt er einem entgegen, ohne unangenehm einfordernd zu sein. Auch hier finden wir für die Bewertung ein Gut, mit 3,8 Sternen aufgrund des ausgewogeneren Gesamtauftritts ein wenig besser als bei der Destillers Edition.