Whisky, Bier – eine eigene Geschichte zweier ganz besonderer Vertrauter.
Ein bösartiges Weibsbild soll das „Krinnawible“ gewesen sein, feurige Augen, mit gleißend heller Laterne, furchteinflößend und schauerlich. Kein besonders charmantes Opening für ein köstliches Getränk und eine Story rund um Malz, Hopfen und Whiskyfässer.
Im Ländle gelegen, ist der Kummenberg ein steil aufragendes Landschaftsgebilde aus Stein, fast unüberwindlich, außer durch einen schmalen Pfad, steile dunkle Wälder und Felsen, die dereinst vom Krinnawible bewacht wurden – so die Sage. Während der besonders kalten Monate aber, suchte das Weiblein Unterschlupf in den verzweigten Höhlen des Berges und führte Wanderer und Menschen, die ebenfalls nach Schutz suchten, in die Irre.
In ebendiesen Steinhöhlen in Vorarlberg, heute übrigens ein offiziell genehmigter Sprengstoffkeller, durfte das Krinnawible Starkbier seiner optimalen Reife entgegen schlummern, streng limitiert auf 2000 Flaschen, von denen jede ein Unikat ist. Die Steingutgebinde werden mit blutfarbenem Wachs versiegelt, die Bügelflasche liegt schwer in der Hand und wirkt authentisch, urig, speziell.
Wirklich speziell ist aber nicht nur das Exterieur, sondern gerade das, was sich im Inneren abspielt. Die Brauerei Gusswerk, die sich stolz erste biodynamische Biermanufaktur rühmen darf, ist verantwortlich für die flüssige Seite dieser „Sage“, ein echter Charakterschädel, passend zu der gesamten Geschichte.
Über Torf geräuchertes Malz wird in Salzburg mit ober- und untergäriger Spezialhefe eingebraut, stattliche 14,5 Prozent Volumen Alkohol geben Kraft und Würze, zur finalen Abrundung legte man das Starkbier in Fässer der Isle of Arran Distillery, Lochranza trifft Salzburg und das Ländle.
Ob die monatelange Reifung an jenem Ort, wo das schaurige Weibsbild sein Unwesen getrieben haben soll, im Glas final schmeckbar ist, sei dahin gestellt, dass der Tropfen etwas wahrlich außergewöhnliches ist, steht aber außer Frage. Das Testmuster haben wir von „G“- Genuss am Gaumen aus Vorarlberg erhalten. Und weil Whiskybier kein Whisky ist, haben wir diesmal auf eine Sternchenwertung verzichtet. Das Krinnawible sollte übrigens bei 12°-14° aus dem Rotweinglas getrunken werden, damit sich sein Geschmack voll entfalten kann.
Bernstein golden, fast kupferfarben schillert die Flüssigkeit in dem Weinglas, optimal temperiert, zartes Mousseux zeigt sich.
Dunkel röstig die Nase, mit Noten von getoastetem Brioche, unreife und auch eingelegte Walnüsse, sanft herb rauchig, säuerliche Düfte, etwas milchig, Joghurt, frische Molke, fleischige Sherrytöne, etwas überreife Frucht, Marille, dann tropischer nach Papaya, Steinpilze, Austernwasser, leicht salzig, schwarze Pfefferkörner, Kubeben, und ein modriger Touch von Blumigkeit, sehr verspielt, es kommen mehr rote Beeren, etwas Apfelmost, traubig und hefige Einschläge, holzig, Waldboden, Moos, dieses Bier braucht ein größeres Tulpenglas, ruhig auch Zeit und Temperatur, interessante Entwicklung,
Am Gaumen fett und ölig, vollmundig, mit feinperligem Spiel im Mundraum, ein sehr kraftvoller, fülliger Antrunk, würzig, schotig, gelbe Paprika, geröstete Paradeiser, etwas ledrige Würze, Kräuternoten von gebranntem Rosmarin, etwas Liebstöckel und Salbei, fleischig, trockenblättrige Anmutungen, ein Hauch Tabak, die Bittere ist gut eingebunden, lebendig stützend, im Abgang herb süßlich, speckig selchig, getreidige Akzente im Abgang, der sich sehr lange hin zieht, es bleibt eine Anmutung von Bitterkeit liegen, schön gestützt von Röstnoten und der dezenten Süße, Tannennadeln, Dörrpflaume, Rosinen, Vanille und verbrannter Karamell im Nachtrunk, immer bleibt die vollmundige Textur präsent, schön verwoben, dicht, sämig, sehr elegant, trotz der hohen alkoholischen Stärke von 14.5%
Alles in allem: Ein sehr gelungenes Starkbier mit viel Charakter, Würze und Finesse. Spannende Aromatik, ein Bier für Fans des schottischen Lebenswassers und packender, neuer Stilistiken bei ihren Lieblingsgetränken! Mit 25 – 30 Euro nicht gerade billig – aber eben eine echte Spezialität.
Mit besten Spirits,
Reinhard Pohorec