In unserer kleinen Reihe von Verkostungen japanischer Whiskys hat Reinhard Pohorec heute den Yamazaki 12yo im Glas:
Südlich von Kyoto fließen die Gewässer Katsura, Uji und Kizu zusammen, am Fuße des Tennozan, umgeben von Bambuswäldern, eine Landschaftsidylle, wie sie schöner nicht sein könnte. Höchste Wasserqualität und ein üppiges, feuchtes und zuweilen von Nebel geprägtes Klima umhüllen die Yamazki Destillerie, die auf eine lange Geschichte zurück blickt und mit ihrem Gründer Shinjiro Torii wohl als Pionier japanischen Whiskys zu beschreiben ist.
Als eine von zwei Brennereien, die für Suntorys Single Malts verantwortlich zeichnen, tritt Yamazaki durch begünstigende natürliche Umstände, handwerkliches Können und eine Fülle an zu variierenden Parametern hervor – die Stills sind sowohl direkt als auch indirekt befeuert, unterschiedlich geformt, und bereits beim mashing versucht man Vielfalt sicherzustellen. Gemeinsam mit der geduldigen Lagerung in diversen Eichenfässern – Puncheons aus Weißeiche, genauso wie Hogsheads, Mizunara, japanische Wassereiche, in Butt-Größe, Sherrybutts, und was das Küfnerherz begehren mag – steht folglich eine stattliche Bandbreite an Whiskys zur Verfügung, die sorgsam in die Suntory Blends oder zu Single Malts unterschiedlicher Altersstufen und Geschmacksprofile eingefügt werden.
Der 12y war der erste japanische Single Malt, der mit einer ISC Goldmedaille bedacht wurde, hat über die Jahre viele weitere Preise eingeheimst und gilt für vieleWhiskyfans rund um den Globus als eine Art Benchmark, wenn es um Lebenswasser aus dem Land des Lächelns geht.
Nase: relativ trocken und crisp präsentiert sich die erste Nase, grünlich unreife Ananas, sehr frisch und saftig, Zedernholz, Zitrusdüfte, Limettenzeste, grünliche und gelbe Äpfel spielen mit Kiefernnadeln und Pinienkernen, etwas nussig, dazu dann Brioche und feine Holztöne, salzig rauchige Komponenten kommen hinzu, ein leichter Hauch vom Meer weht umher, Honig, auch Honigmelone, rund und ausgewogen, dann etwas Dörrobst, Sherryerinnerungen
Gaumen: auch der erste geschmackliche Eindruck ist eher straff und von einer trockenen Pikanz gezeichnet, weniger süß als man vielleicht vermuten mag, salzig, wiederum mit Ananasnoten, etwas rauchig holzige Vanille, Salzmandeln und Karamell, Blütenhonig, Pfefferschoten, grüne Paprika und dann ein etwas reiferer Fruchtton, es entwickeln sich Pflaumen und Trockenobstaromen, ein Reigen aus Gewürzen, Koriandersamen, Zimtblüte und raz el hanout, vollmundig, fast cremig zieht sich das Spiel über den Gaumen
Finish: fett, langanhaltend, ölig und samtig, wiederum von Gewürzen getragen, frisch saftiger Apfel, etwas Zitrone dazu Muskatnuss, Olivenöl und Nussbrot, außerdem werden gegen Ende hin die fruchtigen Akzente noch lauter und auch etwas süßlicher, Marillenconfit, Pfirsiche und Guave, süßlich reife Mango
Alles in allem: auch der Yamazaki 12y ist ein äußerst harmonischer Whisky aus Japan, der weltweit zu finden und gut beziehbar ist, vollmundig und cremig in seinem Auftreten, die Süße sehr abgedämpft und nur im Finish leicht unterstützend, tropische Frucht spielt mit Gewürz, und das in äußerst gelungener Art und Weise. Ein Single Malt der Spaß macht, leicht zugänglich und zu genießen ist, aber genauso viel an Entdeckungsspielraum lässt und denjenigen belohnt, der dem Whisky Zeit und Aufmerksamkeit schenkt.