Nachtrag 2. April: Wir hoffen, Ihnen hat unser Aprilscherz ebenso viel Spaß gemacht wie uns 🙂
Der chinesische Getränkekonzern Wahaha hat in einer Aussendung bekanntgeben, dass er die Destillerie Edradour, bislang im Besitz des unabhängigen Abfüllers Signatory, erworben hat. Wahaha plant, die kleinste Destillerie Schottland Stein für Stein abzutragen und in der chinesischen Provinz Shandong nahe der Stadt Qingdao originalgetreu wieder aufzubauen.
Wahaha ist der größte chinesische Hersteller von Softdrinks, hat sich aber in den letzten Jahren in andere Produktkategorien diversifiziert. Nach den Worten des CEO von Wahaha, Zong Qinghou, der mit einem geschätzten Privatvermögen von 8 Milliarden Dollar als einer der reichsten Männer Chinas gilt, dient der Aufkauf der Destillerie dem Ziel, punktuell unabhängiger von Whiskyimporten zu werden und das Know How der Whiskyherstellung nach China zu transferieren.
In den veröffentlichten Plänen für den Neuaufbau (siehe oben) ist eine Erweiterung der Lagerkapazität geplant, jedoch sollen die existierenden Stills in keinster Weise verändert werden. Auch alle anderen Einrichtungsgegenstände werden, so wie die Gemäuer, ohne Veränderung übernommen. Die Destillerie wird ab November 2015 abgetragen und mit Lastwagen und dann per Schiff auf das neue Gelände westlich von Qingdao verbracht.
Sämtliche Fässer, die derzeit in Edradour lagern, gehören zur Kaufmasse dazu. Sie werden im Herbst mit einem Containerschiff noch vor der Destillerie die Reise nach China antreten. Der neue Besitzer erhofft sich durch die Seefahrt der Fässer eine wesentlich schnellere Reifung, wie sie aus alten Berichten der englischen Handelsmarine überliefert wird.
Signatory erhält den Zuschlag für den Reimport von 15% der Jahresproduktion nach Europa. Für den nicht näher ausgeführten Verkaufspreis will sich der unabhängige Abfüller in Destillerien in Frankreich, Deutschland und Skandinavien einkaufen.
Dies ist übrigens nicht das erste Objekt, das aus Europa nach China verbracht und dort neu aufgebaut wurde – oder nach Originalplänen nachgebaut. So wurde zum Beispiel das österreichische Städtchen Hallstatt komplett in China nachgebaut (siehe diesen Bericht im Spiegel). Dass man bei einer Destillerie die Originalteile aufkauft und verwendet (so wie das Stahlwerk aus Dortmund), ist natürlich sinnvoller als ein Nachbau. Nur so kann die Unverfälschtheit des Whiskys garantiert werden.
Gottseidank der 1.April 🙂
1 Sek. und 4 Min. ist mir des Herz in die Hose gerutscht.