Es hat etwas gedauert, bis der Süden Österreichs seine eigene Messe für Whisky und Rum erhalten hat, aber am 26. Oktober war es soweit: Die Whisky & Rum in Graz öffnete ihre Pforten. Der Vormittag stand ganz im Zeichen des Fachpublikums, ab 13 Uhr ging es dann auch für die Öffentlichkeit sowie die beiden Whiskyexperts-Redakteure Silvia Behrens und Bernhard Rems los.
Insgesamt 22 Aussteller hatten den Weg nach Graz gefunden – große Namen ebenso wie kleine Destillerien oder Institutionen. Für den Andrang war man unter den Ausstellen verhalten optimistisch – und tatsächlich begann es am Messegelände eher zögerlich. Die Messe war in einem Seitengebäude untergebracht, im ersten Stock. Wir fanden die Räumlichkeiten klug gewählt – die Kojen der Aussteller waren locker angeordnet, für Raucher gab es eine Terrasse, für Hungrige einen großzügigen Speiseraum, und auch für die Master Classes gab es sehr ansprechende Säle.
Spätestens nach einer guten Stunde aber war die Messe gut gefüllt. Man hatte noch Bewegungsfreiheit, aber man kam sich auch nicht mehr verloren vor. Und so schlenderte man von Stand zu Stand, hielt hier ein Schwätzchen, kostete dort eine Abfüllung – den ganzen restlichen Messetag kam keine Hektik auf, sondern nur Freude über das, was man sah und erlebte.
Das Angebot auf der Messe war durchaus interessant. Von den „Großen“ sah man zum Beispiel Stände von Diageo mit seiner Classic Malts Serie und Pernod Ricard, von den Unabhängigen hatten Gillespie & Partner (Càrn Mòr), Cadenhead oder Single Cask Collection den Weg in die steirische Landeshauptstadt gefunden.
Die Scotch Malt Whisky Society Austria war mit ihren Abfüllungen ebenso vertreten (besonders interessant: Ein junger Arran mit extrem viel Sherry) wie die Austrian Whisky Association, die die Destillerie Weutz vorstellte, oder the Islay Whisky Chapter Austria.
Top Spirit hatte eine ineressante Kollektion an irischen und amerikanischen Whiskeys zu verkosten, beim Potstill konnte man sich durch eine breite Interessante Auswahl verschiedenster Whiskys durchkosten. Highlight dort war sicher der Glenglassaugh 1973 in der Potstill Edition, ein wunderbarer sherrylastiger Speysider der Spitzenklasse.
Die Masterclasses der Messe waren allesamt gut besucht, ein Gutteil auch ausverkauft. Wir hatten uns für eine Masterclass von Cadenheads entschieden – und wurden nicht enttäuscht. Fünf Whiskys gab es zu erleben: ein dreiundzwanzigjähriger Glenglassaugh aus dem Bourbon-Fass, eher untypisch aber nicht uninteressant, ein Bruichladdich mit 20 Jahren, der weich und typisch untorfig war, dann ein 16jähriger Aberfeldy, der in einem Weinfass reifte. Als vierte Abfüllung reichte man einen Iren: der Cooley mit 21 Jahren war nicht der typisch weiche Ire, sondern ein heftig getorfter Whisky, der eher an Islay erinnerte. Eine Rarität, die die Teilnehmer begeisterte.
Zum Abschluss gab es eine 30jährigen Rum – ebenfalls interessant und sehr angenehm am Gaumen.
Neben den Ständen für Whisky und Rum gab es auch eine Zigarrenmanufaktur, die für die Besucher vor ihren Augen Zigarren rollte, die man danach in der Zacapa-Lounge genießen konnte. Auch ein musikalisches Rahmenprogramm gab es, Dudelsackspieler ebenso wie eine Band, die gegen Abend dann für Stimmung sorgte.
Ein Highlight der Messe war auch der Stand der Chicagoer Destillerie Koval. Sie wurde von Robert Birnecker, einem Österreicher, gegründet, der in den USA mit ihr mittlerweile zu den Stars unter den Brennern zählt und nun wieder mit seinem Whiskeys zurück nach Europa kommt, um hier den Markt zu erobern. Mehr darüber demnächst auf Whiskyexperts.
Einige geschmackliche Highlights von unserem Rundgang: Am Stand vom Steirerpub gab es bereits den (privat importierten) Octomore 6.1 zu verkosten – er hält, was die Vorjahresabfüllung versprochen hat und raucht bis zum Anschlag.
Bei Càrn Mòr gefiel der Glen Elgin mit seiner runden, floralen Note. Von den verkosteten Blends auf der Messe war unter anderem der Black Bottle erfreulich, weil wunderbar trinkbar. Cadenheads hatte einen 16jährigen Caperdonich am Stand – eine typische Abfüllung aus dieser Lost Distillerie, die beim Preis/Leistungsverhältnis punkten konnte. Bei Koval überzeugte der Bourbon und der ausgezeichnete Gin. Ein Elijah Craig mit 67.1% war das Highlight unter den Bourbons.
Insgesamt fanden wir die Whisky & Rum in Graz mehr als gelungen. Die Stimmung war freundlich und familiär, das Publikum interessiert und gut betreut, die Aussteller waren, so eine kurze subjektive Umfrage, sehr angetan von der neuen Messe. Bleibt zu hoffen, dass die Messe auch nächstes Jahr wieder stattfinden und dass der eingeschlagene Weg konsequent weiterverfolgt wird. Uns hats gefallen, wir kommen gerne wieder!
Sehr interessant das euch der SMWS Arran auch aufgefallen ist. Konnte irgendwie nicht ganz glauben dass er aus einem Refill Fass sein soll