Die Heaven Hill Distilleries in Bardstown, Kentucky, sind die größte Destilleriegruppe in Familienbesitz in den USA. Die Destillerie wurde in den 1930ern von der Shapira Familie gegründet. Der Master Destiller Parker Beam ist ein Großenkel von James Beam (4. Generation Jim Beam), der als „Distiller of the Year“ von Whiskey Advocate sowie vom Whisky Magazin ausgezeichnet wurde.
Die Heaven Hill Distilleries bieten eine Vielfalt an Produkten im Bereich American Whiskey – wie Evan Williams Black Label, Evan Williams 1783, Evan Williams Single Barrel, Elijah Craig 12 Y, Elijah Craig Barrel Proof und Rittenhouse Straight Rye Whisky – sowie Rum, Tequila, Vodka, Gin, Brandy, Cognac u.v.m. Das Unternehmen exportiert in 60 Länder weltweit.
Am 30. Juni 2014 kam Bernie Lubbers, seines Zeichens Brand Ambassador für Heaven Hill, zu einem Tasting nach Wien, in dessen Rahmen er sechs der Whiskeys aus der Produktpalette der Destillerie vorstellte. Geboren und aufgewachsen in Louisville, Kentucky, gewann Bernie durch seinen Familienhintergrund früh Einblicke in die Kunst des Bierbrauens. Nach einem Abschluss in Marketing an der Universität von Kentucky erfüllte er sich seinen Kindheitstraum und arbeitete einige Jahre als Stand-Up Comedian. Schon damals integrierte er das Thema Bourbon und sein Heimatland Kentucky als zentrale Themen in seine Shows.
Aufgrund seiner Leidenschaft für die Spirituosenindustrie, insbesondere für American Whiskeys, entwickelte er enge Beziehungen zu großen, in Kentucky ansässigen Destillerien. Heute reist er in seiner Funktion als Whiskey Brand Ambassador der Heaven Hill Distilleries um die Welt und gibt sein umfassendes Wissen an Barkeeper, Gastronomen und Whiskey-Liebhaber weiter. Sein schauspielerisches Talent stellt der Bourbon Experte immer noch beispielsweise bei der Live Music Show „Bourbon Thru Bluegrass“ unter Beweis. Begleitet von musikalischen Live Acts führt er als Initiator und Mitwirkender die Besucher durch ein Tasting von Whiskeys im Stil des 18. und 19. Jahrhunderts und heutiger Bourbons. Bernie Lubbers veröffentlichte 2011 das Buch „Bourbon Whiskey – Our Native Spirit“, in dem er sein facettenreiches Wissen und seine Erfahrungen zum Thema American Whiskeys mit dem Leser teilt.
Im Planters in der Wiener Innenstadt trafen wir Bernie vorab zu einem Video-Interview, das Sie hier finden. Danach führte er mit den sechs verkosteten Whiskeys durch die Geschichte des amerikanischen Bourbons – ein gut achzigminütiger Exkurs, den er, ganz nach seiner Begabung als Showman, unterhaltsam präsentierte. Einen kompletten Audiomitschnitt des Tastings veröffentlichen wir in den nächsten Tagen.
Im Zuge dieses hochinteressanten Tastings Amerikanischer Whiskeys mit Whiskey Professor Bernie Lubbers, durften die Gäste und genussinteressierten Bar- und Spirituosenfachkräfte zunächst drei Abfüllungen verkosten, die in Österreich nicht erhältlich sind, aber historische Meilensteine darstellen und gelebte Geschichte ins Glas tradieren. Unser Redakteur Reinhard Pohorec hat sie fachkundig verkostet:
Den Wurzeln des Bourbon Whiskeys, der einzigen Spirituose „native to the United States“ gerecht werdend, standen anfangs zwei Corn Whiskeys auf dem Speiseplan:
Typbox Series Corn, New Make Whiskey 125 Proof (80% Corn, je 10% Malted Barley, Rye)
Nase: Frisch fruchtig, saftig und duftig, helles Getreide, etwas säuerlich frische Aromatik, Mixed Pickles, getrocknete Paradeiser, Minze, dazu Popcorn, saftiger Maiskolben, intensiv, rote Würze, Beeren, Stachelbeere, ein Hauch Apfel
Gaumen: Frisch, straff, getreidig, füllige, sämige Textur, sehr fokussiert im Auftakt, kräftige Süße, etwas Obstbrand Erinnerung, grüne Oliven, Zimt, frisch geernteter Mais, Roggenwürze leicht im Hintergrund,
Finish: Recht kräftig langer Abgang, entwickelt nochmals einen Touch Süße, Butternoten, brotig-schalige Akzente im Finish
Alles in allem: Dieses Probesample wollen wir, da es nicht generell verfügbar ist, nicht vergleichend bewerten. Erfreulich ist es allemal.
Mit derselben mashbill wartet der zweite dram auf, diesmal jedoch mit einer vierjährigen Reifeperiode versehen. Es gibt ihn in Deutschland zu kaufen, jedoch nicht in Österreich.
Mellow Corn, 100 Proof, aged 4 years in used Barrels
Nase: Smooth, rotbeerig, sämig, vanillige Akzente, frisch, helles Karamell, etwas grasige Einsprängsel, lebendig, kraftvoll, Zuckerwatte, cremig, honeycomb, dann mehr Fruchtnoten, grüner Apfel, zart getreidig, Pfirsich, Kirsche, Kompott, dicht verwoben in seiner Charakteristik, akzentuiert und balanciert, fein gezeichnet, rund und weich, Marillenmarmelade
Gaumen: Geschmeidig auch am Gaumen, viel Honig, Butterbrot, Vanille, aber trocken und strukturiert, maistypisch, grünlich, im Abgang viel Banane, dezente Reife, Limette, etwas helle Mango, grüne Melone. Insgesamt sehr hell und straff, ein kräftiger Jungspund, aber von sehr feiner Statur und Eleganz
Finish: Der Abgang lange und gezeichnet von Fruchtschmelz, bleibt liegen mit Noten von Honig, etwas Melone und dann wieder diese Banane, verwoben mit Akzenten von Getreide, Maiskolben, etwas Roggenbrot und Brioche im Nachhall
Alles in allem: Es ist, wie wir nicht müde werden zu betonen, immer eine große Freude einen New Make einer Destillerie zu verkosten, diese klare, pure Ausprägung einer Brennerei, der Whiskey pur, in seiner natürlichsten, „nackten“ Form. Daneben selbiges Destillat nach einer entsprechenden Lagerzeit und quasi als fertiges, marktfähiges Produkt zu sehen, birgt interessante Schlüsse und aufschlussreiche Verkostungseindrücke.
Nicht nur merkt man, welche Parallelen sich trotz des Fasses noch klar herausstreichen lassen, sondern auch wie imposant das Holz generell wirkt. Für uns ein Sehr gut in der Gesamtbewerung.
Der dritte, noch nicht lokal beziehbare American Whiskey zieht historische Analogien zum Bottled in Bond Act, eine Pionierentwicklung, eine der frühesten Qualitätsgarantien, die bis heute stolz auf den Flaschen einiger US-Brands steht.
Evan Williams, Bottled in Bond, 4 years Old
Nase: Die Nase offenbart deutliche Dörrobstnoten, Zimt, spicy, Butterscotch, dunkler Karamell, wiederum etwas Minze und Koriandersamen, straff, würzige Kirschfrucht, Orangenzeste, etwas Grapefruit, dann Macis und Roggenbrot, holzig, rauchig, Weißeiche präsent aber nicht überbordend, kraftvolle Nase, sehr fein gezeichnet und duftig, eine wunderbare Harmonie aus Würze, Reife und frischer Jugendlichkeit, mit Zeit noch mehr Noten von Milchschokolade
Gaumen: Bananenchips, getrocknet, mit Zimtzucker bestreut, harmonisch, kraftvoll, sehr imposantes Opening, wieder vollreife Früchte, auch geröstete Nüsse, Orangencreme, Sahne, etwas laktile Einsprängsel, Kondensmilch, Muscovadozucker, crema catalana, trocken, gerbstoffig, Bitterschokolade und Kaffeebohne
Finish: Bleibt gut haften, mit Noten von Würze, Balsamico, roter Apfel, Apfelmus, und auch die Banane gibt noch einen Schlussauftritt, schwarzer Pfeffer, Schizandra Beeren, fleischig, Estragon und Kafirlimettenblätter, geröstete Kokosflocken
Alles in allem: Ein durchaus sehr guter, fast schon ausgezeichneter Whiskey.
Die restlichen drei im Tasting verkosteten und auch bei uns im Handel erhältlichen Whiskeys, werden von uns gesonderte Tasting Notes erhalten.
Bernie Lubbers hat, unserer Tradition entsprechend, wieder einige Flaschen handsigniert – schon bald werden wir sie verlosen. Freuen Sie sich auf ausgezeichnete amerikanischen Whiskeys mit Bernie’s Unterschrift!