Nicht weniger als eine Standort-Bestimmung des Bourbon kündigt Roland Graf in der Einleitung seines Artikels „Der Golden Boy aus Kentucky“ bei Mixology an. Und dieser Artikel biete dann noch viel mehr. Von der „Whiskey Rebellion“ 1794 über den berüchtigten „Whiskey Trust“, der Ende des 19. Jahrhunderts Produktionsmenge und Preise beim Kentucky Bourbon bestimmten – dieser Artikel geht ganz weit zurück in der Kulturgeschichte dieses us-amerkanischen Destillats. Wir lernen, warum sich die Koji-Kulturen beim US-Whiskey nicht durchsetzen konnten. Wir sind nach der Lektüre des Artikels William Howard Taft dankbar, dass dieser durch die gesetzliche Definition von „Straight Whiskey“ die Herstellung von alkoholischen whiskey-ähnlichen Getränken nach Rezepten wie dem folgenden untersagte:
Fünf Gallonen Neutralalkohol, in Wasser gelöster Honig, der Saft getrockneter Pfirsiche, dazu eine Unze Schwefelsäure und vier Tropfen Wintergreen-Oil (aus der Niederen Scheinbeere gewonnener Aromageber für Zahnpasten und Kaugummis). Sollte die Schwefelsäure fragwürdig erscheinen, kann auch normaler Essig zugesetzt werden.
Zum Schluss des langen und äußerst lesenswerten Artikels kommt Roland Graf natürlich auch auf die aktuelle Situation des Kentucky Bourbons zu sprechen. Denn dieser boomt in bisher nicht gekannten Ausmaßen. Anhand der Steigerungen in den letzten zehn Jahre (2009 – 2019) weist er dies deutlich auf:
Brennereien: 19 – 68: 258%
Landkreise mit Brennerei: 8 – 32: 300%
Neu befüllte Fässer: 0.794 Mio – 1.715 Mio.: 116%
Lagerbestände (in Fässern): 5.012 Mio. – 8.078 Mio.: 61%
Steuerwert der Lagerbestände: 839 Mio. $ – 3.008 Mrd. $: 237%
Arbeitsplätze 9.848 – 20.124: 104%
Durchschnittsgehalt pro Job: 77.007 $ – 94.899 $: 23%
Natürlich bleiben die Strafzölle, mit der Bourbon in der EU, China (jeweils 25 %) und der Türkei (70 %) belegt wird, nicht unerwähnt. Doch unabhängig davon erfreut der Bourbon sich in unseren Landen einer großen Beliebtheit. Dies liegt, so der Betreiber zweier Bars in Wien, auch daran:
„Bourbon (passt) gut in unsere schnelle Zeit. Verglichen mit schottischen Single Malts sei der Amerikaner nämlich leichter zu konsumieren. Dabei spiele nicht nur das wegfallende Brimborium rund um den Scotch eine Rolle. […]“