Seit 4. April ist der neue Octomore Single Monbazillac Cask, der exklusiv für Deutschland abgefüllt wurde, im Handel erhältlich. Vorgestellt wurde er ein paar Tage vorher in Hamburg von „Mr. Bruichladdich“ Ewald Stromer bei einer Veranstaltung im Whsikyplaza Hamburg. Aber nicht nur der neue Octomore (der laut Ewald Stromer „zu den besten Whiskies (zählt), die er bisher im Glas hatte“, sondern auch eine Reihe anderer Abfüllungen aus der berühmten Islay-Brennerei wurden verkostet.
Für uns war unser Gastautor Stefan Bügler bei der Veranstaltung – und hier ist sein ausführlicher Bericht in Wort und Bild:
Alle Fotos von Stefan Bügler
Gastartikel | Autor: Erhard Ruthner |
Octomore 11yo Single Cask für Deutschland – Oder: Endlich steht mein Name drauf!
Octomore X Whiskyplaza – Unter diesem Motto fanden zwei Schwergewichte der Whiskyszene in Hamburg zusammen. Die Whiskyplaza als eine mehrfach ausgezeichnete Bar und der Octomore als das total torfige ‘never ending project’ aus dem Hause Bruichladdich, in Deutschland vertreten durch Eggers & Franke in Bremen.
Das erste Octomore Single Cask für Deutschland als Brennereiabfüllung – weltweit gibt es derzeit nur noch ein anderes Einzelfass für Japan – war der Anlass für ein mehrstündiges Get together mit Gesprächen & Cocktails und einem Tasting, welches durch ein Menu – kreiert von Whiskyplaza- Küchenchef Sebastian Stobinski (aber, Ewald, es gab keine Suppe! ;-)) – perfekt abgerundet wurde.
Die Cocktails hatten es in sich. Geschüttelt und gerührt von Verena Barth und ihrem Team enthielten sie Botanist Gin, Bruichladdich oder Port Charlotte.
Der PC wurde dann auch zur Rauch- und Torfkalibrierung herangezogen und zwar in Gestalt des SYC: 01 2013, einem 10yo, der in Syrah Fässern nachgelagert wurde. Überraschend frisch und ausbalanciert machte er mir durchaus Spaß, obwohl ich nur selten ein Fan von Ex- Rotweinlagerungen bin. Heute dann schon.
So war der Port Charlotte ein sehr gut gewählter Vorbereiter für die Octomores, die ihre individuellen Akzente setzten, mit dem Single Cask als grandiosem Höhepunkt.
Aber zunächst ein Rückblende. Whisky-Ikone Jim McEwan war kurz nach der Übernahme von Bruichladdich im Gespräch mit seiner Mälzerei über ihr Produktportfolio. Dabei kam auch mit 80ppm getorftes Malz zur Sprache, das aber noch niemand ausprobieren wollte. ‘So verrückt war noch keiner’, hieß es. Jim sah die Chance für einen neuen ungewöhnlichen Whisky und orderte zur Überraschung der Mälzerei, die fünf Tage das Malz mit Torfrauch trocknet. Für McEwan wurde es ein ‘never ending project’, denn seit 2002 war keine Destillation wie die andere. Das liegt einerseits am Malz des Jahres und seinem Phenolgehalt, anderseits wird kontinuierlich versucht, die Qualität des Destillats zu verbessern. Die Octomore-Philosophie besagt: viele Aromen werden gleichberechtigt um extremen Rauch herum gebaut und jung soll er abgefüllt werden – eigentlich als 5yo. Damit die Aromatik immer im Vordergrund steht und damit der Rauch nicht alles platt macht, kommt zudem ein besonderes Fassmanagement zum Tragen: ist der Phenolgehalt hoch, müssen die Fässer umso kräftiger und frischer sein (z.B. 15.3 mit frischen Oloroso Fässern), ist er niedrig, können auch filigranere Fässer herangezogen werden (z.B. 15.2 mit Cognac Fässern). Da das Destillat auch die Fässer vor große Herausforderungen stellt, werden sie in der Regel nur einmal benutzt. Diese Vorgeschichte zeigt, dass die Octomore Produktion – etwa 8% der gesamten Destillation von Bruichladdich – nicht günstig ist.
Im ersten Octomore Tastingflight treffen sich der 15.1 und 15.2, die beide die gleiche Ausgangsbasis haben: Schottische Gerste getorft mit 108.2ppm und Ex-Bourbon Fässer. Der 15.1 als reine Ex-Bourbon Fasslagerung bringt vor allem verbrannte Erde, Kräuternoten sowie Malz- und Fruchtsüße. Der 15.2 wurde in Cognac Fässern nachgelagert und erhielt dadurch einen komplexeren Köper und Geschmack mit Ingwer, Würze, Dörrobst und Schokolade und war mein Favorit im Flight.
Als nächstes stehen sich zwei Islay Barleys gegenüber, die von der gleichnamigen Farm stammen, der Octomore Farm, deren Felder um Port Charlotte herum liegen. Besitzer ist der Farmer James Brown – der Godfather of Soil – der dem Octomore lokales Terroir verleiht, in den häufig nicht die gesamte Produktion der Farm, sondern der Ertrag aus Einzelfeldern einfließt. Ein Konzept nach dem Mark Reynier auch später in Waterford gearbeitet hat.
So, nun endlich zum Stoff: 13.3 (129.3 ppm, Ex-Bourbon, Spanischer Rotwein und Rivesaltes von Lorgba & Irene’s Field) trifft auf 15.3 (307.2ppm, First Fill Bourbon & Oloroso Fässer mit Gerste von McTaggart’s Field). Für beide wurde Concerto Gerste genutzt, aber eben mit fast diametral unterschiedlichem Phenolgehalt. Bei beiden Abfüllungen zähmen die Fässer gaumenscheinlich
den Torfrauch im Whisky. Vor allem beim 15.3 ist das echt notwendig. Wenn man im Grunde das Olorosofass nicht mehr erkennt, dann ist das Destillat ganz schön heavy.
Der 13.3 besticht durch eine frische maritime Note, Honig, malzige Süsse und auch wirklich Marzipan, Kirschen und rote Beeren, abgerundet von elegantem Rauch .
Und nun – bumm – der 15.3: viel viel schwerer, weniger Frucht, sehr karamellig mit Dörrobst und malziger Süsse. Es braucht deutlich länger die Aromen wahrzunehmen und zu differenzieren – durch den sehr starken Rauch. Trotzdem bleibt es ein Zusammenspiel von Aromatik und Rauch, letzterer wurde durch eine zweijährige Nachlagerung in frischen Oloroso Sherry Fässern abgedämpft. Für mich gewinnt der 13.3 – wer es heftiger mag, der wird zum 15.3 greifen.
Und jetzt? Na, das Allerbeste kommt natürlich zum Schluss. Nein, nicht das Dessert, das auch sehr gut war, sondern der Octomore 2012 11yo mit Vollreifung in einem Second Fill Monbazillac (weißer Französischer Süßwein) Fass, für das Gerste mit 128 ppm genutzt wurde. Nur wie kam es überhaupt zu diesem Einzelfass für Deutschland?
Ewald erzählt, dass schon einige Fässer in den Laddie Warehouses seinen Namen tragen. Es sind nur leider nicht seine, aber er konnte zumindest aus diesen probieren und er verewigte sich mit seinem Kugelschreiber, quasi ‘signed by Ewald’. Über die Jahre baggerte er immer wieder und versuchte ein Octomore Single Cask locker zu machen. Es klappte aber nie. Als er dann im Juli 2024 mit Adam Hannett in Port Charlotte im Lagerhaus war und sie eigentlich schon im Gehen waren, da fiel Ewald dieses Monbazillac Fass ins Auge und dann quasi in den Mund. Sehr freudig verkostet haben es beide, nur war es diesmal Adam, der den Kugelschreiber zückte und Ewalds Namen darauf schrieb. “Du hast gerade das Octomore Single Cask für Deutschland ausgesucht”, sagte Adam und es ist kaum auszumalen, was das Ewald nach jahrelanger Baggerei bedeutet hat. Ewald an diesem Abend mit der Flasche im Arm, da drängten sich auf jeden Fall ein paar Interpretationen auf.
So, wie schmeckt er denn nu? In der Nase erschliesst sich mit jedem Atemzug mehr eine wahnsinnige Tiefe und Fruchtigkeit. Relativ wenig Rauch verleiht Struktur ohne dominant zu sein mit erdigen und hellen und dunklen Nektarnoten. Er ist mundfüllend mit viel Power und Frucht. Die Nase wiederholt sich im Mund, wobei sich dort noch mehr Komplexität und Fülle ausbreiten.
Und hat das Single Cask nun Kult- oder Kültlepotential, um mit Christian Streich zu reden?
Für Ewald gehört dieser Octomore zu den besten Whiskies, die er bisher im Glas hatte – und er hat viele Fässer probiert. Sein Votum dürfte also ganz klar bei Kult liegen.
Nimmt man den Orpheus oder OBA als Vergleich, sind das sehr besondere Kultabfüllungen, aber auch das Monbazilliac Fass hat nach meinem Geschmack das Potential dazu. Warum? Aufgrund der Volllagerung in weißem Süßweinfass, durch das für einen Octomore sehr hohe Alter, das eine geniale Struktur durch Torf und Holz hervorbringt, wodurch die Fruchtigkeit und Süße nicht enden wollend mundfüllend transportiert werden. Zudem die ungewöhnliche Tiefe des 11yo und die wenigen Flaschen (294) aus einem Single Cask. Es wird sicher sehr viele Flaschenteilungen geben, d.h. er wird getrunken und nicht nur weggestellt. Dann wird auch über die Octomore philosophiert und diskutiert. So wird es also trotz der wenigen Flaschen doch eine größere Zahl an Whiskyfans geben, die die Kult-Geschichte dieses Whiskys wirklich schreiben werden. Dabei auf jeden Fall viel Spaß!
Seit ein paar Wochen gibt es auch ein Single Cask für Großbritannien …