Als Whiskyfreund tendiert man dazu, immer auf Neues neugierig zu sein. Und findet dabei immer wieder Mögenswertes. Mit der Zeit wird das Neue alt – aber was sich nicht ändert ist die Tatsache dass das, was neu gut ist, auch dann noch gut sein wird. In diesem Sinne finden sich unter unseren Tasting-Splittern von heute auch einige gute, nicht mehr ganz neue Abfüllungen – Whiskys, die man gerne wieder trinkt. Und wieder. Und wieder…
Bowmore 18yo „The Vinter’s Trilogy“ Manzanilla Cask, 52.5% Alk./Vol. (Sample: privat) – Lokomotivenrauch und fruchtige Töne mit etwas Vanille in der Nase. Am Gaumen ist er ebenso kräftig rauchig, mit etwas Pfeffer und bitterer Orangenmarmelade. Das changier ein wenig mit Zirtrusabrieb und Traubenkernen. Interessant! Im Abgang dann Rauch und Nelken, Orangenzesten und Leder in der Sonne. Zusammen kommt das alles mit schönem Druck, ohne dabei aufgesetzt zu wirken.
Recht direkt, dabei aber durchaus komplex. Sherry und Rauch hat meistens Specknoten, der hier ganz und gar nicht. Eigenständig.
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Springbank 10yo, OA, 46% Alk./Vol. (Sample: privat) – Eine sanft rauchige, etwas malzige Nase grüßt mit etwas Zündholzabrieb und danach fruchtige Noten und etwas Jod – da tut sich was. Am Gaumen kommt er sanft, Minze in Zuckerglasur, erdige Töne, gesalzene Vanille. Viele Nuancen für einen Zehnjährigen! Im Finish kommt der Rauch leicht nach vorne, dahinter erfreut ein zitroniger Grundton und ein würziger Nachklang.
Ach, die Freude der Klassiker! Was an ihm fasziniert ist, wie unkompliziert Vielschichtigkeit sein kann. Ein Kandidat für jenen Whisky, den man auf eine einsame Insel mitnimmt.
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Auchentoshan American Oak, Originalabfüllung, 40% Alk./Vol. (Sample: privat) – Der Name ist Programm, ein Whisky, der der Vanillesüße und Würzigkeit der amerikanischen Eiche frönt. Die beiden Komponenten sind schon in der Nase dominant , mit leichten floralen Anklängen. Am Gaumen wieder: Vanille, Toffee, etwas Gewürznelken und Apfel. Die Textur weich und eher wässrig. Im Finish dann entwickelt er Wärme und Prickeln. Darüber wieder Süße, leichtes Holz – eher kurz das Ganze.
Wer es leicht mag, wird von ihm nicht enttäuscht. In Cocktails und Longdrinks ein dezenter Partner. Passt.
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Tullamore DEW Phoenix, Originalabfüllung, 55% Alk./Vol. (Sample: privat) – In der Nase satt Vanille, etwas Fruchttöne, Nagellackentferner, , nasses Holz (klingt schlimmer als es ist). Am Gaumen dann fruchtig mit etwas Pfeffer, Vanillesüße und etwas alkoholisches Prickeln. Sehr dicht und wuchtig, dabei deutlich irisch. Rote Beeren, dann ein kräuteriger Eindruck. Im Abgang wärmend, etwas Eiche und viel Süße. Trocken, mittellang, mit etwas Fruchtkaugummi ganz am Ende.
Einer der Whiskys, bei dem das Ganze mehr als die Summe der Notes ist. Nicht elegant, etwas kantig, aber ziemlich mögbar.
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Die Bilder der Abfüllungen für den Artikel und dessen Titelbild haben wir mit freundlicher Genehmigung aus der Whiskydatenbank Whiskybase.com übernommen. Vielen Dank dafür!
Links zu allen bisher erschienenen Tasting-Splittern finden Sie im Verkostungsarchiv.
Mit „Tasting-Splitter“ wollen wir unsere Verkostungsnotizen mit einem neuen Format ergänzen. In lockerer Abfolge berichten wir von den letzten Whiskys, die wir hier in der Redaktion im Glas hatten. Das tun wir nicht mit ausführlichen Beschreibungen des Geschmacks im klassischen Sinn, sondern wollen es auf eine ungezwungene Art tun. Eher emotional als analytisch wollen wir einige Fragen beantworten: Welchen Eindruck hinterlässt der Whisky? Was fällt uns besonders auf? Wie haben wir ihn im Moment erlebt? Welchen Charakter zeigt er?
Auch bei „Tasting-Splitter“ gilt, so wie bei den (nach wie vor geplanten) Verkostungen einzelner Whiskys: Unser Geschmack ist so subjektiv wie der Ihre. Wir fällen daher keine Urteile, sondern geben unseren persönlichen Eindruck kund. In diesem Sinne: Viel Vergnügen damit!