Whisky wird seit jeher nicht nur getrunken, sondern auch gesammelt – sei es, um besondere Tropfen für später aufzuheben oder rein des Sammelns willen. Immer schon, und verstärkt in den letzten Jahren, war Whisky auch ein Gegenstand der Wertanlage – begünstigt durch den Umstand, dass ältere Jahrgänge immer rarer werden und sich der Markt für Whisky global ausweitet.
Märkte sind dynamisch und ändern sich. Gastautor Marco Jansen von der Whisky Investments GmbH wirft für uns vierteljährlich einen Blick auf den Sammlermarkt und berichtet dabei über relevante Ereignisse und Entwicklungen. Hier ist sein aktueller Beitrag:
Der Whisky-Sammlermarkt – Bericht über das Q2 2019
Auch das 2. Quartal des Jahres brachte keine Entscheidung über den weiteren Verbleib Großbritanniens in der EU. Vielmehr ist die Situation zerfahrener denn jedes Szenario erscheint im Moment denkbar. Doch auch ohne einen Brexit sieht sich der Whiskymarkt mit Strafzöllen konfrontiert, aktuell allerdings nicht mit der EU sondern im Handel mit den USA. Bis sich diese Effekte am Sammlermarkt niederschlagen werden dürfte einige Zeit ins Land gehen. Allerdings darf man im Moment nicht davon ausgehen, dass der Druck auf die Preise geringer werden dürfte.
Bevor wir zum Whiskysammlermarkt kommen, schauen wir noch einmal über den Tellerrand hinaus: Vor wenigen Tagen wurden durch ein durch einen Blitzeinschlag verursachtes Feuer bei Jim Beam in den USA 45.000 Bourbon-Fässer zerstört. Die Whiskymenge ist zwar „nur“ in etwa 1% des Lagerbestandes des US-Konzerns, stellt aber mal eben in etwa eine Jahresproduktion der größten schottischen Destillerie Glenfiddich dar. Viel tiefgreifender dürfte aber der Verlust der 45.000 Fässer wiegen, die in Zukunft nach dem der Bourbon abgefüllt wurde, nicht mehr am Markt für die allseits beliebten Bourbon-Single-Malt-Abfüllungen zur Verfügung stehen. Der hieraus resultierende Angebotsengpass und damit verbundene Preisanstieg könnte sich mit entsprechendem Nachlauf deutlich am Whiskymarkt wiederspiegeln.
Am Whiskysammlermarkt konsolidierten auch in den Monaten März bis Juni die Preise auf insgesamt hohen Niveaus, der Apex 1000 der schottischen Rare Whisky 101 Ltd. notierte nur leicht unter den Kursen vom Jahresanfang. Der schon im ersten Quartal stattfindende Favoritenwechsel setzte sich weiter fort. Während die Preise von Abfüllungen aus dem Hause Macallan nach dem Höhenflug des letzten Jahres eher weiter zurückgingen, setzte sich das Comeback der Single Malts aus dem Land der aufgehenden Sonne Japan weiter fort. Mit einem Plus von fast 14% seit Jahresanfang führt der Japanese Icon 100 Index die Rennerlisten an.
Durchaus anders stellte sich die Situation bei neuen Releases dar. Die stetig weiter wachsende Nachfrage nutzen Destillerien und Konzerne um teils deutliche Preissteigerungen an den Märkten – fast durchgängig mit Erfolg – durchzusetzen. Dies wiederum führt dazu, dass sich wohl in baldiger Zukunft das Preis/Leistungverhältnis von neuen Abfüllungen zu Sammlerflaschen wieder deutlich mehr in Richtung Sekundärmarkt verschieben wird und Malts älterer Jahrgange wieder günstig erscheinen lässt was mittel- bis langfristig für einen weiteren Preisanstieg an den Whiskysammlermärkten spricht.
Autor Marco Jansen, Gesellschafter der Whisky Investments GmbH, arbeitet seit 16 Jahren in der Finanzbranche und sein Betätigungsfeld 1 – neben der Betreuung von vermögenden Privatkunden – sind die internationalen Kapitalmärkte. Vor etwa 10 Jahren entdeckte er bei einer Reise nach Schottland seine Leidenschaft für Single Malt Whisky. Seitdem verfolgt er mit Interesse die Whiskymärkte und eine kleine Sammlung erlesener Tropfen füllt die speziell dafür eingerichtete Vitrine in seiner Heimat am Niederrhein.
Unser Titelbild zeigt die Catedral do Whisky – eine der größten Whiskysammlungen der Welt