Sonntag, 22. Dezember 2024, 17:17:05

Whisky des Monats Februar 2022: Ledaig 10 yo

Uns steht der Sinn nach einem rauchigen Single Malt, und wir werden auf der Isle of Mull fündig

Auch in diesem Monat wiederholen wir fast gebetsmühlenartig die Kriterien, die unser Whisky des Monats erfüllen muss. Neben einer uns überzeugenden Qualität sind uns zwei weitere Eigenschaften wichtig. Zum einen achten wir auch auf den Preis, und zum anderen muss diese Abfüllung auch verfügbar sein. Verfügbar heißt ganz konkret: Einzelfass-Abfüllungen und andere stark limitierte Bottlings können wir in diesem Rahmen nicht empfehlen. In diesem Monat haben wir mal wieder Lust auf einen rauchigen Single Malt, und so empfehlen wir den Ledaig 10 yo.

Mehr Torf, viel Rauch, bitte!

Uns steht mal wieder der Sinn nach einem rauchigen Single Malt. Normalerweise begeben wir uns in so einer Gemütslage nach Islay. Diese Insel der inneren Hebriden ist quasi das Synonym für rauchige Whiskys. Die hier ansässigen Destillerien verwenden Gerste, die unter Verwendung von Torf gemälzt wurde und so ein rauchigen Aroma aufweist – mal mehr, mal weniger.

Ledaig, der rauchige Single Malt der Tobermory Distillery

Doch nicht nur Islay-Brennereien verwenden rauchiges Gerstenmalz. Was früher üblich war, findet in einigen wenigen Destillerien weiterhin Anwendung – auch hier: mal mehr, mal weniger. Die Tobermory Distillery auf der Isle of Mull stellt sowohl rauchfreien als auch rauchigen Whisky her. Für den Single Malt, der unter dem Destillerie-Namen veröffentlicht wird, wird kein Torf verwendet (Der Tobermory 12 yo wurde unser Whisky des Monats im Oktober 2020, hier können Sie auch mehr über die Geschichte der Brennerei lesen). Torf wird dann beim Ledaig (so hieß die Brennerei früher einmal) eingesetzt, und zwar deutlich. Sechs Monate im Jahr produziert die Brennerei schwer getorften Single Malt. Nach eigenen Angaben weist das Malz einen Phenol-Gehalt von 30 – 40ppm auf. Zum Vergleich: Bei Ardbeg sollen es 55 ppm sein, bei Laphroaig 40 und bei Caol Ila 30-35. Da erwarten wir also bei Ledaig eine sehr deutliche Rauch-Note.

Ohne Verspieltheit und geradeaus

Und diese Rauchigkeit springt uns auch beim Ledaig 10 yo in der Nase entgegen. Sie ist etwas dreckig und schmutzig, mehr Teer als Schinken, mehr medizinisch denn Lagerfeuer. Dazu Salznoten, die den Charakter eines Insel-Whiskys unterstreichen, eine ganz leichte Süße und Noten von herben Kräutern. Am Gaumen sehr straight und geradeaus. Keine Verspieltheit, sondern klar und deutlich. Rauch, eingebunden in einen würzigen Auftritt, der mit der Zeit auch eine ganz zarte Karamell-Aroma andeutet. Insgesamt recht trocken, verabschiedet sich der Ledaig 10 yo auch so im Finish, wobei der Rauch sich noch einmal deutlicher in den Vordergrund drängt.

Bild mit freundlicher Genehmigung von whiskybase.com

Mehr Qualität als früher

Der Ledaig 10 yo ist mit 46,3 % Vol. abgefüllt und ist nicht kühlfiltriert. Der Eigentümer, die Burn Stewart Distillers Ltd, setzten auch beim Ledaig (‚Letch-ick‘ ausgesprochen) ihren Weg fort. Die Single Malts in der Core Range seiner Brennereien Tobermory, Bunnahabain und Deanston machen immer auch diese zwei Eigenschaften aus. Damit bedient Burn Stewart die Wünsche und Anforderungen mancher Malt-Enthusiasten. Bei manchen entfacht dies alleine bereits große Jubel-Stürme. Bei uns entsteht deshalb solch eine überbordende Euphorie nicht automatisch.

Uns beeindruckt mehr die verbesserte Qualität des Ledaig 10 yo. Vor einigen Jahren noch zeigten, fast schon ausschließlich, die unabhängigen Abfüller, welch guter Whisky aus dem getorften Destillat der Destillerie entstehen kann. Nach den richtigen Drehungen an den Qualitäts-Schrauben ist der Ledaig 10 yo nun auch selbst eine deutliche Empfehlung wert. Preislich bewegen wir uns im hier üblichen Rahmen. Für um die 40 € ist der Ledaig 10 yo im Handel zu finden. In diesem Sinne: slàinte mhath! Und bleiben Sie neugierig.

Tobermory. Bild © Jochen Wied, Joe’s Tastings

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