Die Braeval-Destillerie in der Speyside hieß früher Braes of Glenlivet, änderte aber wegen der Verwechslungsgefahr mit der Destillerie Glenlivet den Namen. Sie ist eine der jüngsten Destillerien Schottlands (gebaut 1973/1974) – zwischen 2002 und 2008 stellte sie die Produktion ein.
Aus ihr stammen eine große Anzahl von unabhängigen Abfüllungen, aber keine offiziellen. Das meiste aus ihr geht in Blends wie Chivas Regal. Schade eigentlich, denn aus Braeval stammen einige wirklich bemerkenswert gute Abfüllungen, so zum Beispiel von Cadenheads oder Càrn Mòr.
Heute verkostet unser Redakteur Bernhard Rems eine 18jährige Abfüllung aus dem Hause A.D. Rattray, ein Braes of Glenlivet aus dem Jahr 1994. Er stammt aus dem Fass #159180 (ein Bourbon-Barrel) und wurde ungefiltert und ungefärbt in Fassstärke am 21. Januar 2013 abgefüllt. 218 Flaschen davon gibt es, beim Erscheinen vor eine Jahr wurden sie um ca. 70 Euro pro Flasche verkauft.
Nase: Blumig, fruchtig und leicht, mit einem leichten Cremeton und einer Weißwein-Charakteristik im Anschnuppern. Man findet die Süße von gekochten Äpfeln und Birnen darin, etwas Orange, Rharbarber und Granny Smith. Insgesamt ein freundlicher, leichter Eindruck.
Gaumen: Zunächst etwas dünn, mit einer leichten Kleber-Note. Das verfliegt sehr rasch, und man schmeckt etwas Marzipan, etwas Vanille, dann wiederum diese Weißwein-Noten und eine gewisse Pfeffrigkeit. Dann ist da eine Spur Bitterkeit von Chinarinde, ein leichter Lederton, aber davor immer Süße und das Marzipan. Je länger man sich mit ihm beschäftigt, desto dominanter wird das Süße in ihm, auch eine gewisse fruchtige Säuerlichkeit ist zu schmecken. Weingarten-Pfirsich?
Finish: Mittellang, etwas alkoholisch, süß mit einem leicht bitteren Ende.
Alles in allem: Ein zweifellos interessanter Whisky, mit einem über die Zeit changierenden Geschmacksprofil – aber nicht mit sehr viel Tiefgang. Er gewinnt, je länger er im Glas ist. Von uns ein: Gut.