Die Chieftain’s Abfüllungen von Ian MacLeod zeichnen sich größtenteils durch Konsistenz und sehr hohe Qualität aus. Mehrfach prämiert offeriert der unabhängige Abfüller hier seltene Whiskys, teils ungewöhnliche Fasstypen und bereits geschlossene Destillerien. So eben auch im Falle des Caperdonich mit achtzehn Jahren Reife auf dem Buckel. Der seltsam anmutende und wenig kreative Destilleriename „Glen Grant II“ rührte von den Gründern J. J. Grant, die, unschwer zu erraten, auch die originale Glen Grant Brennerei aufs Tapet gebracht hatten. Als nach langer Ruhephase in den 1960ern wieder new make aus den Kupferkesseln rann, änderten die neuen Besitzer auch den Namen auf Caperdonich – ein neues Gesetz verbot dieselbe, zeitgleiche Bezeichnung zweier aktiver Destillerien. Pernod Ricard schlug dann 2001 bei einem Kaufoffert zu, nur um die Destillerie knapp ein Jahr später wieder still zu legen. Ein Schluck Geschichte…
Nase: Cremig, buttrig, Vanille Custard, dunkle Würze von Karamell und Zimtzucker, roter Apfel mit leicht steiniger dunkler Note, etwas „flinty“ zu Beginn, Kaffeebohnen, röstig, Schiefergestein, kräftig, duftig, mit schöner Komplexität, Mandarine, Chilischoten, geröstete Paprika
Gaumen: wiederum roter Apfel, dann sofort eine dicht gewobene, volle Würze, viel Holz, viel Druck, deutlicher Gerbstoff, Butter… Toffee, starker Eindruck Kaffee und Bitterkakao, die leichte Bitternote verweilt auch im Mundraum, dunkel, erdig, Rosinen, getrocknete Zwetschgen, etwas Minze, Bittermandel, dicht, ölig, fest und zupackend
Finish: Langer Abgang, mit Noten von Brioche, Vanille, trockenblättrig, viel dunklem Sherry Charakter, wieder ledrige Rosinen, sehr druckvoll aber im Abgang fehlt ein wenig an letzter Konsequenz, Komplexität
Alles in allem: ein fesselnder Whisky, Marke Sherrybombe, ein Schluck Geschichte, der sich ob seiner Opulenz doch trinkfreudig und im Alkohol äußerst harmonisch zeigt. Einmal mehr eine Ian MacLeod Abfüllung, die alles andere als eine Enttäuschung birgt.
Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec