Glenglassaugh 50yo
Cask 128
Pedro Ximenez Cask
40,1% vol
Sample: Kammer-Kirsch
Verkoster: Bernhard Rems
Alte Whiskys üben unter Whiskyfreunden einen besonderen Reiz aus. Dabei – und das muss man immer wieder sagen: Alter allein ist kein Garant für Qualität. Manchmal hat das Fass das Regiment in einer Weise übernommen, die dem Whisky keinesfalls zum Vorteil gereicht.
Andererseits: Wenn ein alter Whisky eine gute Symbiose mit dem Fass eingegangen ist, dann ist es schwer, den Genuss, der daraus resultiert, zu toppen. Gerade Glenglassaugh hat das immer wieder mit Abfüllungen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren bewiesen – für den Verkoster zählen diese Whiskys zu den besten, die er bislang getrunken hat. Groß war also die Freude, als vor einiger Zeit ein Sample des Glenglaussaugh 50yo in der Post war. Und schwierig war die Zeit bis vor einigen Tagen, in der eine Verkostung wegen einer hartnäckigen Gaumenverletzung dem Whisky nicht gerecht hätte werden können. Diese Wartezeit war aber nun vorbei.
Vielleicht eines noch, bevor wir zu den Tasting Notes kommen: Der Whisky ist mit 40,1% in die Flasche gekommen (die einen Verkaufspreis von über 6.000 Euro hat) – da keimt in misstrauischen Geistern leicht der Verdacht einer Notabfüllung auf, die gemacht wurde, um den Inhalt des Fasses noch als Whisky verkaufen zu können. Aber eines darf man hier schon vorausschicken: Dieser Glenglassaugh 50yo ist das ganz bestimmt nicht. Nicht im Geringsten.
Tasting Notes zum Glenglassaugh 50yo
Nase: Der Whisky mit einer Farbe, die zwischen Kupfer und Gold liegt, bietet eine dichte Nase voller Gartenfrüchte, saftiger Rosinen, dazu etwas tropische Früchte und eine Melange warmer Gewürze wie Kurkuma, Zimt und einen Hauch Menthol. Dazu findet man Milchschokolade, einen zarten Unterton warmen, weichen Leders und etwas Aprikose. Das Ganze vermengt sich zu einem weichen, schmeichelnden Eindruck, der ausgewogen und gleichzeitig voller einzelner Eindrücke ist.
Gaumen: Hier treffen sich zunächst weiche Süße einer Fruchtschokolade, dann die Eiche mit einem Korb von Früchten, perfekt ausbalanciert und harmonisch, wiederum samtig weich im Antritt, dazu ein paar Kaffeenoten, Karamell, kandierte Orangenzesten, Tropenfrüchte wie getrocknete Mangos sind zu finden, dazu Datteln, Rosinen, Sandelholz und ein Hauch Zimtrinde. Süßer Nougat ist dezent zu finden, und immer wieder neue Eindrücke wie eingelegte Kirschen, dann etwas schottischer Weihnachtskuchen und nussige Komponenten. Faszinierend, wie gleichwertig diese Eindrücke nebeneinander stehen oder hintereinander folgen – ein Vergnügen, das, wie auch hier, in der Regel altem Whisky höchster Qualität vorbehalten ist.
Finish: Auch hier drängt sich die Eiche nicht in den Vordergrund – und dazu hätte sie Ewigkeiten Zeit, denn der Abgang ist lang und intensiv. Es ist alles da, was man am Gaumen entdecken konnte, die Früchte, die Nüsse, die Rosinen – im Ende sind da die Gewürze und das Holz, aber die decken nichts zu und wirken auch in keiner Weise adstringierend. Wunderbar!
Alles in allem: Ein wirklich bemerkenswerter Glenglassaugh, ein Prunkstück aus dem Warehouse – das Holz ist hier Diener des Geschmacks, nicht Dominator. Vor 50 Jahren hatten auch die PX-Fässer generell eine andere Qualität als die, die heute mit Sherry präpariert werden – und das merkt man in jeder Stufe des Genießens, ebenso wie die Sorgfalt, mit der dieses Fass kuratiert worden sein muss. Ein herausragender Whisky!