Montag, 23. Dezember 2024, 12:49:55

Wir verkosten: Mortlach 1954, 58yo, 43%, Gordon & MacPhail

Als Elisabeth II. erst zwei Jahre Königin war, wurde dieser Whisky destilliert...

Mortlach 1954/2012, 58yo, 43%, G&M Rare Vintage

ohne Farbstoff, ohne Kältefiltrierung
Sample: Gordon & MacPhail
Verkoster: Silvia Behrens und Bernhard Rems

mortlach-1954

Die Rare Vintage-Serie von Gordon & MacPhail deckt mit ihren Abfüllungen alle möglichen Jahrgänge schottischer Whiskys ab und ist eine der wenigen Quellen, von der man noch Bottlings alter Jahrgänge in erstaunlicher Bandbreite bekommen kann – und das in Relation relativ erschwinglich. Das verdanken wir dem schier unerschöpflichen Lager des unabhängigen Abfüllers, in dem wahre Schätze ruhen – auch solche nebenbei, von denen man nicht annehmen würde, dass sie nochmals auf den Markt kommen werden. Da dürfen wir uns also auf Seltenes freuen.

Bei so alten Abfüllungen wie dem uns von Gordon & MacPhail zugesendeten Mortlach 1954 (unser Titelbild zeigt die Version 2008, Bild: Gordon & MacPhail) stellt sich die Frage, ob er nicht schon zu alt ist, also schwach geworden oder überholzt. Dass es sein kann, erlebt man immer wieder. Andererseits: der Mortlach 75yo vom gleichen Abfüller, den wir, wenn auch nur in homöopathischen Dosen, ebenfalls schon verkosten konnten, war lebendig und in keinster Weise schwächelnd. Wie würde nun der Mortlach 58yo bestehen können? Hier unsere Verkostungsnotizen:

Nase: Nougat und dunkle Früchte, Vanillezucker, alte Bücher und Leder, sonnenbeschienenes Möbelholz, Pflaumenkompott und dann ein Hauch Brunnenkresse, der Frische bringt. Mit der Zeit immer wieder changierend, erst Kiwi/Sternfrucht im Rumtopf, dann fast wie ein Tawny Port, später Malz- und Getreidenoten, Honigkuchen und Gewürznelken.

Gaumen: Beginnt trocken, weich und verhalten, öffnet sich dann mit der Süße überreifer Sauerkirschen, frische Noten von Zitronenzesten, übergehend zu Gewürznelken, dann dunkle Frucht, die sich aber im Hintergrund hält, Leder, schwerer und dichter werdend. Holznoten.

Finish: Sehr lang. Tabak, Kräuter, Lakritze und etwas Pfeffer, angenehm dunkle Holztöne, zum Ende hin trocken werdend.

Alles in allem: Dieser Mortlach 1954/2012 ist erstaunlich lebendig, obschon er die Reife, die er besitzt, deutlich zeigt. Die hohen Erwartungen, die man in eine Abfüllung dieser Destillerie mit diesem Alter steckt, kann er absolut erfüllen. Das ist keine „Geburtstagsabfüllung“ für die Vitrine, sondern ein Whisky zum Trinken, Entdecken und Genießen. Nicht in allen Phasen einfach, aber immer einfach schön. Spitzenklasse!

Seit Beginn des Jahres verzichten wir in unseren Tasting Notes auf numerische Bewertungen und geben unseren Eindruck nur mehr über die Beschreibung wieder. Wir tragen damit unserem Gefühl Rechnung, dass man mit einem starren Punkteschema Vergleiche forciert, die den Whiskys nicht gerecht werden. PS: Wir haben Geschmack. Unseren. Nicht Ihren. Unsere Verkostungsnotizen sind also kein richterliches Urteil, sondern unser persönlicher Eindruck.

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