Gestern haben wir Ihnen die offiziellen Infos dazu gebracht, heute geht es um unsere eigenen Eindrücke: Unser freier Mitarbeiter Stefan Bügler hat sich für uns den Deutschlandstart der neuen Glenfiddich Time RE: IMAGINED Collection in Berlin angesehen – drei Ausnahmewhiskys im Alter von 30 bis 50 Jahren. Hier sein Bericht und seine Bilder von dort (alle Bilder Copyright Stefan Bügler):
50 Shades of Time: die Vorstellung der neuen Glenfiddich Time RE: IMAGINED Collection
Zugegeben, der Claim der Headline mag vielleicht hoch gegriffen erscheinen, doch die von Glenfiddich präsentierte Abendveranstaltung in Berlin füllte sie mit Inhalt und vollem Leben.
Es ist der letzte Donnerstag der Sommerzeit und so ist die Location, die sich in einem Telekommunikationsbunker aus dem zweiten Weltkrieg befindet, noch in der späten Abenddämmerung am Landwehrkanal sichtbar. Am Eingang setzt eine Lichtspirale unweigerlich Erinnerungen an die TV Serie Time Tunnel aus den 60er Jahren frei. Wie die damaligen Protagonisten schreiten die 50 Gäste durch die Spirale in eine neue Welt aus Raum und Zeit.
Hier präsentiert sich die Feuerle Collection – eine von zwei Privatsammlungen, die in Berlin in ehemaligen Bunkern der Öffentlichkeit zugänglich sind. Diese Welt ist so reduziert, so minimalistisch, dass hier die Zeit langsamer und gleichzeitig bewusster zu vergehen scheint. Die Handschrift von Architekt John Pawson – bekannt für seinen Minimalismus – ist sofort fühlbar, der Verstand kommt mit dem Auge allerdings erst mit Zeitverzögerung hinterher.
Das stark abgedunkelte Licht verstärkt diese Eindrücke. So werden die Gäste schon beim Aperitif in den Bann des Ortes und des Abends gezogen. Die kurzen Willkommensreden von Gastgeber Désiré Feuerle und Glenfiddich Brand Ambassador Markus Heinze im Scheinwerferlicht sind eine fokussierte Einstimmung auf den Abend.
Die Führung durch die Ausstellung findet sonst nur in Gruppen von 14 Gästen statt. Dies ist heute Abend nur beim Einlass in den Sound Room möglich. In kompletter Dunkelheit werden die Sinne durch verschiedene Klangfolgen entschleunigt und geöffnet. Der Raum fungiert als Tor zu einer Sammlung von Ausstellungstücken aus Südostasien, die über einen Zeitraum von 200 v. Chr. bis ins 18. Jahrhundert reicht.
Skulpturen und Möbelstücke werden zeitgenössischen Fotografien gegenübergestellt, die über 2000 Jahre Kultur miteinander verbinden.
Aber auch die Zeit für den persönlichen Moment im Besonderen und die Vergänglichkeit im Allgemeinen wird durch den Lake Room geschaffen, dessen gefluteter Boden an diesem Ort seinen ganz eigenen Zauber, seine eigene Zeitrechnung kreiert.
Schließlich beendet eine Tasse Tee diese sinnliche Zeitreise im Hier und Jetzt.
Nun ist es Zeit, den Genuss für Nase und Gaumen einzubinden, jedoch ohne die anderen Sinne zu vernachlässigen. Im Halbdunkel bei Kerzenlicht startet die audio-visuelle Installation des weltweit geschätzten Contemporary Artist Ryoichi Kurokawa. Sie ist Taktgeber in drei Akten für die nächsten zwei Stunden in denen drei Whiskies und ein Drei-Gänge-Menu serviert werden.
Verschiedene Gruppen von jeweils drei unterschiedlich installierten Bildschirmen umrahmen die Speisetafel und zeigen eine phantastische sich ständig verändernde Welt, die – pointiert von sphärischen Klängen – das jeweilige Geschmackserlebnis der Whiskies des heutigen Abends visualisiert.
1. Akt: Die angehaltene Zeit
Glenfiddich aged 30 years represents Suspended Time:
Mit diesem Whisky befinden wir uns in der Berliner Zeitrechnung nun etwa zwei Jahre nach dem Mauerfall, denn der Glenfiddich aged 30 years aus der neuen Time RE: IMAGINED Collection wird serviert. Er repräsentiert die angehaltene Zeit, aufgrund der Entscheidung des Glenfiddich Malt Master’s die Reifung zu stoppen und den Whisky abzufüllen. Dieser präsentiert sich fein, elegant und floral, wie die Momentaufnahme einer blühenden Wildblumenwiese im Mai.
Weisse Früchte wie Apfel und Birne, eine angenehme frische Zitrusnote und die feine Süße eines Frühlingshonigs verleihen dem Whisky tiefe Komplexität mit einem runden langen Abgang – ein authentisches Abbild des Fassprofils mit 70% amerikanischer und 30% spanischer Eiche. In der Installation greift Ryoichi Kurokawa vor allem das Florale sowie das Ende der Fassreifung auf und übersetzt den Geschmack in einzigartige, allgemein nachfühlbare Bilder vor allem von sich verändernden Blütenblättern.
Zudem bietet das Packaging des Glenfiddich aged 30 years mit der schwebenden Flasche einen symbolischen Blick in das reifende Fass. Kulinarisch abgerundet wurde dieses Erlebnis mit einer Komposition von Karotte und schwarzen Trüffeln.
2. Akt: Die kumulierte Zeit
Glenfiddich aged 40 years represents Cumulative Time:
Auch dieser Whisky liefert eine jahreszeitliche Assoziation: spontan erinnert er an einen schwülen Sommertag kurz vor einem Gewitter. Zentral ist eine vielschichtige Süße, die von kräftigem Sommerhonig und ebensolchem Körper geprägt ist. Der Fassanteil spanischer Eiche liegt in diesem Vatting höher als beim 30-jährigen zuvor. Der Ursprung des Whiskies geht laut Glenfiddich Brand Ambassador Markus Heinze in eine Zeit zurück, in der die Weimarer Republik gerade ihre Währungsreform hinter sich hatte, ein Jahr später sollte Elizabeth geboren werden, die sieben Jahrzehnte als Queen Elizabeth II. die britische Monarchie repräsentierte. So wie sich historische Ereignisse seitdem kumulieren ließen, so entstand dieser Whisky Schicht für Schicht: er ist ein Vatting verschiedener Jahrgänge – die bis in das Jahr 1925 zurückgehen – und das erstmals 2001 in einem 40-jährigen Glenfiddich verwendet wurde. Es bildet seitdem die Basis für alle Editionen, die nachfolgten. Denn in Anlehnung an das spanische Solera-System wurde immer einem zurückgehaltenen Anteil der vorherigen Abfüllung die Qualität neuer 40-jähriger Zeitzeugen hinzugefügt.
Diese Vielschichtigkeit arbeitet Ryoichi Kurokawa in seiner Installation zum Glenfiddich aged 40 years heraus. Eine sich ständig verändernde Welt, die an Jahresringe und die Formen der schottischen Landschaft erinnert. Auch kulinarisch standen vielschichtige Aromen im Vordergrund: Dryaged Scotch Prime Beef mit Selleriepüree und Backpflaumen an einer Portwein-Beef Jus mit einem geschichteten Salat von Sellerie, Apfel und Trüffel.
3. Akt: Die simultane Zeit
Glenfiddich aged 50 years represents Simultaneous Time:
Der Glenfiddich aged 50 years repräsentiert die simultane Zeit. Alle Ereignisse und Menschen, die Einfluss auf diesen Whisky hatten, werden mit einem Schluck wahrgenommen. Der erste Schluck aus dem speziell gebrandeten Glencairn Glas erzeugt eine Geschmacksexplosion von Umami, flankiert von Honigsüße, vielschichtigen fruchtigen, floralen Noten und dem eleganten alten Holz amerikanischer Eiche. Der Geschmack erinnert an einen sonnigen Tag mit von rot bis gold gefärbten Laub während des Indian Summer in New England. Wie durch ein immer währendes Echo bleibt der Geschmack im Mund einfach ewig stehen.
Die Komposition des Glenfiddich aged 50 years geht auf drei Fässer zurück, von denen eines 1966 und die anderen beiden 1968 destilliert wurden. Ryoichi Kurokawa ließ sich für seine Installation vor allem von der Farbe des Whiskys, der Rolle der gemälzten Gerste und dem Geschmacksaugenblick inspirieren, der 50 Jahre in einem einzigen Schluck zusammenfasst. Eine „Orange Tarte Bomb“ replizierte die Geschmacksexplosion des Whiskys vor allem durch den Eindruck von Frucht, Vanillehonig, Shortbread und dunkler Schokolade.
Mit diesem kulinarischen Abschluss endete auch die Installation von Ryoichi Kurokawa und damit ein höchst ungewöhnliches Tasting, das die Geschichte der präsentierten Whiskyschätze sinnlich, faszinierend und auf den Punkt erzählte, ohne ein einziges gesprochenes Wort.
Getreu des Mottos der Minimalistik und der Konzentration auf das Wesentliche sprach Glenfiddich Brand Ambassador Markus Heinze dankende Worte, gerichtet an den Gastgeber Désiré Feuerle, den Künstler Ryoichi Kurokawa sowie an das hervorragende Catering und leitete die letzten Stunden des Abends ein.
Diese gestaltete DJ Anna Kuen mit verklingender Zeit, die Milkpunch Boys Tarek und Andreas mit gemixter Zeit an ihrem Bartresen und schließlich wurde die Zeit eingefroren von Simon Lohmeyer.
Der angesagte Fotograf brachte die Gäste vor der Kamera mit seinem außerordentlich tiefen Gespür für Menschen zunächst in Fluss, um diesen Augenblick schließlich zu konservieren. Dies über seine Schulter wahrzunehmen und auch festzuhalten, war inspirierend. An diesem Abend um Mitternacht hält hier die Zeit – in all ihren Schattierungen – einfach an.
Time RE: IMAGINED.
Q.E.D.