Andrea Caminneci, Besitzer von Caminneci Wine & Spirit Partner und profiliertes Mitglied der deutschen Whiskyszene, wird sein Unternehmen mit 30. September liquidieren. Die drei Angestellten sind mit gleichem Datum zur Kündigung angemeldet. Zu diesem Schritt veröffentlichte Caminneci einen offenen Brief, in dem er die Gründe seines Rückzugs darlegte. Wir bringen ihn hier mit seiner Erlaubnis:
„Liebe Whiskyfreunde,
jetzt haben sie aber schon lange nichts mehr von mir gehört, dafür kriegen Sie jetzt aber auch richtig was zu hören…
Fangen wir mit dem positiven an, ich hatte drei wundervolle Urlaubswochen in der Toscana, die waren ein Traum und haben mir in vieler Hinsicht sehr gut getan, Insofern geht es mir eigentlich recht gut, auch wenn im Moment große Veränderungen anstehen!
Ich bin bereits seit längerem nicht mehr wirklich glücklich damit, wie die Arbeit in meiner Firma aussieht…. Für eine Stunde der Tätigkeiten, die mir Spaß machen, die ich als Selbstständiger machen wollte, sprich Whisky suchen, verkaufen, bewerben, Tastings halten, Kundengespräche führen, auf Messen stehen, in Schottland oder sonstwo Destillen besuchen, muß ich mittlerweile mindestens 1,5 – 2 Stunden Administration machen. Täglich kommen noch neue Auflagen vom Zoll, vom Finanzamt, vom Gesundheitsamt, von was weiß ich wem dazu. Wenn denn der Brexit kommen wird, wird das sicherlich nicht besser. An jeder Ecke kommen neue Vorschriften, Einschränkungen und Stolpersteine, die mehr und mehr an die nervliche Substanz gehen. Wenn ich dann am Jahresende sehe, das meine drei Mitarbeiter mit zusammen 70 Wochenstunden mehr Geld bekommen als ich selber, der ich locker 80-100 Stunden im Jahresschnitt pro Woche investiere und das ohne Risiko und ohne Wenn und Aber… Dann frage ich mich immer mehr, „WARUM?“
Ich bin da wie gesagt seit einiger Zeit entscheidungsschwanger, im Urlaub hatte ich jetzt mal die Zeit mir konkrete Gedanken zu machen und auch mit meiner Frau in Ruhe zu reden. Ich habe in meinem Leben 4 x den Punkt erreicht gehabt, das die Arbeit die ich machte mir keinen Spaß mehr machte. Jedesmal habe ich sehr zeitnah die Konsequenzen gezogen, und einen Schnitt gemacht. Zuletzt vor 12 Jahren, als ich in die Selbstständigkeit gegangen bin, eigentlich sollte das der letzte Schritt sein. Aber wenn die eigene Selbständigkeit keinen Spaß mehr macht, wenn die „unternehmerische Freiheit“ eher eine Belastung als wirkliche Freiheit ist – dann sollte man erst recht sagen – Schluß jetzt!
Und genau diese Entscheidung habe ich jetzt auch getroffen, es reicht! Ich werde nun also so schnell wie möglich die Firma Caminneci Wine & Spirit Partner abwickeln, die restlichen Bestände gehen entweder an die Lieferanten zurück oder werden noch verkauft. Meine Mitarbeiter sind zum 30.9.17 gekündigt. Wenn alles gut läuft ist bis dahin alles abgewickelt und ich stehe mit leerem Lager und ausgeglichenen Konten da…
Was danach kommt, ich weiß es noch nicht, sicherlich würde ich gerne weiterhin was mit Whisky machen, es gibt auch schon ein, zwei Idee, Pläne, schauen wir mal, Sie wissen ja, die Whiskywelt ist ein Dorf, vielleicht sieht man sich schneller wieder als man denkt .. Ich weiß, das klingt jetzt alles nach „hopplahop“ und Schnellschuß, aber glauben Sie mir, ich habe seeeehr lange und gründlich nachgedacht!
Ich kann natürlich nicht sagen, wie es in der Zukunft um die Distribution der Produkte meiner Lieferanten in Deutschland bestellt sein wird. Ich werde versuchen diesen einen Weg zu Kollegen zu ebnen, aber das steht natürlich alles nicht in meinem Ermessen.
[…]
Ein Großteil unserer Warenbestände ist bereits auf dem Weg zurück zu den Lieferanten, wir haben uns, in Absprache mit diesen, gegen eine Ausverkaufsaktion entschieden um einem eventuellen Nachfolger den Start nicht zu erschweren.
[…]
Ja, ich denke, das war dann erstmal genug schweres zu verdauen, damit lasse Ich Sie jetzt erstmal alleine damit. Wenn Sie noch Fragen haben, bin ich natürlich weiterhin für Sie zu erreichen. Liebe Grüße einstweilen — Andrea Caminneci & das Team von Wine & Spirit Partner“
Wir wünschen Andrea alles Gute für die Zukunft und hoffen, dass er tatsächlich in der einen oder anderen Weise die deutsche Whiskyszene weiter mit seinen Ideen und Projekten befruchten wird.